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Fest der Puertorikaner

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Barbecues, Salsa und Disco

Straßenfeste und Hausbrände

Schwarzmarkt in der Lower East Side

Sonntags ist die Straße bis spätabends ein Basar der Latinos, getränkt vom Geruch des gebratenen „Wegerichs“ in den großen Blechwannen an der Avenue D, und überall stehen Barbecues voller Sonnenblumen, Salaten und Leckereien. Die Kinder duschen im Strahl der Straßenhydranten, die sie aufgeschraubt haben, und schmeißen einem Knaller vor die Füße. Flohmärkte finden am Wochenende auf den Bürgersteigen statt, es gibt einen richtigen Obst- und Gemüsemarkt in den Alleen von Tompkins Square, und Punkkonzerte. Die Luft vibriert von den Salsa- und Discoklängen der Geräte, die Teenager auf der Schulter herumtragen.

Die bodegas sind voller grüner Bananen, yams und anderen rutabagas, um nicht von den Fliegen zu reden, die vom Fleisch angezogen werden. Man findet selten mantequilla, Butter, zu teuer, die Frauen braten mit Margarine. Aber man hat die Gewißheit, bei ihnen rund um die Uhr Windeln und Babybrei zu finden. Und in der Bäckerei kriegt man Butterstulle mit warmem Brot, wie in Südamerika.

Im Winter zünden die Männer in den eisernen Mülleimern auf dem Bürgersteig Feuer an, mit altem Schnitzwerk aus demolierten Gebäuden, um sich warmzuhalten, während sie mit ihrer Gruppe die Straße überwachen. Die kleinen Flämmchen sind von weitem als roter Schimmer zu sehen, vom Wind zerzaust, kleine Miniaturbrände, Wärmequellen für jene, die keine Heizung in ihrer Behausung haben, Treffpunkt für Passanten.

Die 7th Streeet Boys haben ihr Generalquartier vor dem Waschsalon zwischen den Avenues A und B (dort finden mehr anrüchige Geschäfte statt, als Wäsche gewaschen wird) oder auf der anderen Straßenseite, auf einer Bank, die neben dem Parkplatz steht. Sie sind eher im Schwarmarkt als im Drogenhandel tätig. Sie sind um die dreißig und behrerrschen den gazen Block. Innerhalb eines Monats haben sie letzten Sommer zwei ihrer Mitglieder verloren. Vom Tod des ersten – Gerüchten zufolge ging es um eine Abrechnung, es sei denn, es war eine Überdosis – erfuhr man, weil ein Totenkranz mit violetten Plastikblumen am Stracheldrahtzaun des Parkplatzes hing, der andere starb in einem Brand nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Auch er bekam seinen Totenkranz.

Brände gibt es jede Woche. Der beißende Rauch verliert sich manchmal im Nebel der Herbstdämmerung, und die Feuerwehrautos kommen heulend angezischt. Eines abends, als ich im Taxi heimfuhr, fand ich an der Straßenecke eine Menschenmenge vor. Während der Taxifahrer sich so schnell wie möglich entfernte, um dem Risiko eines Überfalls vorzubeugen, ging ich mit klopfendem Herzen zu meiner Wohnung. Der Brand war auf der anderen Straßeseite, ein Stück weiter vorne, Ursache war ein Heizlüfter, der zu nahe an einem Bett gestanden hatte. Wenn die Heizung nur funktioniert hätte ... Aber die Hausbesitzer zögern nicht, die Heizung und sogar das Wasser abzustellen, wenn ihre Mietobjekte ihnen nicht genug einbringen.