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Gesellschaft

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Chinesische Jugendliche

Zwei Klassen im Reich der Mitte

Zwischen Nationalismus und Konsum

China befindet sich momentan im Brennpunkt des politischen Interesses. Nicht nur die Austragung der Olympiade, auch die Tibetpolitik und den Aufschwung zur Weltmacht machen neugierig, welche Persönlichkeiten sich hinter diesem Volk verbergen.

Vor fünfzig Jahren fand die Revolution unter Mao statt. Man erinnert sich an gleichdenkende Chinesen in Einheitskleidung, an arbeitsame, gehorsame Untertanen. Doch spätestens mit dem berühmten Satz "Reich werden ist ehrenhaft" kam ein Wandel ins Land. Die früher so strikte Abschottung vom Westen wurde aufgeweicht, man orientierte sich an Industrienationen und trat in ihre Fußstapfen. Nun boomt die chinesische Wirtschaft, in Großstädten entstehen neue Hochhäuser und Konsumpaläste, gigantische Projekte wie z.B. der Drei-Schluchten-Staudamm werden in Angriff genommen. Manager laufen mit Handy, Anzug und Aktentasche durch die Straßen, Jugendliche surfen im Internet und tanzen die Nächte durch. Viele Freiheiten wurden durch die Öffnung zum Westen gewonnen, doch andere, existenzielle, werden den Einwohnern noch immer nicht gewährt.

Deutlich zeichnet sich eine Zweiklassengesellschaft ab. Auf der einen Seite reiche Stadtbewohner, die dem Konsum frönen, auf der anderen Seite arme Wanderarbeiter oder Landleute, die kaum genug Geld zum Überleben haben. Diese machen immerhin achthundert Millionen aus. Selten vermögen sie einen Arzt zu bezahlen, selten eine Schule für ihre Kinder. Leben Landleute nämlich in der Stadt, sind sie dort nur geduldet, weshalb z.B. höheres Schulgeld anfällt. Zudem steht mehr Arbeit an, kein bezahlter Urlaub, kein Kündigungsschutz, keine Krankenversicherung … In ihren Behausungen am Stadtrand fehlen Heizung und fließendes Wasser. Bei der Aufnahmeprüfung zur Uni müssen ländliche Bewerber mehr Punkte erreichen.

Die Jugend spiegelt die neue Orientierung Chinas wider. Heutige junge Erwachsene wuchsen zwischen Computer und Mc Donald´s auf, zwischen Popstars und Disco. Sie sind Einzelkinder, an Propaganda gewöhnt. Das Gemetzel auf dem Platz des Himmlischen Friedens (1989) erlebten sie nicht mit, da sie damals erst ein paar Jahre zählten. So tragen sie nun das zur Schau, was die Erziehung in ihnen weckte: Starken Nationalismus und westlichen Konsum.