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798-Fabrik

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Fabrikaufbau in China

Hilfe aus der DDR

Geschichte der 798-Fabrik in Peking

Seit fünfzig Jahren steht die Pekinger 798-Fabrik, inzwischen Mittelpunkt der Kunstszene. Sie hatte hohe Bedeutung für das Land, das sich gerade vom Bürgerkrieg erholt hatte, weshalb man ihren Bau im ersten Fünf-Jahres-Plan festhielt. Hier sollten Funkradios für die Armee hergestellt werden, technische Unterstützung strömte aus Russland und der DDR ins Land.

150 Ingenieure und Facharbeiter der DDR halfen beim Bau. Die Anreise per Flugzeug über Russland und die Mongolei verschlang drei Tage. Der Lohn wurde weiterhin in der Deutschen Demokratischen Republik gezahlt, in China empfingen die Arbeiter einen Tagessatz.

Damals war die chinesische Volksrepublik noch jung, China exotisch. Man traf auf Kamelkarawanen, Eselskarren, Einheitskleidung in Form blauer Anzüge für Männer und Frauen … Wenn sie nicht gerade in der Fabrik am Stadtrand arbeiteten, hatten die Ausländer Gelegenheit zur Landeserkundung. So rief man auch Tanzveranstaltungen für sie ins Leben, wobei allerdings streng auf Liebeleien geachtet wurde. Liaisons zwischen Chinesinnen und Ausländern? Unerwünscht!

Einweihung war im Sommer 1957, wozu Walter Ulbricht (Generalsekretär) und Zhou Enlai (chinesischer Premier) anreisten.

Später traf man bis zu 20 000 Angestellte in der Radiofabrik, die sich über modernste Wohnhäuser, Sportmannschaften, eigene Schule und Krankenhaus freuten. Während der Kulturrevolution geriet die Herstellung ins Stocken; die gute Konjunktur nach Maos Tod rückte die Fabrik endgültig ins Hintertreffen.

Vor fünf Jahren nahmen die ersten Künstler die Fabrik in Beschlag. In diesem Jahr feiert sie nun Jubiläum, auch wenn sie längst nicht mehr ihren ursprünglichen Zweck erfüllt: Wo man einst an Funkradios für die Armee bastelte, treffen sich heute Künstler; Gäste erblicken z.B. Ausstellungen von Alexander Ochs oder Urs Meile.