Vorträge

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Niugini auf der Kazakhstan

Erneute Vertretung im Gästehaus

Bilder von der Weltreise der Demütigung

Auf dem Weg zum Pool des Madang Hotels begegnete ich Linus, dem Kapitän des Melanesian Explorer. Begeistert rief er bei meinem Anblick: „Oh Gabi, du wirst ja fett!“ Ich schaute an mir hinunter, ich konnte nichts dergleichen entdecken. Zu Linus sagte ich: „Soweit ich das sehen kann, bin ich nicht dicker als damals auf deinem Boot, und fett zu werden, habe ich eigentlich nicht vor.“ Er komme gerade aus dem Büro von Melanesian Tours, berichtete Linus, und da sei mit Sicherheit gerade mein Name gefallen, er wisse nur nicht, in welchem Zusammenhang. In seinem Büro trafen wir auf Peter und seinen Sekretär. „Ja“, meinte Peter, „wir haben in der Tat gerade von Dir gesprochen.“ Er brauche jemanden, der für „Delphin Seereisen“, eine deutsche Reiseagentur für Kreuzfahrten, Vorträge auf einem Schiff während der Fahrt von Cairns nach Madang hielt, erzählte er, spontan sei ihm dabei ich eingefallen.


Hinter meinen Schläfen fing es an, zu hämmern. Ich sah mich wieder auf dem Melanesian Explorer, Bilder von der „Weltreise der Demütigung“ stiegen auf, ich hörte, wie Frau Macks mich eine kleine Missionarsfrau nannte. Oh nein, dachte ich, nicht noch einmal so etwas. Peter sprach ungerührt weiter, er würde mir eine Einreiseerlaubnis für Australien besorgen, ich brauchte nur nach Cairns zu fliegen und dort an Bord der MS Kazakhstan gehen. In den zwei Tagen, die sie von Cairns nach Madang benötigte, sollte ich den Deutschen an Bord über mein Leben in Niugini Vorträge halten, und schon sei ich wieder in Madang. So langsam fing die Sache an, mich zu reizen. Peter fügte noch hinzu, das Ganze sei in keiner Weise vergleichbar mit der damaligen Reiseleitung, womit er mich dann bezirzt hatte.


In den drei Wochen, die mir blieben, organisierte ich alles bestens. Wieder war Ligita bereit, mich im Gästehaus zu vertreten, sie sagte sogar freudig zu, hatte sie doch dadurch eine richtige Aufgabe. Ich erinnerte mich an Rick aus Townsville, der Silvester bei uns in Amron verbracht hatte, und mit dem ich Adresse und Telefonnummer ausgetauscht hatte. Er hatte zum Abschied gesagt, wenn ich jemals nach Australien käme, würde er mir auf jeden Fall sein Land zeigen. Als ich bei ihm anrief, sagte er sofort zu, sich Urlaub zu nehmen und mich in Cairns abholen zu wollen. Ich solle versuchen, ein paar Tage früher zu einzutreffen, damit er genügend Zeit habe, mir sein „Aussieland“ zu zeigen.


An den Abenden, die zunehmend zu Regenabenden wurden, sah ich meine Notizen von den Kurzvorträgen auf dem Melanesian Explorer durch und bastelte daraus zwei Vorträge für die Kazakhstan. Peters Sekretär überreichte mir eine Einreiseerlaubnis für Australien sowie ein Flugticket nach Cairns, Michael brachte mich mit Janna zum Flughafen – ich war auf dem Weg in ein neues Abenteuer.


Ich flog über Port Moresby nach Cairns, wo mich Rick erwartete. Wie versprochen zeigte er mir „sein Australien“, wir verbrachten drei unvergessliche Tage, die im Nu verflogen. Zunächst buchten wir uns in einem Motel ein, verstauten unser Gepäck, und los ging´s mit Erkundungsfahrten rund um Cairns. Die Straße wand sich an riesigen Zuckerrohrplantagen vorbei die Berge hinauf. Rick zeigte mir die Tafelberge, die „Atherton Tablelands“ im Hochland, gleich hinter Cairns, mit wunderschöner Aussicht auf das Mulgrave Valley und seinem dichten Regenwald. Rick machte mich auf die Zerstörung des unter uns liegenden Waldes aufmerksam, die durch einen, erst kürzlich über das Land gezogenen Zyklon, einen Wirbelsturm, wie er in Australien häufig vorkommt, entstanden war.


Anschließend zeigte er mir etwas ganz Besonderes: Wir hielten vor der Ruine eines malerisch überwachsenen Schlosses im spanischen Stil. Rick erzählte die ergreifende Geschichte eines nach Australien ausgewanderten Spaniers, der für seine Liebste in Spanien dieses Schloss, das dem ihres Vaters glich, errichtete. Als es fertig war, schrieb er nach Spanien, seine Braut könne nun nachkommen, musste aber erfahren, dass sie an irgendeiner Seuche gestorben war. Traurig hatte der Spanier das Schloss niemals bezogen und es dem Verfall anheimgegeben. „Bald werden die Touristen in Scharen hier anrücken“, seufzte Rick traurig, „bis jetzt ist der Ort noch ein Insidertipp, den nur wir Einheimischen kennen“. Auf der Rückfahrt parkte er unvermittelt bei einem kleinen Fluss, in dem wir ungefährdet schwimmen konnten, da er, wie Rick wusste, garantiert krokodilfrei war.