Abschied

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Glück pur

Endlich wieder Zeit für einen Familienabend

Große Abschiedsfeier mit langen Reden

Am Nachmittag fand ich mich mit Amos auf einen Tee bei Mama Butut ein, die uns bereits erwartete. Mama Aisaip mit Ainimes und andere Mamas waren schon vor mir eingetroffen. Mama Aisaip reichte mir wie so oft früher Ainimes herüber und zog Amos mit einer selbstverständlichen Bewegung auf ihren Schoß. Sie erzählte wieder einmal den anderen Frauen die Geschichte, warum Ainimes noch auf dieser Erde lebte. Vertraut saßen wir zusammen, andere alte Geschichten wurden ausgegraben, genüsslich von allen Seiten beleuchtet und wiederholt in verschiedenen Versionen erzählt. Wir erinnerten uns an gemeinsame Entbindungen, meine erste missglückte Spritze und Aisaips Scherze darüber, wie wir zusammen im Ujapan gebadet hatten – staunend erinnerte ich mich, wie stark und voller Lebensfreude ich einmal gewesen war. Beglückt hörte ich dem bekannten kreischenden Lachen der Frauen zu, wir waren wieder wie eine verschworene Gemeinschaft. Aber dann war es doch Zeit, zu gehen, und ich wanderte mit Amos vor Einbruch der Dämmerung über die Station zurück zu unserem Haus. Als wir am Ananasgarten vorbeimarschierten, staunte ich, wie sehr er sich vergrößert hatte.


Den Abend verbrachten wir endlich wieder vereint als intensiven Familienabend mit Singen und Reden, brachten Amos zusammen zu Bett wie früher – es war Glücklichsein pur. Am nächsten Tag schaute ich den Stationsleuten ein letztes Mal bei den Vorbereitungen für ein Mumu-Essen zu, ich wollte alle Eindrücke noch einmal tief in mich aufnehmen. Ich beobachtete Amos beim Spielen mit den einheimischen Kindern. Er war gerade ein erlegtes Wildschwein, die anderen Kinder hoben ihn hoch, trugen ihn schlaff hängend zu einer Matte, und fingen mit Hölzern an, das Wild zu zerlegen. Da erwachte das totgeglaubte Wildschwein zum Leben, die Kinder stoben auseinander, und das Wildschwein jagte sie.


Dieses Mal blieb ich von den Abschiedsreden nicht verschont, aber ich ertrug sie tapfer, ich konnte dem anderen Umgehen mit Zeit und den langen Reden sogar etwas abgewinnen. Wie fremd waren mir die Wiederholungen der Reden zu Anfang gewesen, jetzt hätte es mich erstaunt, wenn sie ausgeblieben wären. Seltsam vertraut saßen wir zusammen, unsere Ankunft wurde beschrieben, gemeinsame Erlebnisse wurden wieder und wieder erzählt. Die Zeit in Begesin lief noch einmal wie ein Film vor meinen Augen ab.