Einzigartig

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Amüsante Kreuzfahrt

Es war wirklich ein Luxusschiff

Kennenlernen des Künstlervölkchens

Im Hafen von Cairns thronte groß und weiß die MS Kazakhstan, geschmückt mit gelbem Hammer und Sichel auf rotem Grund. Ich bedankte mich bei Rick dafür, dass er mir sein Australien gezeigt hatte und ging an Bord des Kreuzfahrtschiffes. Auf diesem Schiff arbeiteten neben der Reiseagentur ausschließlich Sowjetbürger, denen es untersagt war, außer bei ihrem Service Kontakt mit den deutschen Reisenden aufzunehmen. Ich wurde von Marianne, einer deutschen Reiseleiterin herzlich begrüßt, die mir zunächst meine Kabine zeigte. Sie führte mich über lange teppichbelegte Korridore, so dass ich nun verstehen konnte, warum immer, wenn eines dieser Schiffe in Madang lag, so viele Weiße die Stadt überfluteten. Die Kazakhstan konnte mindestens hundertachtzig Passagiere aufnehmen, und nach endlosen Fluren öffnete Marianne meine geräumige Außenkabine mit einem offenstehenden Bullauge. Ich stellte mein Gepäck ab und wurde anschließend durch das ganze riesige Schiff geführt, mit all dem Luxus, den es zu bieten hatte. Sie zeigte mir die exquisit ausgestatteten Speisesäle, daneben eine riesige Halle für Vorführungen, Konzerte und Vorträge. Eine Etage tiefer waren die Fitnessräume mit allen nur denkbaren Geräten, eine Bibliothek und das Bordkino.


Ganz oben sah ich die Sonnendecks mit Liegestühlen neben einem großen Pool – auf diesem Luxusschiff war an nichts gespart worden. Oben in ihrem Büro händigte mir Marianne einen Schiffsplan aus und sagte, um neunzehn Uhr werde sie mich im Speisesaal A erwarten. Trotz des Plans brauchte ich ziemlich lange, um meine Kabine zu finden. Dreimal landete ich im Speisesaal und versuchte von dort aus, mich zu orientieren. Schließlich hielt ich einen Steward an, der mir mit stoischer Miene in hartem Deutsch Auskunft erteilte.


Ich schaffte es gerade noch, zu duschen, als es schon an der Zeit war, mich auf den Weg zum Speisesaal zu begeben. Dieses Mal fand ich leichter den Weg, denn auf den Korridoren waren viele Kabinennachbarn unterwegs zum gleichen Ziel. Marianne erwartete mich bereits und stellte mich gleich dem „Künstlervölkchen“ vor, dem ich nun als Vortragsrednerin angehören sollte. Ohne jegliche Vorbehalte wurde ich von diesen Menschen locker aufgenommen, sie wollten nur wissen, was mein Auftrag auf dem Schiff sei, schon war ich eine der Ihren. Ich fühlte mich erst ein bisschen fremd unter ihnen in meinem Secondhand-Kleidchen, das ich in Chinatown in Madang erstanden hatte. Ich lernte den Schlagersänger Graham Bonney mit seiner Frau Iris kennen, den Zauberer Perry mit Frau Eve, und noch das schwule Seidenmalerpärchen Mike und Mike. Mit ihnen am Tisch saß eine flotte blonde Hamburgerin namens Günna, zu der ich mich spontan hingezogen fühlte.


Alle begegneten mir äußerst aufgeschlossen. Beim Abendessen lauschte ich amüsiert den Insidergesprächen, man war schon seit Genua zusammen und hatte so einige gemeinsame Erfahrungen gesammelt. Aber auch ich wurde wie selbstverständlich in die Unterhaltung mit einbezogen, und innerhalb kurzer Zeit hatte sich bei mir jedes Gefühl von Fremdheit gelegt, ich fühlte mich rundum aufgehoben in diesem Kreis, und bald „badete“ ich in dem lebhaften, auf Deutsch geführten Gespräch. Während des Abendessens legte die Kazakhstan ab und nahm Kurs auf Madang.