Schadensbegleichung

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Nervosität macht sich breit

Beseitigung des Chaoses

Zerplatzt der Traum vom Gästehaus doch noch?

Ich verbrachte Tage mit dem Schmieden von Plänen für die ersehnte Leitung des Gästehauses, war aber letztlich völlig unvorbereitet, als es so weit war. Shirley erklärte mir das Buchungsbuch, ein Buch riesigen Ausmaßes, in dem zum jeweiligen Datum die einzelnen Zimmer des Hauses mit ihrer gebuchten Belegung eingetragen wurden. Nicht besonders viele Buchungen für die nahe Zukunft, stellte ich fest, dachte aber, na ja, Trockenzeit, erst mal muss ich Fuß fassen, es wird sich schon alles regeln. Wir marschierten zusammen zur Bank, um die Unterschriftsvollmacht für das Konto des Gästehauses auf meinen Namen umschreiben zu lassen. In der Kühle der klimatisierten Bank hörte ich, wie Shirley "cool" sagte, Madang sei ihr ein Zuhause geworden, sie verlasse es nur höchst ungern, sie sei sogar mit der Kirchenleitung über eine mögliche Verlängerung ihres Vertrages in Verhandlungen. Ein Schauer überflog meinen Körper, eine innere Stimme in mir stöhnte auf, nur das nicht, verschwinden soll sie, hier will jetzt ich walten. Zurück im Gästehaus stellte sich heraus, dass sie keineswegs vorhatte, ihren Kontrakt zu verlängern. Sie erklärte mir das Abrechnungsbuch – rasch erkannte ich mit meinen buchhalterisch ungeübten Augen, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Die Wäscheschränke befanden sich in einem unbeschreiblichen Zustand des Chaos, die Bettwäsche war großteils zerschlissen, die Handtücher waren steife, vom Meerwasser harte, durchlöcherte Lappen. So habe sie das übernommen, erzählte sie mir, nie sei genug Geld hereingekommen, um etwas Neues anzuschaffen. Mach dich endlich vom Acker, dachte ich ingrimmig, dieser Saustall soll ein anderer werden. Shirley stellte mir die beiden „boys“, die ich sofort in wokman, Arbeiter, umbenannte, vor. Sie hießen typischerweise Jimmy und John, oder sie nannten sich nur so, um von den Weißen leichter eingeordnet werden zu können. John war ein gebürtiger Biliaumann, und als ich ihn in Graged mit „Uza gauai, guten Tag“, begrüßte, das Z mit „Wasser im Zahn“ gesprochen, hatte ich einen Verbündeten gefunden. Er wohnte mit seiner Familie in dem hinter dem Gästehaus gelegenen Haus, und seine Frau erledigte die Gartenarbeit um die beiden Häuser. Jimmy war ein Mann aus dem Sepik squatter settlement, einer Siedlung gleich hinter Madang von Leuten aus dem Gebiet des Sepikflusses, ein sanfter, friedlicher Mann, wie ich es mir von einem Sepikmann kaum erwartet hatte.