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Viele Verbote

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Rauchverbot und andere Regeln

Mit italienischen Ordnungshütern ist nicht zu spaßen

Italiener sind weniger individualistisch, als wir denken

Dass höchste Führungspersönlichkeiten nicht gerade Vorbilder für Recht und Moral sind und oft ungeschoren davonkommen, hat das Vorurteil von der Blindheit italienischer Polizei und Justitia gefördert. Aber viele strenge Vorschriften, harte Strafen und die so erzwungene Bereitschaft, sich entsprechend zu verhalten, gab es in Italien schon immer. Nur wurden die Regeln für das zivile Zusammenleben in Italien nicht wahrgenommen oder von Urlaubern in ihrem Ausnahmezustand lustvoll mißachtet.

Wahrscheinlich hat das seit Anfang des Jahres geltende strikte Rauchverbot in den allermeisten öffentlichen Lokalen die Wahrnehmung geschärft. Dass dieser Bann für den Qualm weithin respektiert wird, scheint nördlich der Alpen zu einem anhaltenden Schock geführt zu haben. Viele Nordlichter verunsichert es offenbar, wenn diese individualistischen Italiener sich zu einer kollektiven Verhaltensänderung zwingen lassen. Über das Rauchverbot redet hier niemand mehr; aber fast jeder Tourist, der gerade ankommt, steuert schnell auf das ungeheuerliche Thema zu.

Es gibt nicht nur engherzige Gesetzgebung, sondern auch viele lokale Vorschriften. Wer auf Roms Piazza Navona in den Vier-Flüsse-Brunnen steigt oder in Florenz auf der Piazza della Signoria an der Neptun-Statue hochklettert, findet bei seinem Richter kein Verständnis. Etwa im ligurischen Alassio oder im toskanischen Viareggio sollte man der Versuchung widerstehen, in der Badehose vom Strand direkt ins Zentrum zu spazieren. Das kostet was.

Genauso, wenn jemand vor Venedigs Kunstschätzen schwitzt und sich so weit auszieht, wie er es auf manchen Bildern sieht. Taubenfüttern ist, weil die scharfsaure Hinterlassenschaft der Vögel antikem Kulturgut zusetzt, in etlichen Orten verboten. Oder der öffentlichen Ruhe wegen der nächtliche Alkoholgenuß auf der Straße. In Capris engen Gassen sind sogar klappernde Holzschuhe nicht zulässig. Bei Zuwiderhandlung sind auf der Insel, die schon Kaiser Tiberius Ruhe bot, 50 Euro fällig.

Nicht einmal jeder Hundeliebhaber ist begeistert, wenn sich ein fremdes Tier nach erfrischendem Bade am Strand auf seinem Handtuch abschüttelt. Braucht es für Selbstverständlichkeiten - zum Beispiel, wo Hunde hindürfen und wo nicht - eigentlich geschriebene Regeln? Offensichtlich. In einem Land, dessen Parlament ein Vielfaches an Gesetzen wie in vergleichbaren Demokratien produziert, gibt es auch einen Überschuß an Alltagsvorschriften.

Und wer etwa als Tourist mit einer Rolex-Fälschung ertappt wird, darf nicht mit Milde rechnen. Rund 3000 Euro Strafe sind da keine Seltenheit.

September 2005