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Lebensstandard

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Preise, Lebenshaltungskosten, Lebensqualität

Miese Stimmung

Die Stimmung ist nicht gut. Egal mit wem man spricht – alle beklagen sich darüber, wie teuer alles geworden sei. Das Geld ist schon alle und noch immer ist so viel Monat übrig.

Lügt die Statistik?

Dabei sehen die offiziellen Werte des Italienischen Instituts für Statistik ISTAT gar nicht schlecht aus. Nach dessen Angaben liegt die Inflationsrate bei nicht einmal 2 Prozent.

Doch wie ist das Phänomen zu erklären? Die Einkünfte stagnieren schon lange. Lohnerhöhungen gab es in den vergangenen Jahren nur in bescheidenem Umfang. Gleichzeitig stiegen vor allem die Kosten für Miete und Haus, für Lebensmittel und für die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch die gesundheitliche Versorgung wird immer kostspieliger.

Arztbesuche und die Zuzahlungen zu den Arzneimitteln sind wesentlich teuerer als noch vor zwei Jahren. Insgesamt, so rechnet das unabhängige Marktforschungsinstitut OD & M Consulting nach, ging im Vergleich zum Vorjahr 9,3 Prozent der Kaufkraft verloren.

Besonders davon betroffen sind Personen mit geringem Einkommen. Ein Einkauf beläuft sich auf 12 Prozent mehr, die Preise für Obst und Gemüse sind um 10 Prozent gestiegen und ein Abendessen im Restaurant liegt ebenfalls 10 Prozent höher.

Gesunkene Sparquote

Früher war Italien zusammen mit Japan weltweit das Land mit der höchsten Sparquote. Heute geben 75 % der Haushalte an, nichts mehr sparen zu können.

Immer wieder wird die Einführung des Euro als Hauptursache für die gestiegenen Preise genannt. Dies ist zwar etwas eine etwas vereinfachte Schuldzuweisung, doch richtig ist sicher, dass der italienische Handel die Einführung des Euro zu deutlichen Preiserhöhungen genutzt hat.

Luftige Lohntüten

Wer in Italien lebt, wird feststellen, dass die meisten Produkte ähnlich viel kosten wie bei uns. Doch die Gehälter liegen teilweise noch deutlich unter dem bei uns üblichen Niveau. Die inzwischen sehr häufigen befristeten Arbeitsverträge werden durchschnittlich mit 760 € netto monatlich entlohnt. Ein Lehrer (45 J.) verdient um die 1260 €, eine Krankenschwester (36 J.) 1300 €, ein Arbeiter (41 J.) in Norditalien um die 1200 €. Einem Hochschulprofessor bleiben nach Abzug der Steuern noch 1700 €.

Verunsicherung auf Arbeitsmarkt

Zur schlechten Stimmung tragen auch die vielen unsicheren Arbeitsverhältnisse bei. „Früher konnte man bei einem festen Einkommen und einem sicheren Arbeitsplatz auch langfristige Investitionen planen“, erklärt ein Mitarbeiter des Arbeitsministeriums. „Doch mit einem befristeten Arbeitsvertrag bekommt man auch keinen Bankkredit, z.B. für einen Immobilienkauf.“

Erosion der Mittelschicht

Manche sprechen schon vom Abstieg oder sogar dem Verschwinden der Mittelschicht.

Zumindest ist ein deutlicher Trend sichtbar: Die Zahl der abhängigen Arbeitnehmer liegt wie vor 10 Jahren unverändert bei 16 Millionen. Doch deren Beitrag zum Bruttosozialprodukt ging von 50 auf 40 Prozent zurück. Knapp 6 Millionen Arbeitnehmer verdienen nicht mehr als 1000 € monatlich. Die zunehmende Armut spüren auch die Mitarbeiter der Caritas: „Sechs von zehn Einsätzen sind für Familien mit einem festen Einkommen bestimmt. Erwerbsarbeit reicht heute nicht mehr aus, um der Armut zu entgehen.“ Und doch steht in Artikel 36 der italienischen Verfassung: „Jeder Arbeitnehmer hat ein Recht auf eine angemessene Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine freie und würdige Existenz ermöglicht.“