Festliche Stimmung

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Besuch der Kiaps aus Usino

Autofahren lernen in Papua-Neuguinea

Andere, doch auf Dauer öde Beschäftigung - Kaffeeklatsch

Dennoch, der Besuch der Kiaps wurde dadurch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Sie konnten ihre gewohnte Menge an Alkohol zu sich nehmen, wobei sie immer witziger wurden, und bei einem Fondueessen wollten Begeisterungsrufe wie, „astonishing, great, terrific“ nicht mehr abreißen. Im Verlauf des Abends steigerten sich die Redseligkeit und Lustigkeit der kiaps, die Geschichten erzählten, bis wir Tränen lachten. Phil, der australische oberste kiap, beschrieb eine Schulung für luluais, die einheimische Entsprechung eines kiaps oder so etwas wie ein Bürgermeister. Sein Vorgänger hatte ihm geschildert, wie er versucht hatte, einer Gruppe von luluai-Anwärtern das Marschieren beizubringen. Das left-right, links-rechts, wollte ihnen nicht im Kopf bleiben, so oft er es auch versuchte. So war er auf die rettende Idee verfallen, an ihren Unterschenkeln Blätter zu befestigen: das linke war ein Taroblatt, das rechte ein Bananenblatt. Die Schilderung der auf das Kommando „Taro, Banana, Taro, Banana!“ konzentriert auf ihre Unterschenkel blickenden, marschierenden Männer trieb uns erneut Lachtränen in die Augen! An diesem Abend entstand die Idee, ich könne auf der Station der kiaps das Autofahren lernen, und auch bei Bob, dem australischen Verwaltungsbeamten, die Führerscheinprüfung ablegen. So kam es, dass ich Wochen später meinen Führerschein in einem riesigen truck, einem Laster, mit Vierradantrieb machte.

Die kiaps luden uns wenig später ein, mit ihnen Saidor, eine Küstenstation der Regierung, zu besuchen, damit wir buskanaka, wie sie uns einschließlich sich selbst bezeichneten, einmal aus der Isolation herauskämen. In Saidor nahm uns die Frau des dortigen kiaps in Empfang, es war tatsächlich ein Empfang. Unsere „Verrückten“ waren bereits eingetroffen, standen im Wohnzimmer, das eher die Bezeichnung „Salon“ verdiente, wir bekamen alle einen Martini in die Hand gedrückt, die Dame des Hauses machte Konversation mit uns – wir waren im gleichen Land, aber gleichzeitig in einer anderen Welt. „Ola man“, raunte ich Michael zu, „die leben hier ja blütenweiß!“ Er rollte bedeutungsvoll die Augen. Saidor erschien mir fast wie eine Weißenenklave. Die Frauen der dort lebenden Regierungsbeamten führten eine Art von gesellschaftlichem Leben, das ich noch nie erlebt hatte, und sie fühlten sich doch wie in die Wildnis ausgestoßen. Jede hatte einen houseboy, einen einheimischen Bediensteten, der die Hausarbeit erledigte und auch die Mahlzeiten zubereitete und servierte. Die Damen unterhielten sich gerne darüber, wie schwierig es doch sei, die houseboys so weit zu bringen, dass sie den nötigen „Schliff“ bewiesen. Sie sprachen Tok Pisin wie Pidginenglisch, seltsam verfälscht klang es für mich, so wurde kranki, was fehlerhaft, falsch, bedeutet, ausgesprochen wie „kränki“. Sie trafen sich nachmittags zum Bridgespielen, wobei immer über nicht Anwesende gelästert wurde, wie ich einer Unterhaltung unserer Gastgeberin und ihrer Nachbarin entnahm. Es wurde ein entspanntes Wochenende ohne Arbeit für mich, ich saß mit den Frauen bei einem Tee oder Gin-Tonic auf der Veranda, die Männer spielten darts, das bekannte englische Wurfpfeilspiel; aber bald stellte sich ein Gefühl für die Öde ein, die diese Frauen erfüllen musste. Und so fühlte ich mich seltsam erleichtert, als es Zeit war, uns wieder auf den Weg in die vertraute Buschsituation zu machen.