Urlaub

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Weiter, immer weiter!

Sie machte aus Scheiße immer das Beste!

Unberührte Natur – Grün in allen Schattierungen

Mitte Januar machten wir uns auf unsere erste Fahrt nach Lae. Caroline hatte sich erboten, Max für eine Woche zu übernehmen, so dass wir ein erstes Mal Marina und Gunnar mit ihren Töchtern in Lae besuchen konnten. Wir wussten durch Briefe, dass es ihnen nicht gerade gut ging, dass sie sich in Lae verdammt unsicher fühlten, was wir in Madang nicht so recht nachvollziehen konnten. Zwar schlossen auch wir inzwischen unsere Haustüre bei Verlassen des Hauses ab, woran wir in Begesin nicht gedacht hatten, aber gleich von Angst zu sprechen, wäre uns nicht ich den Sinn gekommen. Marina hatte mir geschrieben: „Oh Gabi, ob sie uns einmal auf den Grabstein schreiben werden ´Sie machte aus Scheiße immer das Beste?` Ich fühle mich viel einsamer und verängstigter in dieser großen Stadt als damals im Busch von Aseki“. In den letzten Wochen war trotz Regenzeit so wenig Regen gefallen, dass wir glaubten, es in unserem Fahrzeug mit Vierradantrieb schaffen zu können, obwohl uns durchaus bewusst war, wie viele Flüsse zu durchqueren waren.


Wie bei unseren Urlaubsfahrten in Deutschland hatte ich für Janna und Amos jeweils eine Überraschungstüte zusammengestellt mit Rätselheften, kleinen Spielen, Lesestoff, und Süßigkeiten. Die meisten der von Deutschland her noch original verpackten Dinge hatten wir vor den Zollbeamten gerettet, indem wir für Waschmaschine und Schleuder Phantasiezölle gezahlt hatten. Aber dieses Mal erwiesen sich die Tüten als absolut unnötig.


Wie immer bei unseren Urlaubsreisen fingen wir bald aus alter Gewohnheit zu Singen an. „Auf einem Baum ein Kuckuck saߓ, fiel mir sinnigerweise als erstes Lied ein. Nur gab es hier keine Kuckucks, und als wir kurz nach Madang auf der Schotterstraße in den Busch eintauchten, verstummten wir alle Vier. Wir bestaunten die gewaltige, farbenfrohe Natur, die uns umgab. Grün in allen nur denkbaren Schattierungen, durchbrochen von leuchtend roten, gelben und lilafarbenen Bouganvilleablüten, die wild an den riesengroßen Bäumen rankten, fleißige Lieschen in allen Farben und weiße Trichterblüten der Trompetenbäume dazwischen – mir war, als kehrte ich in einen Traum zurück. Wir passierten Brücken, die mir höchst abenteuerlich vorkamen. Wenn ich das Rattern der Holzbohlen unter uns hörte, konnte ich nur hoffen, dass sie regelmäßig gewartet wurden, aber sie trugen uns alle hinüber zum anderen Ufer.


Einige Flüsse ohne Brücken mussten erst durchwatet werden, um die Tiefe des Flussbetts einschätzen zu können – unser Vierradantrieb schaffte es jedes Mal, auch wenn Michael und ich so manchen bangen Blick tauschten. Unser Weg führte bergauf und bergab durch Ausläufer des Finisterre-Gebirges, als Michael plötzlich Halt machte und nach etwas Ausschau hielt. „Irgendwo hier muss es gewesen sein“, rief er „ungefähr hier war einmal die Abzweigung der Straße, die nach Begesin führen sollte.“ Wir schauten uns verwundert um, sahen uns aber nur von Urwald umgeben. Allerdings nicht von dem dunklen Urwald, den wir bisher durchquert hatten, nein, es war heller geworden, die Bäume standen lichter und waren weniger von Lianen und anderen Gewächsen überwuchert. „Hier scheinen ja fast nur kumurere, Eukalyptusbäume zu wachsen“, fiel mir auf. „Genau das ist es!“ rief Michael. „Erinnerst du dich an die Straße, die damals Madang und Begesin verbinden sollte, und vor allem, wer sie gebaut hat, und aus welchen Beweggründen?“ Langsam konnten wir uns einen Reim auf den seltsam verwandelten Urwald machen.