Weihnachten

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Notwendige Neuanschaffungen

Heimische Weihnachtsplätzchen

Besucher aus vielen verschiedenen Ländern

Das folgende Weihnachtsfest habe ich in der Hauptsache mit Kochen verbracht, abgewechselt durch Besorgungen erledigen, und am Telefon beteuern, dass wirklich keine Zimmer mehr frei seien. Fast täglich riefen Amos, der zu den Ferien gekommen war, und Janna im Gästehaus an, um mir ihre Mitbringwünsche mitzuteilen. An Heiligabend kam ich völlig ausgelaugt zu Hause an, die Kinder stürmten auf mich zu: meine Mutter hatte ein Paket mit Plätzchen zusammen mit einem wahren Roman geschickt, da ich Rabenmutter ja nicht die Zeit für solche, einer Mutter anstehenden, Dinge hätte. Janna erzählte mir, beim Schmücken des Weihnachtsbaums habe sie sich an letztes Jahr erinnert. Endlich habe sie die Kassette mit der Orffschen Weinacht aufgelegt, dann hätten sich auch bei ihr die ersehnten Weihnachtsgefühle eingestellt. Unter dem Baum, den Michael mit Amos aufgestellt hatte, saßen wir noch eine Weile bei Plätzchen, wobei ich bald eingeschlafen sein muss. Am ersten und zweiten Weihnachtstag zeigte ich alle meine Kochkünste, meine Gäste waren begeistert, ich fiel abends todmüde ins Bett – für meine Kinder war ich nicht wirklich ansprechbar, aber die hatten ja zumindest einander wieder. Im Januar überwies ich von meinem erwirtschafteten Profit die Kredite an die Geschäftsführer der einzelnen Großmärkte zurück. Im Februar konnte ich der Kirchenleitung in Lae stolze zweihundert Kina überschüssiges Geld überweisen, es reichte trotzdem noch für notwendige Neuanschaffungen.

In der Folge hatte ich Gäste aus aller Herren Länder zu betreuen. Die kirchlichen Mitarbeiter waren mir ein besonderes Anliegen, vor allem die Außenstationsleute, von deren Alltagsleben und Isolation ich nur zur Genüge wusste. Ich hatte Gäste, die, neu im Lande, eine Art Orientierungszeit für „Dienste in Übersee“ bei mir verbrachten. Viele der unter Fremdheitsgefühlen leidenden Neuankömmlinge lud ich ein, uns in Amron zu besuchen, und dort versuchte ich, ihnen die Augen für die Schönheit um uns herum zu öffnen. Vor allem die Frauen erinnerten mich an mein eigenes Gefühl der Verlorenheit, als ich vor grauen Zeiten neu in dieses Land gekommen war. Häufig meinte ich, einen Kulturschock bei den neu Angekommenen zu erkennen. Die Rucksacktouristen, die mit echtem Interesse am Lande und an der einheimischen Bevölkerung Niugini bereisten, schloss ich besonders ins Herz. Sie mochten aus Amerika, Australien, Neuseeland, Israel, Japan oder Europa kommen – ihnen war ein tiefes Interesse gemeinsam, Land und Leute kennenzulernen. Oft saßen wir im Aufenthaltsraum zusammen. Sie erzählten von sich, wie sie dazu gekommen waren, ausgerechnet dieses Land zu bereisen, wollten immer viel wissen, stellten Fragen, die ich mir selbst noch nie gestellt hatte. Sie forcierten mich, meine Einstellung zu diesem heißen Land zu hinterfragen, sie stellten in Frage, fragten nach, die Gespräche waren ein Geben und Nehmen. Endlich kam ich nun dazu, meinen Satz „Ich bin nicht die mürrische holländische Dame“ zu sagen. Eines Nachmittags betrat ein bärtiger Rucksacktourist das Gästehaus, der ein kleines Buch bei sich hatte. Er schaute mich vorsichtig fragend an und wollte wissen, ob noch ein Zimmer frei sei. Der junge Australier zeigte mir später seinen Reiseführer relativ neuen Datums, in dem das Gästehaus als recht gute, preiswerte Unterkunft beschrieben wurde, das von einer mürrischen holländischen Dame geführt werde, wodurch man sich aber nicht abschrecken lassen solle.