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Religion

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Medina - die erleuchtete Stadt

Eine Reise in die Geschichte Tunesiens

Moscheen und andere Plätze

Die Medina von Tunis präsentierte sich uns als prächtiges Zusammenspiel von Moscheen, Medresen (Koranschulen), Grabstätten und Wohnhäusern, welches im gesamten Mittelmeerraum seinesgleichen sucht. Auch die Souks zählen zu den farbenfrohesten und geschäftigsten in Nordafrika. Zugang über die Porte de France, einem letzten Überrest (1848) des ehemaligen, die gesamte Medina umschließenden Mauerrings oder, für Motorisierte, über die Place du Gouvernement, wo ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sind.

Die Große Moschee steht außer freitags und sonntags von 8 bis 13 Uhr Besuchern offen. Von der Porte de France aus folge man der Rue Jamâ es Zitouna. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um die mächtigste Moschee in der Stadt. Ihre Gründung geht auf das Jahr 732 zurück. Die reiche Innenausstattung des Gebetssaals wird überragt von fünfzehn Schiffen mit je sechs Jochen. Die meisten der 184 Säulen stammen ursprünglich aus den römischen Tempelanlagen von Karthago und verleihen dem Gesamtkomplex sein originelles Gepräge.

Zu beachten ist, dass inzwischen nurmehr der Innenhof für Ungläubige zu betreten ist. Dazu bedarf es einer Eintrittskarte, die zugleich für andere Baudenkmäler und Museen der Medina Gültigkeit besitzt. Daher nicht wegwerfen!

Nur ein paar Schritte weiter erhebt sich die Hammouda Pacha-Moschee. Hauptgebäude und Minarett sind von großer Eleganz und üppig dekoriert. Den Architekten des Bourguiba-Mausoleums in Monastir diente sie als architektonisches Vorbild. Im Hof der Moschee stößt man auf das Mausoleum Hammouda Pachas, ein hervorragendes Beispiel für den Beitrag der türkischen Kultur zur tunesischen Baukunst. Man beachte besonders die grünglasierten Dachziegel und die aus mehrfarbigem Marmor gefertigte Eingangstür.

Einhundert Meter weiter oberhalb erblickt man den Dar el-Bey-Regierungspalast aus dem 18. Jh. und die Sidi Youssef-Moschee aus dem Jahre 1616, überragt von einem achteckigen Minarett.

Wie ein Spinnennetz sind die Souks (sonntags geschlossen) um die Baudenkmäler herum angeordnet. Der Souk des Chéchias, einer der ältesten Zünfte des Landes, erstreckt sich vom Dar el-Bey bis zur Hammouda Pacha-Moschee. Die heutigen Fes-Hersteller in Tunis sind Nachkommen der im 17. Jh. aus dem maurischen Spanien eingewanderten »Andalusier«, welche diese Kunstfertigkeit mitbrachten. Die Fertigung eines Fes gehorcht bis ins Detail festgelegten Herstellungsriten. Bei den letzten Arbeitsgängen, Färben, Krempeln und Formgebung in einer speziellen Presse, konnten wir einem Handwerker über die Schulter schauen. Teilweise verfügen die Werkstätten über sehenswerte Holztäfelungen.

Uns zieht´s jedoch weiter zum Souk El Attarine, der »Straße der Wohlgerüche«, die sich an der Hauptmoschee vorbeizieht. In Tunesien hat jede Duftnote etwas anderes zu bedeuten und wird nur bei besonderen Gelegenheiten verwendet: Hochzeitsgäste parfümiert man mit Orangenduft, Babys mit wohlriechenden Geranienessenzen. Am Vorabend religiöser Feste besprühen sich die Gläubigen mit Ambra, während man seinen Gästen nach den Mahlzeiten Rosenwasser anbietet. In der Fastenperiode Ramadan verzichtet man schließlich schweren Herzens ganz auf den Gebrauch von Duftwässerchen. Der Souk des Etoffes (Straße der Stoffe) und, in seiner Verlängerung, der Souk des Femmes, vergleichbar mit der Damenabteilung eines Textilkaufhauses, befinden sich ebenfalls unweit der Großen Moschee. In der schmalen Rue des Témoins rechter Hand bietet eine Gruppe verschleierter Frauen unter der Hand einzigartige Duftwasser feil – auf den ersten Blick glaubt man, es handele sich um einen Klamottenstand. Nur einen Katzensprung entfernt, das Viertel der Goldschmiede (Souk des Orfèvres), wo Weltenbummler aus aller Herren Länder schon manchen ihrer mühsam ersparten Reisegroschen über den Ladentisch geschoben haben. Von hier ist es auch nicht mehr weit in die Rue des Tamis mit ihren zahlreichen Kupfer- und Bronzeschmieden. Früher einmal stellte man hier Getreidesiebe her, eine Aufgabe, die längst von Fabriken übernommen wurde.