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Metlaoui

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Metlaoui - tunesisches Phosphatgebiet

Etwas unternehmen

Zweiundvierzig Kilometer westlich von Gafsa, mitten im tunesischen Phosphatgebiet, erreichen wir auf halbem Wege nach Tozeur die Ortschaft Metlaoui. Phosphat ist, abgesehen von der Ölförderung, der bedeutendste, im Untertagebau gewonnene, Bodenschatz des Landes. Der tunesische Staat hält die Mehrheit der Aktien an der Gesellschaft, welche die Phosphatvorkommen ausbeutet. Vier Aufbereitungsanlagen und diverse Anreicherungsfabriken bedeuten für einen großen Teil der Bevölkerung Arbeit und Brot. Den ausländischen Besucher zieht es jedoch eher zur Seldja-Schlucht einige Kilometer westlich von Metlaoui. Laut Legende floh eine Prinzessin mit einem Krieger in diese Gegend, wobei dieser mit einem Säbelhieb das Hochzeitsbett in den Fels gehauen haben soll. Resultat: ein Taldurchbruch von atemberaubender Schönheit. Wir haben da so unsere Zweifel ... Den Weg durch die Schlucht legt man entweder zu Fuß zurück, oder aber man benutzt das Touristenbähnle »Lézard rouge«, die »rote Eidechse«.

Hinweise für Wanderer

In Metlaoui der Straße nach Tozeur folgen und nach 2 km bei Tmilja gleich hinter der Schule rechts abbiegen. Dann breite, problemlos befahrbare Piste auf fünf Kilometer (nicht dem Schild »forage« folgen!). Wir machen nn der Pumpstation halt, betreten die Umzäunung und durchqueren zu Fuß zwei Tunnels, wobei wir uns wegen der entgegenkommenden Züge eng an der Wand halten tja, so einen Nervenkitzel erlebt man am Hotelswimmungpool natürlich nicht! Am Ende des Tunnels gelangt man schließlich in einen kleinen Talkessel und stößt endlich auf einen grandiosen Cañon, gleichsam ein tunesisches »Death Valley«, das im Morgenlicht besonders eindrucksvoll aussieht. Leider kippen die Phosphatwerke ihre Abfälle ungeklärt in den vorbeifließenden Bach, der sich deshalb als zähflüssige dunkelrote Pampe durch die Landschaft windet.

Wer eine Fahrt mit dem »Lézard rouge« vorzieht, schlägt am Ortseingang von Metlaoui die Straße rechts in Richtung Bahnhof ein. Die Agentur Transtour in der Raststätte des Hotel Sel Dja, Tel.: Metlaoui 50 634, erteilt alle nötigen Auskünfte. Man schließe sich mit anderen zu einer Gruppe zusammen. Der Zug fungiert nämlich einzig und allein als Touristenattraktion; und das heißt nichts anderes, als dass er bei zu wenigen Passagieren erst gar nicht losfährt. Im Sommer absolviert er in der Regel vier Rundfahrten pro Woche, Abfahrt Punkt 11 Uhr vormittags, und das seit 1984. Vor diesem Datum verrichtete das hübsch anzusehende Schnauferl seinen Dienst in La Marsa, wo es die ehrwürdigen Beys zum Bardopalast chauffierte. Während eines hochrangigen Treffens kam dann den tunesischen Behörden der segensreiche Einfall, den Zug in eine werbewirksame Touristenattraktion zu verwandeln. Im Innern ist noch das erlesene Mobiliar zu bewundern, das einstige Salonabteil und der Spielsalon. Was den Komfort betrifft, kann es die »rote Eidechse« durchaus mit einem Eurocity aufnehmen. Nur in Sachen Geschwindigkeit besitzt er nicht den Hauch einer Chance. Aber darin besteht ja gerade der Reiz der Sache: es bleibt genügend Zeit rund anderthalb Stunden die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten und die kilometerweit hinschlängelnde, abgrundtiefe Schlucht gebührend zu bewundern. An festgelegten Aussichtspunkten hält der Zug fürs obligate Erinnerungsfoto. Wir möchten unsere Leser an dieser Stelle schonmal vorwarnen: mit 150 anderen Touristen so lange eingepfercht zu sein, ist nicht unbedingt ein Vergnügen. Kleine Opfer müssen sein!

Weiterfahrt ab Metlaoui

Abendzug um 19.15 Uhr nach Gafsa, Sfax, El Jem, Monastir und Tunis. Die Vierhundert-Kilometer-Strecke bewältigt er in stolzen elf Stunden. Die Geschwindigkeitsrekorde des ICE sind vor dieser Bimmelbahn jedenfalls sicher.