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Djerba

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Erster Eindruck

Sand, Kakteen und mangeldes Wasser

Eigentlich ist zum Thema Djerba ja schon alles gesagt und geschrin worden. Gibt´s denn überhaupt noch eine Menschenseele, die nicht weiß, wo Djerba liegt? Schon gut, wir werden uns nicht um unsere Pflichten herummogeln. Also: Djerba ist eine tellerflache Insel im Süden Tunesiens, 25 km breit und 22 km lang. Nicht wie die enttäuschten Schweden, die wir einmal am Straßenrand aufgelesen haben, dem Irrtum erliegen, Djerba sei ein tropisches Eiland mit üppiger Vegetation. Zwar ist das milde Klima schon fast sprichwörtlich, der Boden gibt jedoch nicht allzuviel her, Wasser ist Mangelware und der mit Salz angereicherte Wind zwingt die Bewohner dazu, Erdwälle zwischen den Feldern aufzurichten und diese mit Feigenkakteen zu stabilisieren. Die Inselvegetation ist schütter, die Anordnung der Häuser läßt kaum richtige Dörfer erkennen; so als fürchteten ihre Bewohner, das natürliche Gleichgewicht zu stören. Der besondere Reiz Djerbas liegt in der ländlichen Stille, den sanften Formen der lnsnahen Architektur, den anmutigen Moscheen und in den Eigenheiten der Inselbevölkerung begründet.

Obendrein vermied eine wohldurchdachte Fremdenverkehrsstrategie monströse Hotelkomplexe und andere architektonische Todsünden. Die großen Hotels kauern diskret zwischen Bäumen im geschichtsträchtigen Sand der Insel, die immerhin auf eine dreitausendjährige Kultur zurückblicken kann.

Bißchen Geschichte

Die schon in der Antike aktenkundige Insel wird mit der Insel der Lotophagen bei Homer in Verbindung gebracht. Odysseus und seine Mannen waren von ihr dermaßen entzückt, dass sie um ein Haar bei den »Lotosessern« geblin wären. Zunächst war Djerba eine phönizische Handelsniederlassung, gelangte dann in karthagische und schließlich römische Hände. Nach dem Verfall der römsichen Herrschaft machen sich Wandalen und Byzantiner über die Insel her, gefolgt von den Arabern. Sie erlebt blutige Kämpfe zwischen den Anhängern unterschiedlicher islamischer Glaubensrichtungen und wird im 9. Jh. verwüstet. Es folgt die wilde Schar patentierter Eroberer, die es nach Neuland gelüstet, nachdem sie sich an Sizilien die Zähne ausgebissen hatten: Normannen, Aragonier und Spanier.

Doch der nächste Wechselfall des Schicksals ließ nicht lange auf sich warten: Djerba entwickelt sich zu einem Pirateneldorado im Mittelmeer. 1560 bricht eine Flottenexpedition aus spanischen, französischen und neapolitanischen Schiffen zu einer Säuberungsaktion auf, stößt jedoch auf den erbitterten Widerstand des berühmten Korsars Dragut sowie der ihm zu Hilfe eilenden türkischen Flotte und holt sich eine blutige Nase. Dragut tötet mindestens 5.000 christliche Kämpen und errichtet aus ihren Schädeln eine Pyramide, den Bordj el Rouss, 1848 von den Truppen des Beys aus Tunis zerstört. Heute erhebt sich zur Erinnerung an derselben Stelle der sogenannte Schädelturm.