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Noch mehr New Orleans

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Die übrige Stadt

Quer durch New Orleans

  • Nummer 544 Camp Street, Ecke Lafayette: hier präparierte der FBI-Agent Guy Bannister Lee Harvey Oswald zum »Kennedymörder«. Der Marine Security Service unterhielt sein Büro gleich gegenüber. Oswald war als Fluglotse in verantwortlicher Stellung bei den Streitkräften tätig und u.a. für das Spionageflugzeug U2 zuständig gewesen. Er hatte bei den Marines ein Russischexamen abgelegt, was deutlich auf nachrichtendienstliche Aufgaben – er hielt sich eine Zeitlang in Rußland auf – hindeutet.

    Nach heutigen Erkenntnissen verfolgte Bannister das Ziel, Oswald als Kommunist, Castrogegner, Waffennarr und verrückten, einzelgängerischen Sonderling aufzubauen, um die wahrscheinliche Verschwörung gegen Kennedy zu decken. So nahm er bei der Reiley Coffee Company in New Orleans eine Stelle an, verteilte Flugblätter für rechtsgerichtete exilkubanische Gruppen auf der Straße und gab dem lokalen Fernsehsender Interviews, in dem er sich kommunistenfreundlich gab. Die ganze Geschichte geriet wieder ins Bewußtsein eines größeren Publikums durch den Film Oliver Stones. Einige Fakten: keine Sicherheitskräfte wurden zu Kennedys Schutz abgerufen wie sonst üblich, Störung des Polizeifunks bis fünf Minuten nach dem Attentat, mindestens vier bis sechs Schüsse, statt der zuerst zugegebenen drei im Warrenbericht, davon mindestens einer von vorn seitlich, was auf wenigstens einen weiteren Schützen hindeutet, fünfzig Zeugen, die diesen Schuß von einem Erdhügel hinter einer Hecke abgefeuert hörten und/oder auch den Schützen.

    Ferner das Verschwinden der Leiche Kennedys für einige Zeit, die Verwandlung der Tatwaffe, einer Mauser in eine Mannlicher zu 12 $, die Autopsie durch inkompetente Militärärzte im Naval Bethesta Hospital, Washington, obwohl die Leichenschau sofort im Parkland Hospital in Dallas hätte ausgeführt werden können. Die seltsamen Begleitumstände mit 33 Personen im Saal, davon fast alle Militärs und finster dreinblickende Zivilisten, die dauernd herumschnauzten und Befehle erteilten, wie die Autopsie durchzuführen sei. Die Verbindung von Oswald zu Jack Ruby, ehemaliger Mitarbeiter des Mafiosos Al Capone in den dreißiger Jahren, die drei am Bahnhof aufgegriffenen »Landstreicher« mit neuen Schuhen, einer davon Charles Harrison, Mörder eines Richters in San Antonio.

    Schließlich die Behinderung und Unterdrückung wichtiger Zeugenaussagen im Warrenbericht. Was Oliver Stone zur Zeit der Dreharbeiten noch nicht wissen konnte, ist die Tatsache, dass das FBI in Miami ein Gepräch zwischen einem gewissen Joseph Milteer und dem Polizeispitzel William Sommersett kurz vor dem Anschlag abgehört hatte, das deutlich auf den bevorstehenden Mord hinwies: »It´s in the working«. Milteer, später auf Fotos in Dallas identifiziert, konnte man wie einige Zeugen, die einen seltsamen Autounfall hatten usw., nicht mehr vernehmen. Er starb bei einem mysteriösen Brand.

    Wahrscheinlich ist eine Verschwörung verschiedener Kreise von Exilkubanern, Militär, Industrie und Geheimdiensten, weil Kennedy sich mit Castro verständigen, die Rüstungsausgaben senken und den Vietnamkrieg beenden wollte. Ergebnis des verlängerten Vietnamkrieges: 58.000 Tote, 50.000 Gefangene, 300.000 Verletzte und Drogensucht allenthalben, welche die ganze Gesellschaft zu verpesten droht. Die Wahrheit wird sicherlich eines Tages ans Licht kommen, aber die Mächtigen fürchten sie wie der Teufel das Weihwasser. Sie wird zu einer schweren Vertrauenskrise führen, weil sie erkennen lassen wird, dass und wie lange die Nation mit einer Lüge gelebt hat und wie verrottet das politische System mit seinen Institutionen sein muß, um solches zuzulassen.

  • Piazza di Italia: Poydras, Ecke South Peters Street, nicht Saint Peter (Plan B4)! Ein außergewöhnlicher und von auswärtigen Besuchern wenig beachteter Platz. Der Architekt hat hier jene drei Baustile zusammengeführt, die das Bild Italiens am stärksten geprägt haben. Im hinteren Teil erinnert der hellenistische Stil an die griechischen Tempel in Süditalien und Sizilien, etwas weiter vorne erheben sich römische Säulen und ganz vorne schließlich Portale, die an die faschistische Vorkriegsarchitektur Mussolinis erinnern. Von Nahem betrachtet, stellen die von Wasser umgebenen Steine den italienischen Stiefel mit Sizilien und Sardinien dar. Ein abends hübsch angestrahltes Meisterwerk, bei dem mit einem Augenzwinkern sowohl auf Rom als auch auf Hollywood verwiesen wird.
  • Superdome: 1500 Poydras St. (Plan A3), T. 587-3810. Zu besichtigen von 9.30-15.30h. »Welcome« im größten überdachten Stadion der Welt mit 90.000 Plätzen! Besichtigung mit Führer. Aber das Beste ist, sich ein Spiel – mit Sicherheit findet samstags nachmittags eins statt – anzuschauen, was im Endeffekt auch billiger kommt. Danach noch einen Blick in die Halle der Hyatt Regency werfen, gleich neben dem Superdome.
  • Die Fähre über den Mississippi ist zwar kostenlos, sie zu benutzen indes reine Zeitverschwendung: es gibt weder auf der Überfahrt noch am anderen Ufer irgendetwas zu sehen, und es bleibt einem als einziges die Genugtuung, mal über den drittgrößten Fluß der Erde (nach Amazonas und Nil) geschippert zu sein.
  • Der nächstgelegene Strand ist Long Beach am Mississippi in östlicher Richtung. Von New Orleans aus dem Highway 90 folgen. Kilometerlanger, menschenleerer Strand und ausgesprochen warmes Wasser dürften Musik in den Ohren unserer schwimmbegeisterten Leserschaft sein.
  • Bayou Segnette Swamp Boat Tours: in Westwego, am rechten Ufer. T. 561-8244. Es handelt sich um ein Unternehmen, das täglich Ausflüge auf den Bayou veranstaltet, bei denen man Krododile, Schlangen, Schildkröten und Vögel zu Gesicht bekommt. Abfahrten um 9.30h und um 13.30h. Die Rundfahrt dauert zwei Stunden. Verdammt teuer, aber ihr Geld wert.