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Feiern und Feste

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Die Cajuns und der Festvirus

Durchtanzte Nächte in Louisiana

In diesem Landstrich freut man sich des Lebens, ißt und trinkt mit großem Vergnügen und tanzt leidenschaftlich gern. Hier versteht man sich auf die Kunst, die Zeit einfach verstreichen zu lassen. Bei jedem noch so geringen Anlaß werden die drei traditionellen Musikinstrumente, Geige, Akkordeon und Gitarre, hervorgeholt.

Die Melodien erinnern an bretonische Tänze, unter die sich Rhythmen der amerikanischen Farbigen mischen.

Zahlreiche Festivals finden das ganze Jahr über anläßlich der verschiedenen Ernten statt. Ein weiterer Höhepunkt ist das Schlachtfest, bei dem ein Schwein dran glauben muß, Blutwurst gegessen und getanzt wird.

Die Musik spielt eine wichtige Rolle im Leben der Cajuns, und das sogenannte fais dodo, »schlaf´ schön«, steht dabei an erster Stelle. Ursprünglich trafen sich samstagabends mehrere Familien und steckten ihre Kinder mit der Aufforderung: »fais dodo«, während deine Eltern die ganze Nacht hindurch tanzen, in große Betten. Diese Sitte ist heute noch lebendig, auch wenn man inzwischen zu diesem Anlaß seine Kinder nicht mehr mitschleppt. Samstagabends musizieren Cajungruppen wie toll, und die Tänzer toben sich aus. Eine einmalige Lektion in Sachen Lebensfreude. Was dabei am meisten überrascht, ist das Alter der Tänzer, die zwischen vierzig und neunzig Jahre alt sind. Und glauben wir bloß nicht, dass unser ergrauter Tanzpartner unbedingt vor uns schlapp macht! Es heißt, dass hier genausoviele Greise auf den Tanzdielen wie im Bett sterben. Wir haben es nicht nachgeprüft, aber in Anbetracht der Energie, die zum Tanzen aufgewendet wird, erscheint uns diese Behauptung keinesfalls abwegig.

Und so beschreibt Paul Vann, ein guter Freund aus Louisiana, die Freizeit der Cajuns: »Im Gegensatz zum »Redneck« aus Arkansas, der puritanisch, nüchtern und konservativ ist, sucht der Cajun immerfort nach einer Gelegenheit zum Feiern: Geburtstag, Hochzeit, Scheidung, egal was, solange es einen Vorwand zum Trinken, Tanzen, sich Vergnügen abgibt. Der Cajun liebt es, sich den Bauch vollzuschlagen. Nach dem Frühstück beginnt er an das Mittagessen zu denken und genehmigt sich gewöhnlich ein Sandwich und eine Büchse Bier. Nachmittags fischt er sich eine Handvoll Garnelen und Krabben und trifft dabei ein paar Freunde. Sind dann alle gesättigt und zu vergnügt, um sich noch zu unterhalten, kehren sie nach Hause zurück. Eine feste Tradition stellt der »Bar-b-Q« dar. An jedem Wochenende findet der Cajun Mittel und Wege, um an einem solchen teilzunehmen. Mit Freunden trinkt er literweise Budweiser, Miller Light, und verschlingt mehr Nahrung als irgendein anderer. So also verbringt der Cajun seine Freizeit, wenn gerade mal kein Fest, wie zum Beispiel das des Zuckerrohrs, der Garnele, des Krebses, das »Yambile«, Fastnacht oder sonst ein freudiges Ereignis ansteht.«

Langer Rede kurzer Sinn: neben all ihren anderen Charakterzügen zeichnen sich die Cajuns als Genießer aus. Da gibt´s doch wahrhaftig unsympathischere Eigenschaften.

Einige Festlichkeiten im Sommer

  • Jazzfestival: am letzten Tag im April und an den ersten Maitagen in Lafayette. Auskünfte: T. (318) 232-8086. Zur gleichen Zeit wie das Festival in New Orleans.
  • Am dem 4. Juli folgenden Wochenende in Church Point, nordöstlich von Lafayette: Kutschenparade, Tänze in den Straßen, Kochwettbewerbe.
  • Am dem 4. Juli nächstliegenden Wochenende in Charenton, südwestlich von New Iberia: Festival der Chitimacha-Indianer. Indianische Tänze und Musik, Kunsthandwerk.
  • Am dem 14. Juli nächstliegenden Wochenende in Kaplan, südwestlich von Lafayette: der berühmteste Bastille Day der Cajunlands. Straßenfest mit »fais dodo«, Rodeo und Cajunbands.
  • Drittes Juliwochenende in Galiano, südwestlich von New Orleans: karnevaleskes Austernfest mit Tanzwettbewerb und Austernschlemmerei.
  • Ganz im Zeichen des Garnelenfestes steht das dritte Augustwochenende in Delcambre, südlich von Lafayette: auch hierbei handelt es sich um ein Straßenfest mit »fais dodo«, Cajunbands und Bingo. Garnelen in feuerscharfer Sauce oder als Brei dürfen natürlich nicht fehlen.
  • Das Labor Day Week-end in Morgan City, südöstlich von New Iberia, ist der Garnele und dem Erdöl gewidmet. Bootssegnung, Paraden, Tänze und Feuerwerk als äußerer Rahmen.
  • Am letzten August- oder ersten Septemberwochenende unterhält Loreauville, nordöstlich von New Iberia, seine Besucher mit einer Parade, cajunscher Küche und »fais dodo«. Apropos cajunsche Küche: Cajun-Speisen sind in den ganzen USA gegenwärtig Renner.