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Musik

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Die Jazz-Story

Straßenmusiker und Stars

In New Orleans wird auch gegospelt

Es geschah am Ende des 19. Jh., vielleicht auch etwas früher ... In Wirklichkeit weiß niemand genau, wann es eigentlich losging. Diejenigen, die es miterlebt haben, sagen: »Das kam ganz von selbst, ohne große Überlegungen. Plötzlich war der Jazz da, und alle freuten sich.«

Jede Volksgruppe hatte ihre eigene Folklore und unverwechselbare Traditionen. So fanden sich zum Beispiel die unterprivilegierten Schwarzen samstags und sonntags auf den Congo Square, heute Square Beauregard, ein, um dort im Schatten der Bäume zum extatischen Rhythmus der Trommeln die Zauberkräfte ihrer afrikanischen Vorfahren und der Wudu-Gottheiten zu beschwören.

Alsbald verbot man ihnen den Gebrauch des Tamtam und der Trommeln, der ihren Wunsch nach Auflehnung hätte entfachen können, zwang sie dazu, ihren vielen Göttern abzuschwören und die monotheistische Religion ihrer weißen Herren anzunehmen und erlaubte den Sklaven als einzige Musik die protestantische Liturgie (Erbarmen!). Dennoch entwickelten sich aus den Wehklagen und den Gesängen, die dazu bestimmt waren, den Arbeitstakt zu regeln, der Blues, der sich an die monotonen afrikanischen Melodien anlehnt, aber auch Merkmale europäischer Musik aufweist, sowie Negro Spiritual und Gospel Song, der nichts anderes ist als ein rhythmischer Lobgesang zu Ehren des Heilands, der bald darauf mit dem Befreier gleichgesetzt wurde – ein doppelter Erfolg weißer Unterdrückungsideologie.

Man erflehte von ihm nicht das Paradies sondern die Befreiung und ein Ende der Sklaverei auf Erden. Kein Wunder also, wenn auf Begräbnisfeiern in New Orleans, während man den Verstorbenen zum Friedhof geleitet, nur geweint wird, während man auf dem Rückweg lacht und tanzt in der Gewißheit, dass der Verstorbene dort oben sehr viel glücklicher sein wird als hienieden.

Nach und nach stieg die Musik auf die Straße hinab, und die Musiker zogen bei jeder Gelegenheit ihr Instrument aus dem Schrank; egal ob es sich um religiöse Feste, patriotische Gedenkfeiern, Militärzeremonien, Wahlkampagnen, Kommunionfeiern, Hochzeiten oder Beerdigungen handelte. Ein herzzerreißender Marsch begleitete den Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte, die Musik beherrschte selbstverständlich das närrische Treiben der Fastnacht, aber auch die Umzüge der unzähligen Geheimbünde, deren Mitglieder begannen, sich mutig in der Öffentlichkeit zu zeigen.

An bestimmten Tagen bevölkerten Musikzüge und Gesangsvereine die Straße, um sich lautstarke musikalische Wettkämpfe zu liefern. Die Regel war denkbar einfach: es siegte derjenige, dem es gelang, den anderen zu übertönen, indem er sich selbst die Lunge aus dem Hals pustete. Zweifellos stehen diese sportlichen Hochleistungen am Anfang der außergewöhnlichen Vitalität des Louisianajazz.

Die Entdeckung des Saxophons zeitigte eine regelrechte Revolutionierung des Jazz. Nur wenigen ist bekannt, dass das berühmte Instrument, von dem Belgier Adolphe Sax erfunden, dank der französischen Armee seinen Weg nach New Orleans fand. Diese legte hier einen Zwischenhalt ein, als sie 1866 von ihrer Niederlage in den Kämpfen gegen die Mexikaner zurückkehrte. Bevor das Saxophon durch seine Rolle im Jazz zu Ruhm gelangte, fand es in erster Linie in Militärkapellen Verwendung.

Übrigens: das Wort Jazz rührt angeblich vom kongolesischen »diuza«, Ejakulation, her. Eine der Gruppen nannte sich die »Razzy Dazzy Jazzy Band« und war so erfolgreich, dass diese Musik der Schwarzen ab 1915 unter dem Namen »Jazz« ihren weltweiten Siegeszug antrat. Andere kongolesische Wurzeln: »Boogie« stammt von »mbagi«, »satanisch gut«, »Mojo« ist die »Seele« und selbst »funky« scheint von »lu fuki« zu stammen. Was es bedeutet? Einen »wohlriechenden Schweiß« natürlich, wat denn sonz?