Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Zank an Bord

Body: 

Ein neuer Admiral wird eingesetzt

Kühe und Schweine gegen Korallen und Beile

Zank an Bord

Dienstag, den 18. August, wurde allen Offizieren, Soldaten und dem Schiffsvolk ein Kommissionsbefehl öffentlich gemacht, der von den holländischen Bewindhebers der Octroierten Westindischen Kompanie in Holland unterschrieben und versiegelt war, dieses Inhalts: So etwa auf dieser Reise der Herr Admiral Brouwer, so schon in den Jahren und meistens kränklich, mit dem Tode abgehen sollte (welches doch der liebe Gott verhüten wolle), dann sollte der Vizeadmiral Herr Elias Herckmans an dessen statt zum Admiral über die ganze Flotte gestellt werden, wozu ihm denn jedermann gratulierte.

Den 21. ließ sich der Wind gut an, wir wanden deshalb die Anker wieder auf und setzten unsere Reise nach Valdivia fort.
Den 24., montags, kamen wir in den Fluss von Valdivia. Weil aber in der Mitte desselben ein kleines Eiland liegt, da sich der Fluss in drei Teile scheidet und wir nicht wussten, welches das rechte Fahrwasser war, ließen wir unsere Anker im mittelsten Fluss fallen und blieben die Nacht vor Anker dort liegen.

Den 25. kamen Chilenen an Bord und brachten allerlei Küchenspeise und Fresserei zum Vertauschen.

Den 27. lichteten das Schiff Eintracht und die Jacht Delfin ihre Anker und liefen voraus nach der Stadt zu.

Den 29. kam die Jacht wieder zurück und, damit die Schiffe Amsterdam und Vlyßingen etwas erleichtert werden und desto besser aufkommen möchten, gingen alle Soldaten samt dem Herrn Admiral auf die Jacht und fuhren nach der Stadt Valdivia zu. Sobald wir an das Land kamen, marschierten wir in die Stadt nach dem Markt zu, sich die vornehmsten Kaziken versammelt und etliche sechzig Mann mit Piken in Bereitschaft standen. Und nachdem wir geordnet aufgestellt waren, fing der Herr Admiral laut an spanisch zu reden, verständigte sie, nebst Überreichung eines Sendschreibens vom Prinzen von Oranien, über die Ursache unserer Ankunft und schenkte ihnen zur Bezeugung aufrichtiger Freundschaft etliche Piken und Degen.

Den 3. September wurden unsere Kisten und Bagage von den Schiffen in die Stadt gebracht.

Den 16. wurde des Herrn Admirals selige Leiche in der Stadt Valdivia auf Soldatenmanier begraben.

Den 17. wechselte unser Admiral Herr Herckmans von der Amsterdam auf das Schiff Eintracht. Das Schiff Amsterdam, auf das Herr Crispiny überging, nahm seinen Kurs wieder nach Brasilien, um mehr Volk, Munition und Proviant zu holen.

Den 23. wurde der Anfang gemacht, an der Fortresse zu arbeiten, die auf dem Markt abgestochen war.

Den 27. brachte ein Kazike fünf Kühe und elf Schweine als Präsent und er bekam dafür wieder zwei oder drei Beile und etliche Schnüre Korallen.

Den 5. Oktober kam wieder ein Kazike mit einem Geschenk von etlichen Stück Vieh. Der Admiral ließ ihm einen Degen nebst etlichen Schnüren Korallen geben und, als er von Bord ging, mit zwei Kanonenschüssen Ehre erweisen.

Den 10. wurden die Soldaten und Bootsgesellen miteinander uneinig, denn sie hatten denen, die bei der Arbeit gewesen, einige Speise und chilenische Decken aus den Kisten gestohlen. Und wenn die Offiziere nicht dazwischengegangen wären, hätte es leichtlich von Worten zu Schlägen kommen können.

Den 14., mittwochs, waren vier Soldaten unseres Volkes davongelaufen, denen etliche Chilenen begegnet waren.

Diese hatten jene gefragt, wo sie hinzugehen gedächten. Darauf haben sie geantwortet, sie müssten nach Concepcion, sie wären von dem holländischen Admiral dahin geschickt worden, ob dies auch der rechte Weg wäre? Sobald aber die Chilenen in die Stadt gekommen waren, haben sie solches angezeigt. Daraufhin sind ein Leutnant und zwei Sergeanten mit ungefähr dreißig Mann ihnen nachzueilen abkommandiert worden, die Überläufer entweder gefangen mit in die Garnison zu bringen oder niederzuschießen.

Den 16. kam das Volk wieder zurück, die den Überläufern nachgejagt waren. Sie hatten zwei derselben erschossen und brachten zwei gefangen mit. Nach diesem Vorkommnis ging ein unterschiedliches Murmeln unter dem Volk und etlichen Offizieren von angeblichen heimlichen Konspirationen. Und es sah so aus, als wollte es auf eine Rebellion hinauslaufen. Die Lebensmittelrationen wurden uns ziemlich beschnitten, also dass der, der nicht einen Zubrocken hatte, sich nicht helfen konnte. Als aber solches etlichen Oberoffizieren zu Ohren gekommen war, haben sie den Notstand auf ein Memorial gesetzt, dasselbe insgesamt unterschrieben und auf allen Schiffen an den großen Mast schlagen lassen. Der Inhalt dessen war ungefähr folgender: Weil man augenscheinlich vermerke, dass die Kaziken uns nur mit geschmierten Worten aufhalten, auch unser eigen Volk, welches bei jetziger Verkürzung der Ration Hunger leiden müsste, von uns heimlich abtrünnig zu machen gedachten, bis wir etwa unseren Vorrat ganz verzehrt hätten, so wäre es für jedermann für ratsam gehalten worden, dass wir uns bei Zeiten wieder nach Brasilien wendeten.

Den 18. wurde alles Volk gemustert und die Soldaten vom Schiff Amsterdam auf Eintracht und Vlyßingen verteilt.

Den 19. kam der Herr Admiral Herckmans an das Land und nahm Abschied von den Kaziken. Am Nachmittage kamen die Schaluppen von den Schiffen und holten die Soldaten wieder an Bord.

Montags, den 26., wurde auf dem Admiralsschiff über die Überläufer und ihre Konsorten Kriegsrat gehalten, wozu alle Offiziere berufen wurden: Sechs Männer haben von der Rahe ins Wasser fallen müssen, fünf sind erschossen worden und hat der Zwölfte, dem schon die Augen verbunden gewesen, Pardon bekommen.

Den 27. kamen noch etliche Chilenen und brachten dem Admiral ein Kamelschaf zur letzten Verehrung.