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Wunderbare Kokosnuss

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Von den wundersamen Tierlein in Brasilien

Der vielfältige Nutzen der Kokosnuss

Von den Coques- oder Klappersnüssen*

Die Coquesbäume wachsen sehr hoch und haben bis zur Krone keinen Ast am Stamm, sondern oben gehen die Aste (Gabegabes genannt) alle auf einmal auseinander wie an den Palmitbäumen. Diese Gabegabes werden zehn oder zwölf Schuh lang und haben auf beiden Seiten schmale Blätter, davon die längsten fast zweieinhalb Schuh lang sind und nach vorn immer kürzer werden. Zwischen den Gabegabesen wachsen grüne Reiserlein hervor, welche ganz zäh wie ein Riemen sind, rund, knötlich und spitz zugehen, an welchen die Nüsse wachsen und recht am Stamme hängen.

In Ostindien wird aus diesen Reiserlein ein Trank, Thoac thoac genannt, getröpfelt, das sie dikern nennen, und geschieht auf folgende Art: Die Sklaven binden gedachte Reiser je eine Hand voll zusammen und schneiden dieselben vorn an den Spitzen gleich ab, damit die Äderlein geöffnet werden, die danach anfangen zu tropfen. Alsdann hängen sie ein Gefäß darunter, dahinein der Saft tropfen kann. So tropft aus einem solchen Bündlein bei Tag und Nacht wohl eine Kanne Thoac. Auf Batavia stehen diese Bäume mehrenteils in einer Reihe und gleicher Weite voneinander, und damit die Sklaven, wenn sie auf den Bäumen zu tun haben oder den Thoac zusammengießen, nicht jederzeit so hoch müssen auf- und absteigen, haben sie zwischen die Gabegabes von einem Baum zum anderen lange Bambousen oder Stangen gelegt, auf denen sie immer von dem einen zum anderen kommen können.

Die Coques- oder Klapperbäume geben vielfältigen Nutzen: Erstlich ist der Thoac ein Kühltrank, mit dem täglich Geld verdient wird. Die Nüsse geben Essen und Trinken. Wenn sie jung sind, so ist das Wasser in ihnen süß und klar und der Kern oder Pütt ist inwendig an den Schalen wie das Weiße von einem Ei, so halb und halb gesotten ist. Er schmeckt wie süßer Rahm und kühlt sehr. Sind die Nüsse alt (denn je älter sie werden, umso härter wird der Kern, auch umso unschmackhafter wird das Wasser), wirft man sie doch nicht weg, sondern es wird Öl, Klappersöl genannt, daraus gepresst, welches in ganz Indien viel gebraucht wird.

Es werden sehr viele dieser Nüsse auch mit den Schiffen auf ferne Reisen mitgenommen, nicht allein um des frischen, süßen Trankes willen, den man daraus tun kann, sondern auch wegen der Kern oder Pütt, welche nicht allein gegessen werden, sondern - wenn dieselben auf einem Eisen, welches dazu gemacht ist, fein geschabt, ein wenig Wasser darüber getan und danach fest ausgedrückt werden - gibt es eine gute Milch, die auf den Schiffen gut zu gebrauchen ist. Die Nussschale ergibt hübsches Trinkgeschirr, das hier zu Lande auch gesehen wird.

Aus dem Bast um die Nuss machen die Brasilianer gute Lunten, die von den Holländern auch in den Wachen gebraucht werden. An etlichen Orten in Ostindien wissen die Indianer diesen Bast von den Nüssen so subtil zu schleißen und zu spinnen, dass hübsches Zeug daraus gemacht wird.

Die Blätter an den Gabegabes werden an etlichen Orten statt Papier, um darauf zu schreiben, gebraucht und auch Bücher daraus gemacht. Allgemein aber werden alle indianischen Häuser damit gedeckt. Endlich, weil der Stamm nicht aus Holz ist, kann er nicht sonderlich gebraucht, sondern nur zu Stützen unter die Häuser verwendet werden.

Stachelvercken, brasilianisch Coendau*

Ein Stachelvercken ist so groß wie eine Katze und hat Ohren wie ein Mensch. Statt der Borsten hat es spitze, harte Stacheln von zweierlei Farbe. Nämlich, wenn sie einen Daumen breit weiß sind, so folgt ein Daumen breit schwarzbraun. Etliche derselben sind wohl zwei Spannen lang und so dick wie eine Gänsespule. Wenn dieses Tier in ein enges Loch kriechen will, legt es die Stacheln nieder wie ein Pfau seinen Schwanz. Und wenn es böse ist, schießt es die Stacheln nach seinem Feinde, kann aber nicht weit damit reichen. Im September 1646 habe ich dergleichen in Afrika am Kap der Guten Hoffnung gesehen, deren längste Stacheln waren zwei Spannen lang.

Schildvercken, brasilianisch Tatu, hispanisch Armadillo, portugiesisch Encuberto*

Ein Schildvercken ist ein wundersames Tierlein. Oben über den ganzen Rücken und Kopf, um die zwei vorderen Beine und um die hinteren Beine, soweit es dieselben nicht einziehen kann, ist es mit einem hornigen Harnisch gewappnet. Am Hals hat es zwei Gelenke und auf dem Rücken sieben gleiche wie ein eiserner Handschuh. Ansonsten, wo es bloß ist, wie unten am Hals, am Bauch und den zwei Hinterbeinen, ist die Haut etwas gelb mit Rot vermischt und vereinzelt mit dünnen weißen Haaren (eines Fingers lang) bewachsen. Es hat kleine Augen und kleine Zähne, an jedem Fuß wie an einer Hand fünf lange Klauen. Es hat die Gestalt eines Schweinleins, ist von derselben Größe und ist auch gut zu essen.

Es lebt unter der Erde wie ein Maulwurf und durchbohrt dieselbe mit solcher Geschwindigkeit, dass es oft ganze Garben zu einem Haufen wirft und schwerlich gefangen werden kann.

Ameisenfresser, brasilianisch Tamandua-guasu*

Dieses Tier ist so groß wie ein ziemlich großer Hund. Es hat einen runden und langen, spitzen Kopf, eines Schuhes lang, kleine schwarze Augen, rundliche Ohren, so vorn etwas spitz sind, ein kleines Maul und eine dünne runde Zunge wie eine Saite, die wohl zwei Schuh lang ist, die es im Maul zehnfach zusammenlegt.

Es frisst nichts als Ameisen, und wenn es fressen will, so kratzt es mit seinen Klauen die Ameisenhügel auf, steckt die Zunge heraus, so lang sie ist, und legt sie darauf, worauf sie ganz voll Ameisen wird. Alsdann zieht der Ameisenfresser dieselbe wieder ein und verschluckt so die Ameisen. Der Schwanz, womit er den ganzen Leib bedecken kann, ist breit und dick von Haaren wie ein Fliegenwedel. An den Vorderfüßen hat er vier Klauen, an den hinteren aber fünf. Über den ganzen Leib sind die Haare schwärzlich mit grauen darunter, ausgenommen die Vorderbeine. Diese sind weiß bis hart an die Füße, an ihnen ist ein schwarzes Ringel darum.