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Anreise zur See

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Von Amsterdam nach Pernambuco in Brasilien*

Leinen los! Die Schiffsreise beginnt

Haie! - Und: ein Kindlein ward geboren

Im Jahre Christi 1642. Donnerstag, den 16. Oktober meines Kalenders, bin ich nebst anderen Soldaten, an der Zahl sechsunddreißig Mann und vier Weiber ohne das Schiffsvolk, in Texel zu Schiffe gegangen. Das Schiff war kein Kompanie-, sondern nur ein Kauffahrtschiff, "Elefant" genannt. Es war mit Tannenholz so voll geladen, dass nur vier oder fünf Schuh hoch Raum bis an das Verdeck für der Soldaten Lager übrig war. Und weil es auch mit keiner Küche versehen war, hatten wir wegen des Rauches gar schlecht lagern. Unser Kommandeur war ein Kurländer namens Heinrich N. Er fuhr als Sergeant und war schon einmal in Brasilien gewesen.

Den 2. November, an einem Sonntag, gingen wir mit einem Nordostwind und schönem Wetter, mit einer Klutt von siebenundneunzig Schiffen unter Segel. Den 4. sahen wir vorne vor uns vierzig Schiffe, die nicht zu uns gehörten. Und als von den selbigen eines gegen uns ankam, geschahen von den unserigen vier Kanonenschüsse, worauf es sich wieder von uns abwendete. Was für Schiffe es waren, konnten wir nicht erkennen.

Den 6. gingen die Frankreichfahrer von uns.

Den 7. liefen die Spanienfahrer von uns und blieben wir noch zwölf Schiffe stark.

Den 8. sahen wir zehn Schiffe, die ihren Kurs nach dem Kanal zu hielten.

Den 10. November nahmen wir im Mittage zum ersten Mal die Höhe an der Sonne und befanden uns sechsundvierzig Grad bei Norden des Äquators.

Den 14. gebar eines Soldaten Weib ein Söhnlein zur Welt.

Den 15. gingen wieder etliche Schiffe von uns und blieben unser noch drei Schiffe. Diesen Tag bekamen wir einen harten Sturm, dass wir etliche Segel einnehmen mussten. Gegen Abend sprach mich des am 14. dieses Monats geborenen Kindleins Vater namens Elias N. an, sein Kindlein - weil es sehr schwach sei und zu befürchten wäre, es möchte Westindien nicht erreichen - in Ermangelung eines Predigers christlichem Gebrauch nach zu taufen. Unser Schiffer, der ein Messdiener war, wollte es anfangs nicht zulassen, musste es aber doch auf Befehl unseres Kommandeurs, welcher lutherisch war, geschehen lassen.

Den 21. habe ich gedachtes Kindlein nach gehaltener Betstunde im Beisein allen Schiffsvolkes im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit getauft. Sein Taufpate war ein Soldat mit Namen Jacob N., dessen Name das Kindlein auch empfangen hat.

Den 30. November, vergangene Nacht, hat unser Volk zwei Haie gefangen, einer war drei und der andere viereinhalb Schuh lang. Vom kleinen wurden etliche Stücke samt der Leber, vom großen aber nur die Leber für das Volk gesotten. Der Schiffer nahm das Gehirn aus beiden Köpfen, ließ es an der Sonne dürr werden und verwahrte es. Es soll zu unterschiedlichen Dingen gut sein.

Den l. Dezember fing unser Volk einen Dorado und kamen viel Fliegende Fische auf unser Schiff geflogen.

Den 6. Dezember, in voriger Nacht, haben wir die Äquatorlinie passiert und bekamen im Mittage zwei Grad südlicher Höhe. Diesen Tag mussten zwei Soldaten wegen begangenen Diebstahls jeder dreimal von der großen Rahe ins Wasser fallen. Danach erhielt jeder hundert Schläge mit einem dicken Strick auf den Hintern. Den 8. sahen wir des Morgens die Insel Fernando de Noronha Westnordwest drei Meilen vor uns.

Den 10. warfen wir des Morgens das Lot aus, fanden erstlich bei fünfzehn Klafter Tiefe Grund und bald darauf bei über hundert Klafter Tiefe. Unserer Rechnung nach waren wir nur drei Meilen über Paraiba und nicht weit vom Lande entfernt. Gingen deshalb, um die Höhe von Pernambuco zu bekommen, Nordost an, hatten guten Wind, mittags sechs Grad acht Meilen Höhe. Den 11. sahen wir das Land vor uns und kamen nachmittags auf die Reede. Unser Kommandeur und unser Kaufmann fuhren an das Land.

Den 12. Dezember bin ich nebst anderen Soldaten auch an das Land gefahren.

Gott Lob und Dank für diese Reise!