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Brasiliens Früchte

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Von den Freuden brasilianischer Früchtchen

Schmeckt fast wie geschabte gelbe Rüben

Caju-Apfel, Acajaiba*

Die Caju-Äpfel sind am gesündesten unter allen Früchten in Brasilien. Etliche sind süß wie ein guter Most und etliche weinsäuerlich. Inwendig haben sie keine Kerne, sondern sind pelzig oder weichlich und voll Saft. Auswendig aber ist anstatt der Kerne die Kastanie. Die Kastanien sind grün nicht wohl zu essen wegen des scharfen Öls, das in den Schalen ist. Denn wenn solches an den Mund kommt, so brennt es wie Feuer, dass auch Blasen davon werden. Wer sie aber essen will, der muss sie erst auf Kohlen braten, damit das Öl herausbrenne.

Die Bäume sind so groß wie allhier die Apfelbäume und die Blätter sind wie die der Walnuss - sind aber härter und riechen nicht. Die Blüte ist schön weiß und wird inwendig ein wenig rötlich, geben auch einen guten, lieblichen Geruch von sich, dass man die Bäume schon von fern riechen kann. Die Äpfel werden im Dezember und Januar reif und sind sehr gut zu essen.

Wasser-Limonen, brasilianisch Jace, portugiesisch Balancia, holländisch Waeter Limoen*

Die Wasser-Limonen wachsen auf der Erde wie die Kürbisse oder Gurken - werden auch fast so groß wie die Kürbisse und haben auch solche Kerne, sind aber glatt und an beiden Enden rund. Etliche Kerne sind braun, etliche schwarz und etliche gelb. Inwendig sind die Limonen, wenn sie reif sind, schön rot marmoriert. Sie sind von gutem Geschmack, dienen mehr gegen den Durst als gegen den Hunger und sind das ganze Jahr zu bekommen. Ihre Blüten sind kleine gelbe Blümlein mit fünf Blätterlein.

Ritzschgen, brasilianisch Quiya, portugiesisch Pimenta*

Die Ritzschgen wachsen auf Sträuchern und sind von unterschiedlicher Größe. Die grünen oder unreifen sind schärfer als die roten oder reifen. In Ostindien werden davon große Töpfe voll eingemacht: zuerst ein wenig abgesotten und danach in Essig gelegt - so halten sie sich sehr lang. Ritzschgen werden viel auf Schiffen mitgenommen. Sie schmecken gut in der Speise und machen Appetit zu essen.

Ananas, brasilianisch Nana*

Diese liebliche Frucht wächst zwischen vielen dichten Blättern, die an den Seiten scharf gezähnt und inwendig nach dem Stammende zu, wo die Frucht steht, schön rot sind. Sie wird, wenn sie reif ist, ungefähr so groß wie ein Rettich oder kleiner Kürbis, aber recht ovalisch. Inwendig ist sie schön gelb, auswendig aber ist sie voller Narben, aus welchen grüne scharfe Spitzlein von Blätterlein hervorgehen, ansonsten ist sie aber auch gelb. Die Narben sind fast wie ein Nabel am Menschen.

Der Geschmack der Ananas ist sehr anmutig und vergleicht sich sehr, wie auch der Geruch, mit den reifesten Erdbeeren. Sie ist ganz voll Saft. Oben auf der Frucht wächst ein Strauß von Blättern, die auch scharf sind. Dieser Strauß wird abgeschnitten, wenn man die Frucht essen will, und wieder in die Erde gesetzt, so wachsen nicht allein die Blätterlein in die Höhe, sondern ein Jahr danach auch eine neue Ananas. Ansonsten trägt diese Frucht keine Samen. Im November, Dezember und Januar sind in Brasilien die Ananas reif.

Feigen, brasilianisch Jamacaru, portugiesisch Cardon*

Die westindianischen Feigen sind etwa drei quere Finger lang, schön von Farbe und haben eine dicke, weiche Schale. Sie gehen leicht auf, wenn man sie ein wenig drückt. Die Körner oder das Inwendige, das man isst, ist wie ein Eierlein, welches von weißen Mohnkörnlein, worunter auch etliche schwarze gemengt sind, zusammengewilgert ist, und schmeckt wohl. Die Blätter sind dick, drei- oder viereckig und an den Ecken voll Stacheln. Diese Feigen werden im Oktober und November reif.

Bacobes oder Pisang*

Diese ist eine liebliche und anmutige Frucht. Sie wird gemeiniglich drei bis sechs Zoll lang und ungefähr einen Zoll dick. Die Schale schält sich in drei Teilen ab. Das Inwendige, das man isst, ist schön gelb und mürbe wie ein gesottener Eierdotter. Wenn sie schön reif ist, schmilzt sie einem auf der Zunge und schmeckt fast wie die beste und süßeste Honigbirne. Es wachsen dreißig oder vierzig ringsherum an einem Stiele. Es finden sich auf einem Baum allgemein auch nicht mehr als eine Traube, und wenn diese reif ist, wird sie abgeschnitten und etliche Tage, bis sie fein gelb wird, aufgehängt.

Wenn nun die Frucht vom Baum abgeschnitten ist, wird dieser auch abgehauen, weil er nur einmal und auch nur in einem Jahr trägt. Aus der Wurzel wachsen danach andere Sträucherlein heraus, die abgemacht und ausgepflanzt werden. Auch sie bringen nur einmal Früchte. In Westindien wird der abgehauene Baum, der nicht aus Holz, sondern nur aus Blättern wie ein Krauthaupt zusammengewachsen ist, zu nichts gebraucht. In Ostindien aber ist er eine gute Speise für die Elefanten. In gedachtem Ostindien werden diese Bäume wohl zwölf oder dreizehn Schuh hoch und dicker als ein einstämmiges Holz. Im Westen aber werden sie wohl um einen dritten Teil kleiner.

Soorsack, indianisch Jaca*

Diese Frucht ist mit unter die größten unter allen essbaren Früchten im Osten und Westen zu rechnen. Sie wächst auf hohen Bäumen direkt am Stamm oder dickesten Asten. Etliche werden bei drei viertel Ellen lang und drei viertel Ellen in die Runde. Die Rinde oder Schale an diesem Obst ist wie ein dickes Fell: auswendig grün mit etwas gelb vermischt und voll kleiner, spitziger Knösplein. Inwendig ist die Frucht wie ein dicker Bolzen, in dem rund um den Griebs, der vom Stiel durch die ganze Frucht geht, sich kleine gelbe, glatte Täschlein oder Säcklein befinden, die einen weißen Kern wie eine breite Kastanie in sich haben, die aber nicht zu essen ist. Die Täschlein aber sind so weit, dass man einen Daumen hineinstecken kann, und sind gut zu essen. Ihr Geschmack ist fast wie Geschabtes von süßen gelben Rüben. Wenn man einen Soorsack aufschneidet und die Täschlein zu essen herausklaubt, so dringt aus der Schale ein klebendes Harz, das einem an den Händen und dem Mund wie Tannen- oder Kiefernharz haftet. Und lässt sich mit Wasser nicht bald abwaschen, es sei denn, dass man zuvor den Mund und die Hände mit ein bisslein Butter oder Fett bestreiche — alsdann geht es gern ab.