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Brasilianische Flora

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Üppige brasilianische Vegetation

Die brasilianische Zuckerernte

Wie der Zucker gekocht wird*

Das Zuckerwasser, das sich ausgepresst unten im Troge versammelt hat, muss bald ausgeschöpft und in einen Kessel geschafft werden. Und wenn es über vierundzwanzig Stunden darin stünde, versauerte es in starken Essig und wäre ganz unbrauchbar Zucker daraus zu kochen.

In diesem, dem ersten Kessel wird das Zuckerwasser nur gelinde gekocht und der gröbste Schaum abgeschäumt und heißt jetzt »call« oder »caldo«. In dem anderen und dritten Kessel wird der caldo stärker gekocht und stets abgeschäumt. Damit der Zucker schön weiß und klar werde, wird bisweilen ein wenig Lauge hineingegossen. Danach wird er durch ein Tuch in eine kupferne Pfanne abgeseiht und daraus ferner in den vierten Kessel gegossen, in welchem er gleichfalls wohl gekochet wird. Und damit er nicht anbrenne, muss er ohne Aufhören gerührt und bisweilen mit ein wenig frischem Wasser abgekühlt werden. Beim Rühren und Vermischen wird er oft über dem Kessel in die Höhe geworfen, das Anbrennen dadurch zu verhüten.

Hiernach wird er wieder in einen anderen Kessel getan, darinnen kocht er so lange, bis er dick wird wie ein Brei, muss aber stets umgerührt und zu gewisser Zeit mit etlichen Tropfen Baumöl beträufelt werden, dass er nicht anbrenne. Endlich wird er in einen Kessel getan, darinnen er nicht kochen darf, sondern muss etwas überschlagen, und ist nunmehr guter Zucker, aber gleichwohl noch gar braun und dünne.

Er wird deshalb in die Tonformen getan und darin so lange umgerührt, bis er ganz gerinnt. Dann werden die Löcherlein unten an den Formen geöffnet und der Sirup tropft heraus in die untergelegte Rinne und läuft von dort in das dazu verordnete Gefäß. Der Zucker aber bleibt noch in den Formen stehen. Damit der Zucker schön weiß werde und nicht braun bleibe, werden die Formen oben über dem Zucker her ganz mit Ton verschmiert. Und wenn dann aller Sirup endlich herausgelaufen ist, wird der Zucker aus den Formen getan und so lange in die Sonne gesetzt, bis er ganz trocken ist, und letztlich in die Zuckerkisten getan.

Die Formen sind ungefähr so groß wie eine töpferne Blase, oben aber weit und unten eng wie ein umgekehrter Kegel. Unten ist ein Löchlein, das anfangs, wenn der Zucker noch zu weich ist, zugemacht, wenn er aber hart ist, aufgemacht wird.

Es enthält eine jede Form ungefähr zweiunddreißig Pfund Zucker. Die kegelförmigen Tonformen stehen reihenweise in mit Löchern versehenen Brettern in einem besonderen Hause.

Von der Farinha-Wurzel, brasilianisch Mandioca genannt*

Die Farinha-Wurzel, die man in Westindien statt des Brotes isst, wird ungefähr ein paar Schuh lang und eines Armes dick. Die Pflanze ist eine Staude oder Strauch und wird sechs oder sieben Schuh hoch. Die Blätter teilen sich in neun Teile wie ein Stern. Die Staude trägt weder Blüten noch Samen. Wenn die Wurzel ausgegraben wird, muss sie entweder bald auf einem Reibeisen (brasilianisch Tapiti) oder auf einem dazu gemachten Rade, das wie ein Schleifstein gedreht wird und oben auf der Bahn so scharf ist wie ein Reibeisen, gerieben und mit einer Presse oder Kelter der Saft herausgepresst werden. Denn sie hält sich nicht länger als drei oder vier Tage.

Brasilienholz — brasilianisch Ibirapitanga, portugiesisch Pao do Brasil*

Dieweil das Brasilienholz in großer Menge hierher gebracht und verbraucht wird, habe ich auch ein kleines Ästlein hiereinsetzen wollen, damit man sehen kann, wie dasselbe wächst und was es für Blätter oder Früchte trägt.

Der Baum wird größer und stärker als ein Apfelbaum, wächst auch so ungleich in die Höhe und wird drei oder vier Spannen dick. Die Rinde ist schwärzlich und an den Ästen sind kurze, spitze Stacheln wie an den Holzäpfelbäumen. Die Äste und Blätter stehen nicht in zwei gegeneinander, sondern einer um den ändern. Die Blätter sind hart und auf der Oberseite glatt, vergleichen sich am besten mit dem Buchsbaum, nur dass sie einen ganz kurzen Stiel haben. Im Januar blüht dieser Baum und bekommt Blümlein wie Äpfelblüten, die einen guten Geruch haben. Auf diese Blüte folgt eine Frucht, die der Frucht, so auf dem Buchsbaum wächst, ähnlich ist, aber nichts taugt.

Mangabes, brasilianisch Mangaiba*

Die Mangabes werden mit unter die besten und lieblichsten Früchte in ganz Brasilen gerechnet. Die Bäume, darauf sie wachsen, sind an der Größe und den Blättern den Pflaumenbäumen fast gleich, nur dass die Blätter ein wenig schmäler und viel härter, auch die Aste weißer und dicker sind. Die Blütezeit der Mangabes ist etwa im September und die beste Zeit der reifesten Früchte ist im November und Dezember bis Februar. Sie werden so groß wie die Pflaumen und so gelb wie die Spilling, aber mit einigen roten Strichlein.

Sie haben eine zarte Haut und inwendig einen weißen Saft mit etlichen kleinen Kernlein wie in den Weinbeeren. Auch wenn sie am Baum noch so reif scheinen, kann man sie doch nicht essen, sondern sie müssen zuvor noch einen Tag oder zwei liegen, dann werden sie so delikat, dass sie einem auf der Zunge wie Honig zerschmelzen.