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Würmer und Schlangen

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Die brasilianische Tierwelt kann gefährlich sein

Fliegende Fische, Würmchen und Giftschlangen

Narinari (brasilianisch), portugiesisch Roia, holländisch Pylsteert*

Narinari, ein Pylsteert, ist ohne den Schwanz vier Schuh und mit dem Schwanz wohl sieben Schuh lang und vier breit. Hat auf beiden Seiten breite dicke Finnen aus Fleisch und hinten am Schwanz zwei runde Flossen. Der Kopf ist etwas eingebogen und hat einen Rüssel fast wie ein kleiner Schweinskopf. Das Maul ist nicht vornan, sondern eine gute Handbreit hinterwärts nach dem Bauch zu. Er hat keine Zähne, sondern statt derselben eine beinerne Zunge aus vielen Stücken, die sich immer eins ums andere fügen und mit einem dünnen Häutlein zusammengehalten werden. Hinter den Augen hat er zwei Löcher, so groß, dass man wohl drei Finger hineinstecken kann. Statt der Kiele auf dem Schwanz hat er zwei Häklein gleich zweier Angeln. Er ist von schwarzer, dunkler Farbe mit vielen weißen Flecklein, oben herunter aber ganz weiß. Und ist gut zu essen.

Fliegender Fisch*

Diese Art der Fliegenden Fische gibt es sehr viele in Ost-und Westindien in der heißen Zone, in der Gegend um die Äquatorlinie. Sie sind ungefähr so groß wie ein kleiner Hering. Sie haben Flügel (Flossen), die denen der Fledermäuse gleichen. Wenn die Haie oder andere Raubfische hinter ihnen her sind, so fliegen sie in großer Menge fast einen Pistolenschuss weit über dem Wasser so lange, bis ihnen die Flügel trocken werden. Dann fallen sie wieder ins Wasser. Und wenn sie über die Schiffe fliegen wollen und an etwas stoßen, so fallen sie in das Schiff und können nicht wieder aufkommen, weshalb dann über die Maßen viele derselben auf den Schiffen gefunden werden. Die Matrosen gebrauchen dieselben statt Aases an den Angeln und fangen andere große Fische damit.

Iguan, vulgo Leguan, brasilianisch Senembi*

Ein Iguan ist ungefähr drei Schuhe lang, hat schwarze Augen, die ziemlich groß sind, ist über den ganzen Leib schön grün wie ein Laubfrosch, hat sehr kleine Schüpplein und glänzt wie seiden gewebet Zeug. Etliche haben längs dem ganzen Rücken und unten am Hals einen Kamm wie eine Säge. Etliche aber sind ganz glatt. Ich habe auch Iguane gesehen, so ganz grau oder silberfarben und auch länger waren als die grünen, von welchen ich mir habe sagen lassen, dass es alte, und die grünen junge wären - würden aber mit der Zeit alle silberfarben oder grau.

Tunga, Bicho, Bootien*

Die Bootien sind zuerst kleine Würmlein, noch kleiner als ein Floh. Sie wachsen gemeiniglich in den Zuckermühlen oder wo man Hühner hält. Sie kommen den Menschen gern unter die Nägel vorn an den Zehen oder hinten an den Fersen, besonders wenn man viel barfuß geht. Wenn sie in die Haut eindringen, so kitzelt und juckt es einen. Man muss dieselben dann bald mit einem spitzen Messer oder Nadel ausgraben lassen, sonst werden sie in vier oder fünf Tagen ein jedes so groß wie eine Erbse und hecken noch mehr Junge um sich herum. Beim Ausgraben muss man das Bootlein rundumher losmachen, damit es gut herauskomme und nicht zerstochen wird, denn sonst würde nur Wasser herausgehen, viel Junge wieder heranwachsen und der Ort anfangen zu eitern. Kommt es aber ganz heraus, so streut man ein wenig Tabakasche in das Löchlein oder drückt ein wenig Limonensaft hinein, so heilt es bald wieder.

Baumschlangen, brasilianisch Boigacu, portugiesisch Cobre de Veado*

Diese Schlangen sind die größten unter allen Schlangen die in Ost- und Westindien gefunden werden. Sie sind zwanzig bis sechsunddreißig Schuh lang und mannesdick aschenfarbig und schön schattiert, sollen aber doch nicht so giftig sein wie andere, kleinere Arten Schlangen. Sie halten sich mehrenteils auf niedrigen Bäumen oder starken Büschen am Wege auf, und wenn Tiere oder Menschen (besonders Schwarze, die ohne Kleider sind) vorübergehen, schießen sie herab und schlingen sich um diese herum, erdrücken sie und saugen ihnen das Blut aus.

Mons. Kapitän Oyens Wildschütz und ein Schottländer Soldat von unserer Kompanie haben anno 1644 eine solche Schlange an der Nordseite des Flusses Paraiba geschossen, die vierundzwanzig Schuh lang war. Die Brasilianer haben ihr alsbald den Kopf abgehauen, die Haut abgezogen (die der Kapitän bekommen) und das Fleisch mit in ihre Häuser genommen, um es zu essen.

Rattel- oder Rasselschlange, brasilianisch Boicininga, portugiesisch Casca vela*

Die Rattelschlange ist ungefähr fünf Schuh lang und in der Mitte eines Armes dick. Sie hat einen platten Kopf, kleine Augen, eine gespaltene Zunge und scharfe Zähne. Ihre Haut ist schuppig und hinten am Schwanz sind kleine Fächlein gleich einer Panzerkette aneinander gefügt. Die Substanz derselben ist wie dünnes Horn, fahl von Farbe und sehr leicht. Alle Jahre soll ein Fächlein mehr daran wachsen, denn so viel eine Schlange Ratteln oder Fächlein am Schwänze hat, so viel Jahre soll selbige alt sein. Weil gegen den Biss dieser Schlangen kein Gegengift zu finden ist, hat die Natur derselben solche Bellen oder Schellen angehängt, damit sich Mensch und Vieh vor dieser hüten können.