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Die Madonie

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Die Madonie

Leider keine unberührte Natur

Naturschutzgebiet: für Freizeitsportler attraktiv

Die landschaftlich reizvolle Gebirgskette erstreckt sich im Umkreis von Gangi, Alimena, Petralia Sottana, Petralia Soprana.I., .I.Polizzi Generosa, Geraci und Castelbuono. Das Gebirge zeigt zwei Gesichter: auf der Südseite eher kahle Täler, durch die sich ein paar karge Rinnsale mühen. Auf der Nordseite hingegen steile Abhänge, dicht bewachsen mit üppigen Eichen- und Buchenwäldern oder buschigen Stechpalmen. Die einst artenreiche Fauna - ein besonders trauriges Kapitel in Italien - hat unter der Großwildjagd (Rehe, Dammwild) gelitten. Einige Arten wurden ganz ausgerottet, besonders die Greifvögel: Schmutzgeier, Gänsegeier, Adler ... Wer auf der Hut ist und Glück hat, dem laufen bestenfalls noch ein paar Kleintierarten über den Weg: Wiesel, Marder, Murmeltiere und Igel, aber auch Füchse, Wölfe und Vögel aller Art ... Auch die Autorallye Targa Florio, eine der weltweit schwierigsten und gefährlichsten, deren Teilnehmer noch bis Ende der Sechziger durch die Gemeinden Cerda, Collesano und Gangi stanken und dröhnten, hat zur Beschädigung der Umwelt nicht unwesentlich beigetragen.

Was wenigen bekannt ist: in der Gegend von Castelbuono gedeiht eine besondere Eschenart, aus denen Manna gewonnen wird.

Die Schaffung von Schutzzonen und die Eröffnung des Madonie-Naturparks 1972, eines Naturschutzgebiets von 77.000 ha Ausdehnung, waren erste Schritte zur Rettung von Umwelt und historischen Zeugnissen. Es war aber auch höchste Zeit.

Geeignete und dazu noch wirklich sportliche Methoden, die Gebirgslandschaft zu erkunden, sind Wanderungen, Mountain-Bike-Touren und - warum nicht? - Ausflüge zu Pferd. Es stehen etwa zwanzig Routen zur Verfügung, mehr oder weniger lang, einige davon gut markiert, andere weniger, mit beliebig wählbaren Höhenunterschieden, teils auch Rundwege. Gewöhnlich beginnen die Ausflüge im Rifugio Orestano, T. 09 21/621 59, in Piano Zucchi (1100 m), an der Schutzhütte Marini, T. 09 21/499 94, in Piano Battaglia (1648 m), oder an der Schutzhütte Francesco Crispi, T. 09 21/722 79, in Piano Sempria. Für solides Schuhwerk und ausreichenden Wasservorrat sorgen.

Wer sich für Trekking erwärmen kann und obendrein noch Italienisch versteht, beschaffe sich auf jeden Fall den kostenlosen, von der Azienda Provinziale per il Turismo di Palermo herausgegebenen Führer über die Madonie. Erhältlich in den Fremdenverkehrsämtern in Palermo und manchmal auch in Cefalù (s. unter »Nützliche Anschriften in Cefalù«). Er enthält Karten und Beschreibungen möglicher Routen. Auch Hobby-Höhlenforscher können sich in den Madonie austoben, und im Winter werden in Piano Battaglia sogar Skipisten präpariert.

Abstecher in die Geschichte

Die pfiffigen Araber nutzten den natürlichen Reichtum der Madonie, indem sie auf der Grundlage eines ausgetüftelten Bewässerungssystems fruchtbaren Landbau betrieben. Sie führten neue Feldfrüchte ein - Agrumen (Südfrüchte), Baumwolle, Maulbeerbäume, Pistazien - wohingegen der Ackerbau der Römer sich auf den Weizen kapriziert hatte. Im Mittelalter schließlich rottete sich die Bevölkerung um die Burgen zusammen, wodurch das Land immer menschenleerer wurde. Landflucht also schon damals ... Im 16. und 17. Jahrhundert hingegen wurden die Landbaugebiete wieder stärker genutzt, was zur Folge hatte, dass neue Marktflecken gegründet und die mittelalterlichen Städte erweitert wurden.

Auch die Madonie erlebten Auswanderungswellen: zu Beginn des Jahrhunderts zog es die Dorfjugend nach Nordamerika, in den Sechzigern verteilte sie sich über ganz Europa.