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Die Spanier

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Aragonesisches und habsburgisches Zeitalter (1302-1712)

Reiche Parasiten und arme Schlucker

Adlige Muße statt bürgerlichen Fleisses

Friedrich III. von Aragonien (1296-1337) versuchte, in Sachen Sizilien endlich reinen Tisch zu machen: er brachte die Wiederherstellung des sizilianischen Parlaments sowie etliche Reformen in Gang, mußte sich allerdings ständig der lauernden Anjouiner und Aragoneser erwehren.

Nach ihm verliert das Königstum an Macht und Ansehen, was vor allem auf das Konto der aufmüpfigen, einflußreichen »Barone« geht, die sich in katalanische (im Gefolge der aragonesischen Könige) und latinische (normannisch-schwäbische) scheiden. Nach dem Tod Martino II. wird Sizilien schließlich de iure mit dem Reich von Aragon verbunden.

Ferdinand von Kastilien entsendet 1415 seinen Sohn Johann als ersten Vizekönig auf die Insel: als ersten in einer langen Reihe von Vizekönigen, die sich durch die Jahrhunderte spanischer Herrschaft, auf dem alten Feudalsystem basierend, hindurchzieht. Unter diesen stellt Sizilien nicht mehr dar als eine spanische Provinz bar jeder Selbstverwaltung.

Nur anfangs, unter dem feinsinnigen und aufgeklärten Alfons V. »dem Großzügigen« (1416-1458), dem Sizilien besonders ans Herz gewachsen war, wird der Freiherrenstand im Zaum gehalten. Später entfesselt sich jedoch die mit viel Tragik und Blut einhergehende Macht der »Barone«. Diesen gelingt es, sich der höchsten Posten in Politik, Verwaltung, Recht, Wirtschaft und Kirche zu bemächtigen. Ihnen ist jedes Mittel recht, und so schlucken sie denn auch die großen Ländereien und dringen mit ihren Seilschaften, Gabellotti genannt, in das städtische Leben ein. Während die längst verarmten Bauern unter der Steuerknute ächzen, wissen die Barone Hungersnöte geschickt zu überbrücken. Getreidehandel und Seidenverarbeitung geraten ins Stocken, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auf Sizilien verfällt, es fehlt an einem liberalen Bürgertum.

Die spanische Aristokratie denkt gar nicht daran, der Willkürherrschaft der Baronie Einhalt zu gebieten, erlegt ihrerseits den Bürgern absurde Steuern auf und wetteifert in Prunk und Geldverschwendung mit den Baronen. Als privilegierte Schicht müssen aber auch die Bankiers und Wucherer, vornehmlich Genueser und Katalanen, gelten, die den verschwendungssüchtigen Baronen, dem hohem Klerus sowie den kirchlichen Orden das nötige Geld für Paläste und Tempel leihen. Am doppelten Joch der Unterdrückung durch Barone und Monarchie vermochten auch die blutigen Volksaufstände 1517, 1523, 1647, 1648, 1649 und vor allem 1672 nichts zu ändern.
Seuchen, ein verheerendes Erdbeben (1693) – ihm fielen ganze Landstriche und städtische Siedlungen im Dreieck zwischen Syrakus, Catania und Ragusa zum Opfer – und wiederholte Raubzüge der Sarazenen verschlimmerten noch das Los der Bevölkerung.