Besorgungen

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Problembekämpfung

Endlose Träume von Papua

Das selbe Reihenhaus wie immer

Michael schrieb mir aus Amron, unser Haus sei noch warm von uns gewesen, als die neue deutsche Familie aus dem anderen großen Haus gekommen sei. „Sie haben den Schössling, den du als Nachwuchs neben die Fächerpalme gepflanzt hast, einfach ausgebuddelt und vor ihrem Haus eingepflanzt“. Mein Herz schmerzte bei dieser Vorstellung, aber Amos und Janna gegenüber habe ich erst viel später darüber gesprochen, denn in dieser Situation wäre es mir vorgekommen, als würde ich ihnen etwas von Leichenfledderei erzählen.


Mein Vater hatte für uns ein Auto besorgt, so dass ich während der Tage, die Janna und Amos bei Marina und Gunnar verbrachten, meine Träume von der Veranda in Amron in die Tat umsetzen konnte. Immer wieder hatte ich abends dagesessen und gesonnen, wie es sein müsse, in Deutschland auf der rechten Straßenseite zu fahren, ob ich die Gangschaltung mit der rechten Hand schaffen würde. Meine Ängste erwiesen sich als völlig unbegründet, ich wollte zwar noch oft auf der falschen Seite ins Auto einsteigen, aber sobald ich drinsaß, lief alles wie von selbst ab.


Dermaßen gestärkt machte ich mich nach ein paar Tagen auf den Weg, meine Kinder von Marina und Gunnar abzuholen. Ich fuhr noch etwas unsicher, der Verkehr auf der Autobahn jagte mir Angst ein, aber bei der Ankunft wurde ich von meinen Kindern begrüßt, als hätte es die Zeit der Eiseskälte nie gegeben. Sie umarmten mich wie eine richtige Mutter, vergessen schien die Unperson, die an ihrem Elend Schuld hatte. Auf der Rückfahrt hörte ich die beiden vernehmlich wegen meiner Lustlosigkeit zum Überholen stöhnen, aber ein kleines Stückchen hatte sie dieser Besuch doch aus ihrer Bitterkeit gelöst.

Kurz darauf bekamen wir vom Missionswerk grünes Licht, nach Neuendettelsau zu kommen. Im gleichen Reihenhaus, in dem wir vor der Ausreise gewohnt hatten, war eine Wohnung frei, so dass wir mit wehenden Fahnen dorthin fuhren. Gleich am nächsten Tag meldete ich die Kinder im Gymnasium an. Die Lehrer waren mit unseren Vorstellungen einverstanden, Amos sollte noch einmal die zehnte, Janna die siebte Klasse ein halbes Jahr wiederholen. Wieder begann für Janna eine schwierige Zeit, und bis sie Anschluss gefunden hatte, war ich noch oft die Rabenmutter, die ihre Kinder einer fremden Welt auslieferte, in der man eigentlich nicht leben konnte.


Aber nun hatten wir auch gemeinsam mit neuen Problemen zu kämpfen. Bisher waren wir von meiner Mutter mit allem versorgt worden, jetzt hieß es, selbst die feindliche Welt zu erobern, und das Einkaufen war neu zu erlernen. Inzwischen waren die Supermärkte dazu übergegangen, in der Gemüseabteilung die Kunden selbst ihr Obst und Gemüse wiegen zu lassen. Verdattert standen wir da, Janna flüsterte mir in Tok Pisin zu: „Schau dieser Frau zu, wie sie es macht!“ Endlich kapierten wir, wie „es“ ging. Man musste das Gemüse auf die Waage legen, dann die entsprechende Nummer drücken, wenn der Preis herauskam, wurde er auf die Tüte geklebt und an der Kasse bezahlt.