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Dreierbande

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Das Dreigestirn der Renaissance

Dreierbande: Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael

Anno 1504 versammelt sich in Florenz während einiger Monate das Dreigestirn der italienischen Renaissance: Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael. Der Geist der Renaissance verband sich bei jedem von ihnen mit einer universellen Begabung. Alle drei zeugten auf ihre Weise vom neuen Selbstbewußtsein des Künstlers. Leonardo machte Schluß mit der Unterwürfigkeit und verkehrte mit den Großen der Welt von gleich zu gleich; Michelangelo war der erste Maler in der Geschichte, dessen Leben und Werk schon zu seinen Lebzeiten studiert wurden; seine Beisetzung war ein nationales Ereignis. Für Raffael änderte der Papst sogar den Bauplan des Vatikans.

Unter diesen drei Universalgenies verkörpert Raffael das Renaissanceideal vielleicht am vollkommensten. Sein Werk ist der Triumph des zugleich idealen und realistischen Kunstschönen. Auf uns wirkt die harmonische Ausgewogenheit seiner anmutigen Madonnen und geflügelten Engel heute jedoch bisweilen langweilig oder kitschig; Leonardo und Michelangelo sind in ihrem titanischen Streben nach Vollkommenheit gewiß moderner. Leonardos unablässig grübelnder Forschergeist, seine Liebe zum Experiment, verhindern die Vollendung seiner Werke, deren rätselhafte Ausstrahlung gerade durch ihren fragmentarischen Charakter entsteht. Michaelangelo geht in seinem Streben nach Expressivität bis an die Grenzen des Darstellbaren, schafft die barocke Plastik und nimmt die moderne Kunst des 20. Jhs vorweg.

In Deutschland wurde der Einfluß der italienischen Renaissance durch die Ausbreitung der Reformation verhindert. Um so mächtiger wirkte sie auf unsere französischen Nachbarn, die unter Franz I. nach und nach das Vokabular der Renaissancearchitektur übernahmen. So läßt sich an den Königsschlössern von Amboise, Chambord und dem Louvre verfolgen, wie der neue Stil vom bloßen Ornament allmählich zum Bauprinzip wird. Leonardos Ankunft in Frankreich im Jahr 1517 bleibt noch ohne weitere Folgen, da er bereits zwei Jahre später in Chambord stirbt. Franz I. verfolgt jedoch zielstrebig sein Vorhaben, sich von der sklavischen Nachahmung der italienischen Meister zu lösen und eine eigenständige französische Renaissancekultur zu fördern. Der Verwirklichung dieses Ziels dient der Bau von Schloß Fontainebleau und die Förderung der gleichnamigen Malerschule.

1447 wird Thomas von Sarzana zum Papst gewählt, ein allseits anerkannter Humanist, dessen Amtsantritt eine harmonische Blütezeit der Kirche einläutet, an deren Ende die Anerkennung der päpstlichen Souveränität steht. Unter dem Namen Nikolaus V. arbeitet der Renaissancepapst schlechthin daran, Rom zu befestigen, zu verschönern und ihm seinen alten Glanz wiederzuverleihen. In dieser Zeit erleben auch das Königreich Neapel, das Herzogtum Mailand und die beiden Republiken Florenz und Venedig einen mächtigen Aufschwung.

Mittelpunkt des literarischen Lebens ist Florenz, wo auch Lorenzo de Medici zur Feder greift. Der aktuellste Schriftsteller dieser Zeit ist jedoch der Politiker und Philosoph Niccolo Macchiavelli (1469-1527), der die erste gültige Analyse totalitärer Machtsysteme liefert, seien sie Einparteienstaaten oder absolute Monarchien. Die Schriften des überzeugten Republikaners begründen eine neue Tradition des politischen Denkens, die aufgrund der verbesserten Kommunikationstechniken (Erfindung des Buchdrucks) dem Humanismus Tür und Tor öffnen.