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Der Weg zur Nation

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Napoleons Beitrag zur Geschichte

Vom Traum zur Wirklichkeit

Als Napoleon 1796 zu seinem Italienfeldzug aufbricht, weiß er noch nicht, dass er damit das bisher verkümmerte italienische Nationalgefühl wecken wird. Die französische Besatzungszeit dauert bis 1814. Napoleon legt sich mit dem Papst an, weil der seinen Bruder Jerôme (König von Westfalen) nicht von seiner Frau scheiden will, und außerdem wollte Napoleon eh bei allem das Sagen haben.

Zwischen 1806 und 1814 nisten sich die Engländer in Sizilien und Neapel ein. Ihr Befehlshaber Lord William Bentinck gewinnt großen Einfluß auf Ferdinand II., König beider Sizilien. Die erste liberale Verfassung, weitgehend am englischen Vorbild ausgerichtet, wird verabschiedet. Nach Abzug der englischen Truppen schaltet Ferdinand aber wieder um auf absolutistische Methoden, was die Italiener tief erbittert und der patriotischen Bewegung neuen Auftrieb verleiht.

Im Pariser Vertrag von 1814 fällt Italien wieder an die Habsburger, doch die nationalistische Bewegung gewinnt an Schwung. Schon 1821 kommt es, vor allem in der Turiner Gegend, zu ersten Aufständen. 1831 gründet der Genueser Freiheitskämpfer Giuseppe Mazzini den Geheimbund des »Jungen Italien«; das Bewußtsein, ein- und derselben Nation anzugehören, wurzelt seitdem im Herzen aller Italiener. Selbst der philosophisch gebildete Papst Pius IX. bekennt sich zu den Vorstellungen Vincenzo Giobertis, eines Philosophen, Priesters und Politikers, der den Gedanken einer italienischen Föderation unter Leitung des Papstes vertritt. Er sympathisierte jedoch auch mit den Gedanken Mazzinis, der seinerseits für die Republik eintrat. 1848 befanden sich alle italienischen Städte in Aufruhr, und der König von Piemont-Sardinien, Karl Albert I., erklärte den Österreichern den Krieg, obwohl er für die revolutionären Bestrebungen keinerlei Sympathie hegte. Feldmarschall Radetzky – genau: der mit dem schmissigen Marsch! – bereitete den Träumen von der italienischen Einheit ein rasches Ende, auch wenn Venedig bis zum August 1849 Widerstand leistete. Mazzini leitete zusammen mit Garibaldi 1849 / 49 die Verteidigung Roms gegen die Franzosen. Der zunächst erfolglose Ausgang dieser kriegerischen Aufstände lehrte die italienischen Patrioten um Mazzini und Garibaldi folgendes: egal, wie das geeinte Italien aussehen würde, ob es ein Königreich, eine Föderation oder eine Republik sein würde, zuerst mußten die Östereicher vertrieben werden, und das konnte nur mit Hilfe von außen gelingen.

Die Helden der nationalen Einheit

1847 gründet Camillo Benso di Cavour die gemäßigte, aber liberale Zeitung Il Risorgimento (»Wiedererstehung«). Er dient König Karl Albert und seinem Nachfolger Viktor Emanuel II. in verschiedenen Ministerrollen und mausert sich zum piemontesischen Bismarck. Cavour gründet auch eine Gesellschaft, in der sich bald ein anderer Unabhängigkeitskämpfer hervortut: der 1807 geborene Giuseppe Garibaldi, der schon früh wegen seiner Sympathien für Mazzini nach Brasilien auswandern mußte. Nach seinem erzwungenen Amerikaaufenthalt, wo er an einem Aufstand teilnahm und für Uruguay kämpfte, kehrt er 1854 nach Italien an die Seite Cavours zurück. Allmählich nimmt jene Allianz Gestalt an, welche die Österreicher das Fürchten lehren sollte.

Am 14. Januar 1858 trachtet ein gewisser Orsini nach dem Leben Napoleons III; das Attentat mißlingt. Vor seiner Hinrichtung schreibt er dem französischen Kaiser einen Brief, in dem er ihn bittet, zugunsten der italienischen Einheit einzugreifen. Der Kaiser schließt daraufhin mit Cavour einen Pakt: die Franzosen stellen 200.000 Mann zur Befreiung Italiens ab; im Gegenzug tritt Piemont Savoyen und die Grafschaft Nizza ab. Cavour windet sich zunächst, stimmt dann aber doch zu. 1859 besiegt Garibaldi mit seinen fünftausend Alpenjägern die Österreicher bei Varese und Brescia. Im folgenden Jahr bemächtigt er sich an der Spitze der Rothemden, einer Garibaldi zugetanen Freiwilligenarmee aus aller Herren Länder, Siziliens und Neapels. Der in Nizza geborene volkstümliche Freiheitsheld liefert sich nach seiner Wahl zum Abgeordneten sogleich eine heftige Auseinandersetzung mit Cavour wegen dessen Zustimmung zur Abtretung Nizzas an die Franzosen. Zündstoff lieferte auch das Verhältnis des geeintes Italiens zum Kirchenstaat.