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Restaurants und Kneipen

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Restaurants, Ristorante, Tavola Calda, Osteria, Rosticceria, Pizzeria

Verwirrung rund um die Gastronomie

Wo einkehren zum Essen?

Zu Beginn des Italienaufenthalts sorgen ein Vielzahl von Wirtshausschildern für Verwirrung: Ristorante, Tavola Calda, Osteria, Rosticceria, Pizzeria usw.

Fangen wir bei den preisgünstigen Möglichkeiten an: Snack-Bar (bedarf wohl keiner Übersetzung), Caffè und Latteria verkaufen Kuchen und Sandwichs. Die Rosticceria (Garküche) gibt Gerichte zum Mitnehmen aus, zumindest theoretisch, denn meist finden sich auch einige Tische, an denen man Platz nehmen kann. In einigen Pizzerias läßt man sich zum Essen nieder, andere haben nur Straßenverkauf. Pizze gibt es auch in einigen Bäckereien (Panetteria).

Die Tavola calda (wörtlich: »warmer Tisch«) war früher der Ort, um eine Pizza oder einen Teller Spaghetti auf die Schnelle zu verspeisen. Heute ähneln sie immer mehr den Trattorias. Die echte Tavola calda heißt jetzt Rosticceria oder Pizzeria-Bar. Schlimm, wie sich die Italiener gegenseitig ins Handwerk pfuschen, besonders was das Bepinseln der Wirtshausschilder angeht.

Italien in vollen Zügen zu genießen, ist nicht möglich, wenn man die nahrhafte Seite des Landes ausspart. Was aber, wenn man sich aus finanziellen Gründen dazu verdammt sieht, sich jeden Tag mit der Kombination Pizza / Salat / Mineralwasser oder Spaghetti / Salat zu begnügen, um nicht die selbstgesteckte Grenze zu überschreiten? Wer ohnehin um seine Linie fürchtet, darf getrost ein paar Löcher mehr in seinem Gürtel anbringen und diesen von Woche zu Woche enger schnallen. Alle anderen werden zu den Tramezzini Zuflucht nehmen, unterschiedlich belegten Sandwichs aus Toastbrot, die in fast allen Cafés arme Schlucker vor dem Verhungern retten. Wer gerade völlig blank ist, vergesse alles, was im entferntesten an ein Restaurant erinnert, und halte sich an die Bäckereien zur Backzeit und Lebensmittelgeschäfte.

Die Rechnung

Nähre Angaben zu Preisen sind dem Kapitel »Reisekasse« zu entnehmen. Was in Speiselokalen die Rechnung in die Höhe treibt, das ist die schwindelerregende Anhäufung von Pane e Coperto + Servizio (Brot, Gedeck und Bedienung)!

Vor wenigen Jahren noch wurden allein Pane e Coperto automatisch in Rechnung gestellt. Das war ganz einfach Teil der italienischen Folklore, und kulturelle Unterschiede wissen wir zu schätzen. Wenn Italien heute einen ehrenhaften Platz im Verein seiner europäischen Nachbarn einnehmen möchte, wird es sich entscheiden müssen: zwischen Pane e Coperto und Servizio nämlich! Um so mehr, als im Gefolge westeuropäischer Abnehmmanie manch eine(r) ohnehin aufs Brot verzichtet, zumal in Begleitung von Teigwaren. Warum also für etwas bezahlen, was man weder bestellt noch verzehrt hat? Und dann die gesondere Berechnung des Gedecks, als sei dieses nicht Teil des Bedienungsgeldes! Da könnten ja die Hotels anfangen, ihre Bettlaken als Extraposten in Rechnung zu stellen. Was uns noch am meisten fuchst: Schuld an dieser Unsitte tragen wir als Touristen selbst, indem wir nämlich in Massen auftreten ...

Der Unterschied zwischen jenen Lokalen, wo man nur für Pane e Coperto berappt – regelmäßig von besserer Qualität – und den anderen, die auch noch das Bedienungsgeld draufschlagen, liegt auf der Hand. Letztere sind nämlich Gauner.

Cafés und Kneipen

Straßencafés sind auch in der warmen Jahreszeit, abgesehen von den Touristenorten, eher die Ausnahme. Auch finden sich weniger Lokale mit Tischen und Stühlen als bei uns: die Italiener trinken und essen lieber im Stehen an der Theke, nachdem sie ihre Schuld an der Kasse im Eingangsbereich beglichen haben. So spart man Personal ... und bares Geld. Wer sich am Tisch bedienen läßt, muß nämlich einen fünfzigprozentigen Aufschlag berappen.

Ein nicht unwichtiges Detail: zahlreiche Kneipen und Restaurants sparen sich das stille Örtchen.

Thorsten aus Chemnitz beschreibt seine ganz persönliche »Kneipenstrategie« wie folgt: 1. bei Kratzen im Hals und Raumleere stets von der Hauptstraße in die Nebengassen einbiegen, dann wird´s billiger; 2. nachsehen, ob Einheimische drinhocken, dann kann bei der Qualität des Essens nicht mehr viel schiefgehen; 3. die Kneipe sollte gut besucht sein; 4. wegen der Preise vorsichtshalber einen Blick auf die Speisekarte an der Tür werfen; 5. und letztens: eine gute Küche verführt mit aromatischen Wohlgerüchen. Dem haben wir nichts hinzuzufügen.