Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Kultur

Body: 

Assisi für Kulturbeflissene

Schlösser, Kirchen und Grabstätten

Unermüdliche Stadtwanderer, Eure Stunde ist gekommen. Das Heilix Blechle bleibt auf dem großen Vorplatz der Basilika. In den Gassen und Sträßchen, ganz in die mystische Stimmung dieser Stadt getaucht, lebt das Mittelalter wieder auf.

Basilica San Francesco: wurde als erste Kirche dem Hl. Franziskus geweiht, und zwar im 13. Jahrhundert. Setzt sich zusammen aus zwei sich überlagernden Kirchen, die zu verschiedenen Zeiten in weiß und rosa leuchtendem Stein aus Subasio ausgeführt wurden. Romanischer Glockenturm, während die Fassade mit ihrer prächtigen Rosette gotisch daherkommt. In Shorts darf hier keiner rein.
Untere Kirche: wirkt zunächst eher düster. Die Fresken im Hauptschiff, teils in beklagenswertem Zustand, erzählen die Lebensgeschichte Jesu und des Hl. Franziskus. Da kam selbst ein eingefleischter Agnostiker und aufklärerischer Geist wie Hippolyte Taine ins Grübeln. In der Martins-Kapelle Fresken von Simone Martini (»St. Martin entsagt dem Kriegshandwerk« und »Der Traum des Hl. Martin«). Ihm gebührt das Verdienst, als einer der ersten die Perspektive in die Malerei eingebracht zu haben.

Ein Treppchen führt hinunter zur Krypta, wo die Gebeine des Hl. Franz von Assisi beigesetzt wurden.

Die prächtige Freskenmalerei im Gewölbe über dem Hochaltar wird Giotto; zugeschrieben, stammt mit Sicherheit aber von einem seiner Schüler. Dargestellt sind »Keuschheit« (Frau in einem Turm), »Armut« (Vermählung des Hl. Franziskus mit der »Armut« in Frauengestalt), »Gehorsam« (Auferlegung des »Jochs«) und der »Triumph des Hl. Franziskus« (auf einem Thron, umringt von Engeln). Im rechten Querschiff das Meisterwerk Cimabue;s: »Jungfrau mit dem Hl. Franziskus und vier Engeln«.

Von Giotto; und dessen Schülern stammt die »Geburt Christi« und die »Flucht aus Ägypten«; ferner die Fresken in der Magdalenen-Kapelle.

Im linken Querschiff schließlich die Gemälde Pietro Lorenzetti;s, der fast die Lichtwirkung des ersten bedeutenden Malers der Schule von Siena, Duccio;, noch einmal erfunden hätte, namentlich in der »Großen Kreuzigung« und dem »Einzug Jesu in Jerusalem«.
Obere Kirche: harmonischer, lichtdurchfluteter Kreuzgang von Sixtus IV. Reinste Gotik im Kirchenschiff, das vollständig von Fresken überzogen ist. Ausgenommen jene von Cimabue im linken Querschiff, deren Farben ein Opfer der Feuchtigkeit wurden, zeugt die Freskenmalerei in der Oberen Kirche von der künstlerischen Hegemonie Giotto;s. Achtundzwanzig Freken an den Mauern des Kirchenschiffs zeichnen das Leben des Hl. Franziskus nach. Bemerkenswert auch die Einlegearbeiten im Holz des Chorgestühls.

Auch einer Besichtigung des Kirchenschatzes steht nichts im Wege, zumindest in der Zeit von 9.30-12.30h bzw. 14.30 und 18h. Kein Zutritt montags und während der Monate November bis März. Besonders hervorzuheben sind u.a. die flämischen Wandteppiche aus dem 15. Jh., die »Madonna« von Giovanni Spagna;, ein überdimensionales Tabernakel aus dem 16. Jahrhundert und die sakralen Goldschmiedearbeiten.

Piazza del Comune: wird beherrscht vom römischen Minerva-Tempel, der zu einem christlichen Gotteshaus umgewidmet wurde. Sicher nicht das letzte Wort der Geschichte ... Von außen ein gelungenes Beispiel für den Erhalt und die Eingliederung vorgefundener architektonischer Elemente; innen dagegen treibt der barocke Überschwang sein Unwesen.

Nebenan die Torre del Popolo aus dem 13. Jahrhundert und der Palazzo del Capitano. Der Priorenpalast seinerseits birgt das Rathaus und eine kleine städtische Pinakothek mit Werken der Umbrischen Schule (montags geschlossen).

San Rufino: Piazza San Rufino; Sakralbau aus dem 12. Jh., dessen Fassade zu den schönsten des Landes gerechnet wird. Tatsächlich zeugen die Skulpturen des Portals, des Säulenfrieses, der Rosette und der Löwen – die verputzen gerade ein paar Heiden, wie´s scheint – von höchster Kunstfertigkeit. Im Inneren der Kirche ein bescheidenes Museum für sakrale Kunst.

Chiesa Santa Chiara: Piazza Santa Chiara, am Ende der Via Mazzini. Für die Fassade stand jene von San Francesco Modell, worauf schon die abwechselnd vermauerten weißen und rosa Steine hinweisen. Aber es gibt auch etwas Originelles zu vermelden, und zwar einen imposanten Strebebogen im rechten Winkel, der die Fassade gleichsam verlängert. Die Malerschule um Giotto und umbrische Meister des 13. und 14. Jhs zeichnen für die Fresken im Inneren verantwortlich. Dazu muß man wissen, dass die Hl. Klara in jungen Jahren ihrer reichen Familie den Rücken kehrte, um dem Armutsideal des Hl. Franziskus nachzueifern. Keine Sorge: die Gute war nicht etwa verliebt, sondern verbrachte ihr Leben in Einsamkeit, Gebet und Buße in San Damiano. So ist´s recht. So haben wir sie gern: fromm, keusch und gehorsam ...

In der Basilika wurden nicht nur ihre Gebeine beigesetzt: auch Kleidungsstücke und verschiedene persönliche Gegenstände fanden dort eine letzte Bleibe. Zu sehen sind auch die Reliquien des Hl. Franziskus sowie das Kruzifix, welches einst zu ihm gesprochen haben soll. Sachen gibt´s ...

Rocca Maggiore: den höchsten Punkt des Hügels einnehmendes Schloß, aus dem nach Abschluß der Restaurierungsarbeiten einmal ein Kulturzentrum entstehen soll. Erbaut wurde es im 14. Jahrhundert auf den Grundmauern einer Festung Friedrich Barbarossas. Wir sparen uns eine Beschreibung des Panoramas über Assisi und das gesamte Umland! Wird ja langweilig.

Hier noch ein Menü malerischer Gäßchen fürs Fotoalbum: da wäre zunächst der Vicolo Sant´Andrea; von der Basilika San Francesco aus die gleichnamige Straße hinaufmarschieren und sich dann links halten. Links und rechts säumen sie mittelalterliche Gebäude, ein besonders hübsches von Anno 1477. Etwas weiter oberhalb das Riesenstadttor San Giacomo, wo einige blumengeschmückte Gassen zusammenlaufen (Santa Margherita).

Hin und wieder fallen uns neben der eigentlichen Eingangstür eine weitere Tür gleichen Stils auf, nur etwas kleiner und etwa einen Meter über der Erde, von denen nebenbei bemerkt viele zugemauert wurden: hierbei handelt es sich um sogenannte »Totentüren«, durch welche damals die sterblichen Überreste der Bewohner ihre Behausung verließen. Symbolisch betrachtet, konnte so eine durch die Haupteingangstür ins Haus eingetretene Seele dort bleiben. Zu beobachten in der Via San Gregorio und besonders in Gubbio (s.