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Latium

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Alle Wege führen durch Latium (Lazio)

Achtundzwanzig Jahrhunderte voller Geschichte

Bekanntermaßen führen alle Wege nach Rom, demnach auch in das Latium. Es ist daher unnötig, noch darauf hinzuweisen, dass Rom einen der Höhepunkte einer Reise nach Italien darstellt – jedenfalls solange man die sengende Hitze im Sommer meidet! An keinem anderen Ort der Welt haben achtundzwanzig Jahrhunderte so deutliche Spuren hinterlassen. Die römischen Tempel und Amphitheater, von denen einige trotz des Mangels an Sorgfalt seitens der italienischen Behörden erstaunlich gut erhalten sind, bilden integrierte Bestandteile des Stadtbildes.

Die Mehrzahl der vielen Kirchen zeugt entweder von der Frühzeit der Christianisierung Roms oder trägt einen mehr oder weniger prunkvollen Barockstil zur Schau. Renaissancepaläste, Brunnen und barocke Plätze, die mittelalterlich anmutenden Gäßchen, weisen Rom als eine von Geschichte befrachtete Stadt aus, in der alle Stilrichtungen nebeneinander präsent sind.

Zugegeben: wer »Latium« hört, denkt unweigerlich sogleich an Rom. Die Region hat lange nicht den gleichen Ruf wie die Toskana und Umbrien; man reist hauptsächlich um der »Ewigen Stadt« willen dorthin. Nur wenige wagen sich auch in die Umgebung vor. Es stimmt, dass über die Hälfte der Bewohner Latiums in Rom leben und dass die anderen Städte in der Region nicht unbedingt die quirligsten sind. Jedoch ist es nicht verkehrt, sich nach einem Rombesuch auch die nähere Umgebung anzuschauen. In Betracht kommen zunächst das alte etruskische Gebiet (Tarquina, Cerveteri), aber auch Viterbo, Tivoli, Casamari oder ganz einfach die wirklich reizvolle Campagna Romana.

Einige kulinarische Koordinaten

Wenn die Küche des Latium auch von den benachbarten Regionen beeinflußt wurde, so hat sie sich doch eine gewisse Eigenheit bewahren können. Grundutensil ist – na was wohl? – der Kochtopf, in welchem schmackhafte und rustikale Soßengerichte zu schmoren pflegen. Knoblauch, Petersilie, Sellerie, Hackfleisch, Würste, Tomaten, Paprikaschoten, Weißwein, Rosmarin, Basilikum ... aus allem läßt sich eine feine Soße bereiten! Olivenöl bildet dabei die Grundlage jeder Zubereitung.

Auch Pasta ist stets dabei. Eine Mahlzeit, geschweige denn ein Tag ohne Teigwaren ist völlig undenkbar für einen Römer. Er kennt eine Vielzahl von Möglichkeiten der Zubereitung: mit Speiseöl, Paprikaschoten, Fleischsoße, Knoblauch oder all´arrabiata (scharf), alla carbonara, alla carretiera ... nicht zu vergessen die Gnocchi alla romana, ein in Fleischsaft zubereitetes Griesgericht. Apropos Fleisch: davon hat das Latium eine Menge an Leckerbissen zu bieten, z.B. Saltimbocca (Kalb und Schinken in Salbei), Involtini (gefülltes Rindfleisch), Spezzatino (Rind) oder Abbachio (Lamm) in den verschiedensten Zubereitungsarten. Für geschulte Gaumen sind die typischsten Gerichte zu erwähnen: Innereien alla romana, Kalbs-Pagliata oder Kuhschwanz alla vacinara.

Als Gemüse kommen hauptsächlich Tomaten, Artischocken (jene, die wir auch kennen, aber auch kleinere und zartere: Carciofini), Salate, Spargelkohl – auf Neudeutsch auch Brokkoli, was dann sicher besser schmeckt – Fenchel, milde Paprikaschoten, Auberginen und Zucchini (häufig gefüllt) auf den Tisch. Zum Thema Käse: Pecorino (scharf), Ricotta, Mozarella oder frische und trockene Caciotte. Gebäck ist im Latium in der Regel nicht berauschend, doch Obst entschädigt den verwöhnten Süßschnabel dafür reichlich.

Die Weinkarte bietet keine sonderlich breite Auswahl: die Weißweine der Castelli Romani (Frascati) und der Est von Montefiascone sind natürlich unverzichtbar. Rotweine: gegen einen Cesanese oder einen Cecubo ist nichts einzuwenden. Der am häufigsten anzutreffende Digestif ist übrigens der Sambucca (auf der Grundlage von Anis).

Geographie und Erwerbszweige

Die Ausrichtung der Täler im Hügel- und Bergland des Latium – von Südwest nach Nordost – bringt es mit sich, dass dort die kalten Nordwinde bei entsprechender Wetterlage freie Bahn haben. Milder – nach italienischem, klimatisch verwöhnten Verständnis – wird´s dagegen in den Obst- und Gemüseanbaugebieten des Agro Romano und des Agro Pontino. Hier gedeihen Zucchini und Melonen, Nüsse, Zitrusfrüchte, Paprika, grüne Bohnen, Wein ... womit wir schon wieder beim Essen wären.

Keine Bange: schon kriegen wir wieder die Kurve zu ernsthaften Dingen, nämlich der Wirtschaft: hier überwiegen im Latium eindeutig öffentlicher Dienst und privater Dienstleistungssektor. Es wird also verwaltet, und das nach Leibeskräften (oder etwa doch nicht?). Rom ist schließlich zugleich Hauptstadt der Provinz, der gesamten Region und des ganzen Landes. Obgleich es sich vom Aktenstapeln recht ordentlich leben läßt, gab und gibt es Bestrebungen, auch dem produzierenden Gewerbe im Latium eine Nische einzurichten: in Gestalt einiger mittlerer Elektronik-, Pharma- und Milchwirtschaftsbetriebe südlich von Rom, wo von altersher auch Möbel- und Bekleidungsindustrie (alta moda) zu Hause sind. Die kleine Universität von Viterbo indes dürfte auch in Zukunft kein ernstzunehmendes Gegengewicht zu den vier römischen Stätten universaler Bildung darstellen.