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Piazza Venezia

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Piazza Venezia

Stummer Augenzeuge der Zeit

Alle Wege führen nach Rom – und in Rom führen alle Wege offensichtlich zur Piazza Venezia, die man bei einem Besuch in der Stadt immer wieder kreuzt. Hier gehen alle Straßen ab, die der Besucher in Rom einschlägt, angefangen mit der sehr kurzen Trasse hinauf auf das Kapitol. Dieser Verkehrsknotenpunkt, in dessen Mitte ein bedauernswerter Polizist in Abgaswolken ausharrt und den Verkehr regelt, lohnt einen Besuch wegen des Palazzo Venezia und des Denkmals für Victor Emmanuel II.

Palazzo Venezia: ein Kardinal, der spätere Papst Paul II. (nicht der heutige) gab den Bau eines Palastes an dieser Stelle in Auftrag. Die Fertigstellung erlebte der Arme jedoch nicht mehr. Er wird sich im Grabe umgedreht haben vor Ärger: sein Palast wurde die Residenz aller Päpste bis 1564; danach logierten hier die Botschafter Venedigs (daher sein Name). Später richtete Hitlerfreund Mussolini hier sein Arbeitszimmer ein und sprach zu den auf dem Platz versammelten Massen von seinem Balkon in der Mitte.

Das Bauwerk aus der Übergangszeit zwischen Mittelalter und Renaissance birgt ein recht interessantes Museum (Öffnungszeiten: 9-14h, sonn- und feiertags 9-13h, montags geschlossen) mit mittelalterlichen und neuzeitlichen Exponaten. Fortführung der Besichtigung von den Gemächern Pauls II. aus möglich.

Chiesa San Marco: in einem Winkel des Palazzo Venezia versteckt und mit einer hübschen Renaissancefassade verkleidet. Romanischer Campanile. Im reich ausgestalteten Inneren u.a. sehenswerte Mosaiken aus dem 9. Jahrhundert und eine Kassettendecke aus dem 15. Jahrhundert. Die komplizierte Geschichte der Kirche ersparen wir dem geneigten Leser: sie nähme hier zu viel Raum ein.
Denkmal für Victor Emmanuel II.: das »Vittoriano«, ein kolossales, weißes Monument, wurde zu Ehren Victor Emanuels II., König zur Zeit der Bildung des italienischen Nationalstaates, errichtet. Es ist schwer zu übersehen und erinnert entfernt an eine Schreibmaschine Baujahr 1930. So nennen es übrigens auch die Römer, die dem Monument nicht besonders zugetan sind (»Macchina da Scrivere«). Es stammt aus dem Jahre 1885, wurde aber erst 1911 eingeweiht. Ohne Erläuterung ist die verzwickte Symbolik schwer verständlich, man wappne sich daher mit einem Führer. Zum Beispiel bedeuten die zwei Brunnen zu beiden Seiten der Mitteltreppe das Tyrrhenische (rechts) und das Adriatische Meer. Die Treppe, flankiert von zahlreichen allegorischen Gestalten, führt hinauf zum »Altar des Vaterlandes«. Von dort ermöglichen zwei Rampen den Zugang zur Statue des Königs hoch zu Roß. Darüber erhebt sich ein konkav geformter Torbogen, auf dessen Schultern zwei Quadrigen triumphieren. Das wäre auch schon alles.

Seit 1918 befindet sich hier auch das Grab des unbekannten Soldaten. Innen lassen sich das Museum der Geschichte des Risorgimento und das Militärmuseum der Marine besichtigen.