Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Piazza Barberini

Body: 

Rund um die Piazza Barberini und Quirinale

Jungfräuliche Brunnen und altväterliche Gruften

Fontana di Trevi (Trevibrunnen): U-Bahn A bis »Barberini«; dann die Via del Tritone hinuntergehen und in die dritte Straße links, die Via di Stamperia, einbiegen. Auch die Busse 52, 53, 56, 81, 85 und 119 bringen Pflastermüde hin. Hier werfen alle Leichtgläubigen zwei Münzen über die Schulter in den Brunnen: eine bedeutet das Gelübde, die andere das Versprechen, eines Tages wiederzukehren. Um ganz sicherzugehen, die Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter befördern! Zwecklos, aus der Brunnenschale etwas herausfischen zu wollen: dieser wird bewacht, und im Sommer werden die Münzen jeden Dienstag und Donnerstag zugunsten des Roten Kreuzes eingesammelt.
Trevi hieß eine Frau, die angeblich Jungfrau war, als eine Bande angetrunkener Soldaten über sie herfiel. Sie bewahrte ihre Jungfräulichkeit, indem sie ihnen diesen Brunnen wies, was uns vermuten läßt, dass die Kerle entweder nahe dem Verdursten waren oder die gute Trevi einen Ausbund an Häßlichkeit darstellte. Dieses Ereignis wird von den beiden Basreliefs bildlich dargestellt. Für diejenigen, die ihn nicht erkannt haben sollten: der Kerl in der Mitte des Beckens ist Neptun.

Der Trevibrunnen wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, zu einer Zeit also, da der Barock dem Neoklassizismus zu weichen begann. Hier drehte auch Fellini die berühmteste Szene seines Streifens »Dolce vita«; mit Mastroianni, dem Romantiker, und Anita Ekberg, der Sinnlichen, die den ersten lasziven »Wet T-Shirt«-Wettbewerb gewann. Fein.

Galerie der Accademia di San Luca: Piazza Accademia di San Luca, 77. Für Verehrer Raffaels, Jacopo Bassanos, Il Guercinos und Rubens´. Nur am jeweils letzten Sonntag des Monats fürs Publikum zugänglich.

Piazza Barberini: hin mit der U-Bahn A, Haltestelle »Barberini«. Hauptattraktion ist Berninis Bienenbrunnen. Die drei Bienen waren das Wappenzeichen der prestigeträchtigen Familie der Barberini.

Via Vittorio Veneto: die bekannteste Straße Roms, unsterblich seit Fellinis Film »Dolce Vita«. Eine Art römischer Ku´damm mit Straßencafés. Von dem vielbesungenen Dolce Vita ist jedoch nicht viel übriggeblieben. Heute eher ein Nobel- und Touristenviertel.

Apropos Dolce Vita: einen Film, den man darüber unbedingt auch noch sehen sollte, ist »Ferien in Rom« von William Wyler mit Gregory Peck und Audrey Hepburn. Wenn die Dolce Vita ein eher schwarzes Bild des römischen Lebens an die Wand malt, so handelt es sich bei Ferien in Rom um eine angenehm-lustigere Fassung.

Kapuzinergruft (Coemeterium Capuccinorum): Via Vittorio Veneto 27. Zutritt von 9-12h und 15-18h, im Winter nur bis 17h. Unser Leckerbissen für alle Nekrophilen. Kein Friedhof im eigentlichen Sinn des Wortes, eher eine Ansammlung winziger Kapellen. Von der Metro »Barberini« kommend, erblickt man eine große Kapelle, zu der man die Treppen hochkraxelt. Ein Türchen rechts trägt die Aufschrift »Cimeterio«. Die Wände von fünf Kapellen sind mit den Gebeinen der verstorbenen Mönche dekoriert. Fein. Der Anblick mutet schon eigenartig an – auf so einen bizarren Gedanken muß man erst mal kommen. Zunächst hält man das Ganze für einen makabren Streich von Erstsemestern in Anatomie. Viertausend Skelette! Sogar die Kronleuchter sind aus Knochen. Die Kapuziner, die sich seinerzeit wohl etwas langweilten, warteten wahrscheinlich nur, dass die Alten starben, um mit ihren sterblichen Überresten die Wände verzieren zu können. Eintritt frei, aber es gehört zum guten Ton, eine Gabe dazulassen. Unter uns: ein Mönch nimmt Besucher in Empfang, läßt sie aber erst passieren, sobald diese ein oder zwei Scheinchen in die für diesen Zweck vorgesehene Urne gestopft haben (ca. 50 Cent). Dann wird der Knabe sogar gesprächig. Man erzähle ihm doch mal die Story von den Händlern im Tempel ...

Collegio S.-Isidoro-degli-Irlandesi: den Eingang findet man am hintersten Ende der Piazza Barberini, eine Treppe hoch. In diesem Kolleg befindet sich eine Kapelle – auch sie von Bernini – 1660 bis 1663 errichtet. An ihrem Dekor haben außer ihm noch die Bildhauer G. Carteri und P. Naldini mitgewirkt. Zwecks Besichtigung ist am Eingang zu läuten.

Galerie Barberini (Galleria Nazionale d´Arte Antica):Via delle Quattro Fontane 13; Tel. 482 41 84. Schließt um 14h (sonn- und feiertags um 13h). Diese Galerie ist im Palazzo Barberini untergebracht, einem imposanten Bauwerk von Maderno, Bernini und Borromini. Eine außergewöhnliche Sammlung, die es unbedingt anzuschauen gilt! Zahlreiche Vertreter der italienischen Schulen, hauptsächlich aus dem 12.-17. Jahrhundert: Pietro da Cortona (an der Decke des großen Empfangssaales), Simone Martini, Filippo Lippi, Perugino (eigentlich Vannucci), Tintoretto, Bronzino, Caravaggio und vor allem das berühmte Portrait der Fornarina von Raffael (seine Geliebte darstellend).

Santa Maria della Vittoria: Largo Santa Susanna, oberhalb der Via Barberini. Die Kirche markiert kunstgeschichtlich den Höhepunkt barocker Ausschweifung in Italien und birgt eines der Meisterwerke Berninis: die Verzückung der Hl. Theresia. Woher ihre ekstatische Verzückung wohl rührte? Darüber möchten wir uns hier im Dunstkreis des katholischen Oberintendanten lieber nicht auslassen, sondern verweisen auf unseren Spanien-Band, Kapitel »Avila« (Ende unseres Werbespots). Nur soviel: dem Meisterbildhauer Modell saß dessen nicht unattraktive Freundin! Ob züchtig verhüllt oder halbnackt spielt keine Rolle, da Kunst.

S. Carlo alle Quattro Fontane: Via delle Quattro Fontane, Ecke Via del Quirinale. Verquälter Fassadenentwurf von Borromini, kurz bevor dieser Selbstmord beging. Hätten wir auch getan ...

S. Andrea al Quirinale: Via del Quirinale. Gelungene Architektur Berninis mit reicher Bauplastik, die den Bildhauer verrät; vielen gilt sie als sein bestes Werk.

Palazzo del Quirinale: die Busse 77 und 81 bringen uns zu dem im barocken Stil der Gegenreformation errichteten Palast und Sitz des Präsidenten der italienischen Republik. Der Vorplatz präsentiert sich mit einem hübschen Brunnen und mit riesigen antiken Statuen der Dioskuren von den Konstantinthermen.