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Aventin & Umgebung

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Die Anhöhe des Aventin und Umgebung

Macht hoch die Tür, das Tor macht weit

Porta Capena: Tor in der Stadtmauer aus dem 6. Jahrhundert v.Chr., für das Servius Tellius verantwortliche zeichnet.

Caracallathermen: Bus 93 vom Bahnhof aus. Öffnungszeiten 9-19h, letzter Einlaß um 18h; im Winter 9-15h. Sonntags und montags ab 13h geschlossen. Eintritt nicht übertrieben hoch. Die Ruinen muten an, als seien sie Reste einer von Riesen erbauten Stadt. 1600 Badegäste, Voyeure inklusive, fanden darin Platz. Einfach kolossal!

Im Sommer müssen die Thermen als Opernkulisse herhalten, vor allem für die »Aida« von Verdi. Obwohl es mit der Akustik nicht zum besten steht, ein Muß für alle Kulturbeflissenen! Buchen kann man beim Teatro dell´Opera, Piazza Beniamini Gigli 1; Tel. 46 17 55. Nach der Vorstellung verkehren Sonderbusse in die Stadtmitte. Es ist allerdings geplant, das Spektakel wegen Gefährdung der antiken Thermen zu verlagern.

Circo Massimo: lateinisch Circus Maximus. Mißt unglaubliche 500 m im Durchmesser. Nur ist leider nur wenig Bausubstanz übriggeblieben. Um so bedauerlicher, als er mit dem Triumphbogen auf der einen Seite und dem Obelisken in der Mitte sicher eine besondere Ausstrahlung gehabt haben dürfte. Man lasse sich von »Asterix« und Konsorten nicht beirren: es fanden dort nur Wagenrennen statt; der Wirklichkeit näher liegt in dieser Hinsicht »Ben Hur«. Ganz Augsburg, d.h. 250.000 Zuschauer, fanden darin Platz!

Aventin: längs des Tibers, zwischen Circo Massimo und Testaccio. Ein freundlicher Park, in dem stattliche Villen und romanische Kirchen verstreut stehen. Man lasse es sich nicht nehmen, zur Piazza dei Cavalieri di Malta zu gehen, um von dort aus die Kuppel von S. Pietro durch das Schlüsselloch der Prioratsvilla des Malteserordens (Haus Nr. 3) zu erspähen. Man halte auch ferner an der hübschen Kirchlein S. Sabina inne und begutachte das Tor aus dem 5. Jahrhundert: Szenen aus dem Neuen und Alten Testament sind dort auf achtzehn Tafeln dargestellt. Beim Hinausgehen darf man sich schließlich im zauberhaften, über dem Tiber gelegenen Giardino degli Aranci (Orangengarten) eine Ruhepause gönnen.

Piazza Bocca della Verità: in der Nachbarschaft des Circo Massimo. Hier befand sich ehemals das antike Forum Boarium – der »Kuhmarkt«. Auf der Tiberseite erheben sich noch einige erstaunlich gut erhaltene alte Tempel, im Mittelalter zu Kirchen umfunktioniert. Der runde Vestatempel war, wie der Name vermuten ließe, nicht der Vesta gewidmet. Man hat ihn einfach nur so genannt, weil er eine ähnliche Form wie der Vestatempel (der einzige und der echte) auf dem Forum Romanum aufwies. In Wirklichkeit weiß man nicht, welcher Gottheit er geweiht war. Dies gilt auch für den Tempel daneben, von dem zumindest bekannt ist, dass er aus dem 2. Jahrhundert v.Chr. stammt. Er wird oft der männlichen Fortuna zugesprochen, dürfte eher jedoch dem Portumnus geweiht gewesen sein.

Santa Maria in Cosmedin: gleich vis-à-vis. Berühmt wegen ihres romanischen Campanilen und vor allem wegen der Bocca della Verità in der Vorhalle, die der Legende zufolge Lügnern die Hand abbeißt. Politiker sollten sich hier fernhalten.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Ding, einer mächtigen Marmorplatte, um einen Kanaldeckel der heute noch existierenden Cloaca Maxim, dem antiken Hauptabwasserkanal.

Marcellus-Theater: unter Cäsar und Augustus erbaut. Letzterer muß am Tag seiner Einweihung ein umwerfendes Schauspiel geliefert haben: er fiel aus seinem Sitz auf die Nase!

Isola Tiberina: ein zauberhaftes Plätzchen. In der Antike verlieh man der Tiberinsel die Gestalt eines Schiffes: in Erinnerung an Äskulap, den Medizinergott, der auf dem Seeweg von Epidauros nach Rom gereist sein soll. Er erreichte die Stadt in Form der berühmten Schlange und nahm dort gleich die beschaulich gelegene Insel in Besitz. Da es im Interesse der Römer war, sich gut mit ihm zu stellen (denn mit der Gesundheit spaßt man nicht; außerdem handelte es sich immerhin um eine Schlange), errichteten sie ihm auch einen Tempel. Ein uraltes Krankenhaus auf der Insel hält die alte Tradition lebendig.

Testaccio: das ehemalige Schlachthofviertel (Mattatoio) schließt sich westlich an den U-Bahnhof »Piramide« an. Wie hingetupft am Fuße des Monte Testaccio, einer von wilden Gräsern überzogenen, bescheidenen Kuppe, die durch künstliche Aufschüttungen entstanden ist, verzweigen sich die Gassen dieses volkstümlichen Viertels. Ein Streifzug führt uns vorüber an den Werkstätten von Eisenhändlern (teils bewacht von zähnefletschenden Hunden), malerischen Innenhöfen und Lokalen; deren Menüfolgen setzen sich aus traditionell römischen Erzeugnissen, hauptsächlich Innereien, zusammen, z.B. Trippa Coda alla Vaccinara und die Pajata, Lamminnereien, die noch voller Milch sind. Wo einst das Vieh sein Leben lassen mußte, wechseln sich heute Kunstausstellungen ab, stehen einige Fiaker und Pferde ein, und ironischerweise hat sich ein Freizeitclub für Senioren dort eingenistet. Beschließen wir unseren Rundgang am nahegelegenen Cimeterio »acattolico«.

Cimeterio »acattolico«: an der Station »Piramide« raus aus der U-Bahn und zum Eingang in der Via Caio Cestio marschieren. Der steht Besuchern täglich – ausgenommen Feiertage – von 8-11.30h und von 14.30-16.00h offen (an der Glocke läuten!). Hinter der Bezeichnung »nicht katholisch« verbergen sich Protestanten, Ausländer ganz allgemein und sonstige Tote, denen man nicht über den Weg trauen sollte. Kaum bekannt, auch bei Einheimischen, bieten sich hier Spaziergänge voller Poesie. Die englischen Dichter Shelley und Keats ruhen übrigens auf dem ältesten Teil des Friedhofs, einem großen, grünen und angenehm schattigen Park. Ihre letzte Ruhestätte fanden hier auch der Sohn Goethes und der namhafte Philosoph Antonio Gramsci, Begründer der (inzwischen umbenannten) Kommunistischen Partei Italiens. Vor dem Gottesacker für unsichere Kantonisten erhebt sich die Pyramide des römischen Prätors Gajus Cestius, gestorben zwölf Jahre vor Christi Geburt. Der Friedhofswächter verkauft eine lesenswerte Broschüre über den Cimeterio und seine ständigen Bewohner.