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Südliches Latium

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Tuscania

Cuzio Malaparte, Autor von »Die Haut«, schrieb einmal, die Luft der Maremme sei »die der echten Toskana, der alten, jene der etruskischen Väter«. Genau diese Luft atmet man in Tuscania, weitab von Lärm und Schmutz, in dieser mittelalterlichen, von Mauergräben umgürteten Stadt. Ein Erdbeben zog diesen ehemals etruskischen Ort 1971 leider sehr in Mitleidenschaft; nach und nach verheilen jedoch die Wunden. Die alte Stadtmauer mit ihren Türmen steht noch immer, so auch das bekannteste Bauwerk, die Chiesa S. Pietro, außerhalb, auf einer Anhöhe, vermutlich auf einer alten etruskischen Akropolis. Die romanisch-lombardische Architektur der Kirche fügt sich harmonisch in die umgebende Natur ein. Etwas weiter, am Fuß des Hügels, führt uns die Chiesa S. Maria Maggiore eine glückliche Mischung romanischer und gotischer Stilelemente vor Augen. Ihr stumpfer Campanile gleicht einem befestigten Turm. Im Inneren: ein Fresko des Jüngsten Gerichts aus dem vierzehnten Jahrhundert. Das Etruskische Nationalmuseum wird gerade umgebaut. Nicht zu verachten ist ein kleiner Fußmarsch entlang der Stadtmauern; ein Teil des Weges ist übrigens als Promenade mit Stadtpark hergerichtet worden.

Schlemmen & Schlummern

Hotel-Restaurant Gallo: Via del Gallo 24, Tel. 43 50 28. Hotel mit persönlicher Note, das ein junges, dynamisches Ehepaar übernommen und liebevoll hergerichtet hat. Tischt leckere Gerichte zu fairen Preisen auf. Neuzeitlich, praktisch möblierte Zimmer. Ein idealer Ort für einen Zwischenhalt, weitab von den Touristenkarawanen.

Lago di Bracciano

Bracciano ist ein freundliches Städtchen fünfzig Kilometer nordwestlich von Rom. Das gutmütig, etwas behäbig wirkende, mittelalterliche Schloß Orsini-Odelschalchi darf man in Begleitung eines Führers in Augenschein nehmen. Öffnungszeiten: 9-12h und 15-19h im Sommer, 10-12h und 15-17h im Winter.

Kost & Logis

Camping Roma Flash Sporting: zwei Kilometer nördlich; nicht immer in einem reinlichen Zustand. Da wir uns unmittelbar am Seeufer wiederfinden, geht der Badebetrieb schon mit den ersten Sonnenstrahlen los.
Kleine Pizzeria-Rosticceria ohne Namen: in Bracciano, neben dem beschrankten, schienengleichen Bahnübergang. Lädt zu einer kulinarischen Entdeckungsreise ein, ohne die Reisekasse über Gebühr zu strapazieren.

Sehenswert

Cascatelle di Monte Gelato: zu erreichen von der Ortschaft Mazzano Romano aus, etwa vierzig Kilometer vor Rom und unweit des Lago Bracciano. Mit der Metro von Termini bis Lepanto. Autofahrer folgen der Via Cassia Richtung Mazzano Romano.

Die Kaskaden verdanken ihre Bekanntheit den Filmstudios von Cinecittà: etliche Streifen, insbesondere Historienschinken, wurden hier gedreht; z.B. »Herkules und die Königin« (Italien 1958).

Südliches Latinum

Abtei von Casamari

Von Rom auf die Grande Raccordo Annulare (GRA), Ausfahrt Neapel über die Autobahn A1. Die nach Frosinone führende Autobahn verlassen und die Richtung Sora (Nordosten) einschlagen. Dann noch rund zwölf Kilometer geradeaus. Öffnungszeiten: 9-12h und 16-18.30h (im Winter 15-18h). Führungen; Fotografieren verboten.

Die Abtei gilt als herausragendes Beispiel zisterziensischer Gotik, von Mönchen aus dem französischen Cîteaux nach Italien exportiert. Im Inneren der Kirche verbreitet sich dank Fensterscheiben aus edlem Alabaster ein warmes goldenes Licht. Am rechten Seitenschiff öffnet sich ein Zugang zum mit schmalen Doppelsäulen versehenen Kreuzgang. Ferner ein eleganter Kapitularssaal, mit vier bündelförmigen Pfeilern versehen, die das spitzscheitelige Netzgewölbe tragen. Die hiesigen Mönche verkaufen einen selbstgebrannten Likör.

Abtei von Fossanova

Zurück auf die Straße nach Frosinone und Latina (südwestlich von Frosinone). Vor Priverno die SS 156 verlassen und nach links abbiegen. Der Weg zur Abtei ist von da an beschildert. Einlaß: 8-12h und 16-19.30h im Sommer, 8-12h und 15.30-17.30h im Winter. Auch hier ist Fotografieren untersagt.

Älter als Casamari, dessen Bau sie beeinflußt hatte, diente auch die Abtei von Fossanova Mönchen aus Cîteaux im 12. Jahrhundert als Heimstatt; der Ort hat unbestreitbar ein gewisses burgundisches Flair. Auch hier findet sich die nüchterne Finesse der zisterziensisch-gotischen Architektur wieder. Beeindruckende Rosette über dem Portal, die leider durch ein Gitter verdunkelt wird.

Im Inneren imponiert die Abteikirche durch ausgewogene Schlichtheit. Ein Muß ist der romanische Kreuzgang – eine Seite ist in einem romanisch-gotischen Mischstil gehalten – und der Kapitularsaal. Ein Gefühl von Ergriffenheit beschleicht den Besucher, wenn er all´ die Dinge betrachtet, die den mönchischen Alltag wieder aufleben lassen: das Heizungszimmer, der einzige Raum, in welchem Feuer brannte; das Refektorium, wo die Mönche zu Tisch saßen; die Durchreiche zur Küche hin; ein Katheder und gegenüber ein Waschbecken, wo sich die Mönche ihre Hände wuschen.

Auch die Umgebung beweist Charakter: so die Häuschen in der Nähe, ehemalige Nebengebäude, die eine eigentümliche weinrote Farbe aufweisen. In einer der Behausungen starb der italienische Scholastiker und Kirchenlehrer Thomas von Aquin im Jahre 1274. Dessen an Aristoteles orientierte Lehre gilt bis heute als offizielle Philosophie der katholischen Kirche, was bekanntlich etliche Querdenker den Kopf gekostet hat.