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Westen Neapels

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Westlich von Neapel

Vulkanlandschaften und der Eingang zur Unterwelt

Phlegräische Felder

Westlich von Neapel. Kein Wunder, dass man sich in der Antike einig war, dass an diesem Ort der Eingang zur Unterwelt liegen müsse. Mondlandschaft, Krater, brodelnder, wie von Zuckungen heimgesuchter Untergrund, aufsteigende schwefelhaltige Gaswolken. Davon konnte man schon beeindruckt sein.

Bei alledem handelte es sich hier keineswegs um eine menschenleere Gegend: Cuma, Pozzuoli, Miseno und Báia waren Städte und Häfen von einiger Bedeutung.

Kost & Logis

Camping Internazionale Vulcano Solfatara: Tel. 526 74 13, Fax: 526 34 82; vom Bahnhof mit Bus 152 oder M1 bzw. mit der Metro Richtung Pozzuoli. Auch Bahnverbindung von Neapel nach Pozzuoli (kostenlos für Inhaber der Interrail-Karte); von dort noch fünf bis zehn Minuten zu Fuß. Haltestelle für den Bus nach Neapel vor dem Gelände. Riesig, gut ausgestattet, u.a. mit Schwimmbad (Eintritt frei, aber nur in den Monaten Juli/August in Betrieb). Der Zeltplatz liegt in einem lauschigen Eukalyptuswäldchen am Rande eines Kraters des Solfatara-Vulkans. Der Schwefelgeruch ist gratis, da von Dampfquellen mitten auf dem Waldgelände verursacht. Mutige unternehmen einen Spaziergang durch den Krater des Solfarata-Vulkans, der sich in letzter Zeit wieder zu regen begonnen hat. Eine echte Gefahr besteht allerdings nicht. Vorsichtshalber wurden gefährliche Stellen abgesperrt und gekennzeichnet. Ein wenig aufregend ist es schon, am Privatleben eines echten Vulkans teilzunehmen: das Grollen in den Spalten, die mächtigen Fumarolen – so nennt der Geologe die aus Erdspalten hervorbrechenden Gas- und Dampfwolken in vulkanischen Gebieten. Leute mit chronischer Bronchitis können sich hier nebenbei auskurieren. Wer beim »Einchecken« auf unseren Rucksackmenschen auf der dritten Seite hinweist, kann ab drei Nächten möglicherweise 10 % Nachlaß herausschlagen.
Restaurante l´Antica Grotta: Via Vigna 80, Tel. 526 93 04. Ganz in der Nähe des Zeltplatzes, auf der anderen Seite der großen Straße. Hübsch eingerichtet, aufmerksame Bedienung, landestypische Küche in gehobener Qualität. Mittlere Preislage.
Wer schon mal in Solfatara ist, kann auch gleich dem zwei Kilometer entfernten Pozzuoli einen Besuch abstatten.

Pozzuoli (Pouzzoles)

Ebenfalls westlich von Neapel. Von der U-Bahn-Haltestelle »Montesanto« mit der Linie Ferrovia Cumana zu erreichen. In Pozzuoli folge man einfach den Wegweisern, die zu den einzelnen Ausgrabungsstätten führen. 1970 wurde diese Stadt endgültig von ihren Bewohnern geräumt, denn noch immer droht Gefahr durch Bradyseismus (tektonische Bewegungen). Rhythmischen Atemzügen gleich, hebt sich der Erdboden und sinkt dann wieder ein. Man stelle sich vor, sein Häuschen auf einer solchen Achterbahn erbaut zu haben. Die Agonie, in der sich Pozzuoli versunken ist, stimmt nachdenklich. In der Antike war es, zumindest vor Einrichtung des Romhafens Ostia, eine blühende Hafenstadt. Als Attraktion gilt der Serapionstempel am Meer, der eigentlich gar kein Tempel war, sondern eine Markthalle, wo die Statue des Serapis, des Gottes der Kaufleute, aufgestellt war. Man muß sich dazu einen Platz, umgeben von Säulenhallen und Geschäften, vorstellen. In der Mitte stand eine Art kleiner runder Tempel (il Tempietto). An den Säulen zeugen Meerwasserspuren, wie tief jene darin versunken waren, bevor sich die Erdoberfläche erneut hob. Im Süden Italiens, in Kalabrien und Sizilien lassen sich übrigens tektonische Hebungen von über 1000 m nachweisen!

Sehenswürdigkeiten

Flavio-Amphitheater (oder Großes Amphitheater): Corso Terraciano. Drittgrößtes antikes Theater Italiens (nach dem Kolosseum und dem Theater S. Maria Capua Vetere). 40.000 Personen fanden dort Platz. Vespasian ließ es im 1. Jahrhundert n.Chr. bauen. Ursprünglich war das Theater mit Wasser gefüllt, um das beliebte Spiel »Schiffeversenken« zu ermöglichen. Der Spielplan wurde aber wohl geändert, als man die – im übrigen bestens erhaltenen – Untergeschosse anlegen ließ: zwei in Kreuzform und eines entlang der Arena, welches zu Kammern führte, die auf zwei Ebenen aufgeteilt waren. Die wilden Tiere hielt man wahrscheinlich in den oberen Kammern. Zu Beginn des Spektakels wurden dann die Käfige mittels eines antiken Aufzugsmechanismusses auf die Arena gehievt: man beachte die Öffnungen.
Kathedrale von Pozzuoli: einst ein barockes Bauwerk, jedenfalls bis 1964, als ein Brand die Außenwände aus dem 17. Jahrhundert zerstörte. Da entdeckte man, dass darunter ein Marmortempel, dem Augustus gewidmet, aus dem 2. Jahrhundert verborgen war.

Übrigens: Pozzuoli ist der Geburtsort von Sophia Loren, jenes kleine Mädchen, das sich auf der Straße um die Pasta schlagen mußte, bis ein gewisser Carlo Ponti in diesem Kaff eine Reifenpanne hatte ...

Lago d´Averno (Averner See)

Rund 40 km westlich von Neapel. Mit seiner dunklen Oberfläche und der dort herrschenden Ruhe war dieser Kratersee am Rand der Phlegräischen Felder eine gute Wahl für den Eingang zur Unterwelt. Einst blubberten aus diesem Gewässer dazu noch todgiftige Gase, die natürlich zu seinem furchterregenden Ruf beitrugen. Vögel, die über den See flogen, nahmen die giftigen Gase auf und stürzten tot ins Wasser.

Crypta Romana: etwa 200 m langer unterirdischer Gang, den Agrippa bauen ließ. Er verband Cuma mit dem Lago d´Averno, beide Teil eines wichtigen römischen Marinestützpunktes.

Cuma

Mit dem Bus von Báia zu erreichen. Schon die alten Griechen hatten sich im 8. Jahrhundert v.Chr. an diesem geheimnisvoll-melancholisch anmutenden Ort auf einem Felsen in Meeresnähe niedergelassen. Zu besichtigen ist nur die Akropolis. Bekannt ist Cuma für seine Sybillishöhle: ein in den Fels gegrabener Stollen, wo die Prophetin ihre Orakel kundtat. Am höchsten Punkt des Hügels befinden sich Überbleibsel jener Apollo- und Jupitertempel, die Vergil zufolge von Dädalus (genau, der mit dem Labyrinth) errichtet worden sein sollen.

Das griechische Cuma war eine Stadt von bedeutender Ausstrahlung. Von hier aus knüpften die Griechen Kontakt zu dem aufstrebenden, jungen Rom. Von diesem, die ganze kampanische Küste überblickenden, Ort aus wurde auch Neapel gegründet. Das 5. Jahrhundert v.Chr. markierte den Anfang des Niedergangs; ein letztes Aufbäumen zur Zeit des Augustus Octavianus, der dort einen Marinestützpunkt einrichten ließ. Die Ausgrabungen stehen aber erst an ihrem Anfang. Einige Bauwerke sind am Fuß des Hügels sichtbar: Amphitheater, Forum, Kapitol, Nekropole usw. Die Akropolis scheint eine beliebte Kulisse für Hochzeitsfotos zu sein. Nur schade, dass sie so halbherzig gepflegt wird: herumliegende Papierschnipsel, gebrauchte Taschentücher u.ä. verdrecken Wege und Gebüsch.