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Vesuv

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Jeden Tag in Gefahr

Vulkan am Golf von Neapel

Trügerische Ruhe bis zur Eruption

Vesuv: 1281 Meter hoch

Fans der berühmten Comicente Donald Duck werden sich an Gundel Gaukeley erinnern, die Hexe, die in einer Hütte am Vesuv lebt. In den Comics brodelt der Vulkan ständig vor sich hin, weshalb Gundel dort Dagobert Ducks Glückszehner einschmelzen möchte. Reist man dagegen zum echten Vesuv, erstaunt man über die Ruhe, denn dort regt sich nichts - nicht einmal die Gemüter beim Gedanken an den Vulkan. Jeden Moment könnte der gefährlichste europäische Vulkan ausbrechen, aber diese Vorstellung ist in den Köpfen der Einwohner weit weg. Sie haben ganz andere, alltägliche Probleme; durch die Gewöhnung an den Vesuv schwand der nötige Respekt vor der Naturgewalt.

Selbst finanzielle Unterstützung des Staates beim Kauf einer Wohnung außerhalb der "roten Zone" lockt keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Zur Notfallübung erscheinen kaum hundert Menschen pro Dorf.

Der Ausbruch 1944 war nicht der erste und sicher nicht der letzte. Bereits 79 nach Christus zerstörte der Koloss Pompeji. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs in den nächsten fünf Jahrzehnten, der nicht so heftig ausfällt wie der von Pompeji, beträgt immerhin zehn Prozent. Jeder Tag ohne Ausbruch lässt dessen Zeitpunkt näher rücken - an dem er dann umso heftiger ausfällt. Seit 1944 herrscht trügerische Ruhe.

Sieht der Vulkan von außen tot aus, so ist sein Inneres dennoch lebendig, denn es sammelt sich ständig mehr Magma an. Im Gegensatz zum ständig aktiven Ätna wiegt der Vesuv seine Bewohner in Ruhe, lässt sie die Gefahr vergessen, wiegt sie in den Schlaf - bis er sie eines Tages als tobendes Ungeheuer weckt.

Wissenschaftler überwachen den Vulkan rund um die Uhr, beobachten die Meldungen von Satelliten, Kameras, Messgeräten. Sie trauen sich zu, einen Ausbruch mindestens drei Tage vorherzusagen. Das Problem ist allerdings der Zeitpunkt, zu dem Alarm geblasen wird. Die Folgen einer zu späten Evakurierung liegen auf der Hand. Handeln die Verantwortlichen jedoch zu vorsichtig, indem sie die Einwohner evakuieren, obwohl kein Ausbruch erfolgt, dann werden die Bewohner beim nächsten Alarm in ihren Häusern bleiben: "Es passiert ja wieder nichts."

Dem nationalen Zivilschutz obliegt die Erstellung eines Notfallplans, der bis zu 600 000 Italiener aus der Gefahr bringt. Achtzehn Dörfer befinden sich in der roten Zone, die im Falle eines Falles zuerst unter Magma begraben wird. Binnen drei Tagen findet die Evakuierung statt, in Autos und Bussen. Der frühere Notfallplan sah Züge und Schiffe vor, doch erscheint dies den Verantwortlichen zu unsicher. Gleise könnten bei einem Erdbeben Schaden nehmen, die Schiffe zu wenige Passagiere fassen. Nun rast einfach jeder mit seinem PKW davon; für Autolose besorgt der Zivilschutz Busse.

Der Plan sieht sogar Unterkünfte für die Flüchtlinge vor. Jede Stadt der Zone hat eine italienische Partnerregion, die sie aufnehmen wird.