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Anreise

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Anreise

Zu Land, zu Wasser und aus der Luft ..

Mehrere Fluggesellschaften – zum Beispiel Alitalia, Lufthansa usw. – fliegen den internationalen Flughafen Neapel ohne Zwischenlandung an und bieten in der Hauptreisezeit günstige Sondertarife. Bus 14 bringt Passagiere vom Flughafen zum Hauptbahnhof.

Mit mehr Muße ...

Wer von Rom anrückt, kann die Via Appia nehmen oder durch das EUR auf die Pontina fahren. Dies ist wegen der Gelegenheit zum Baden unterwegs reizvoller als die Autobahn. Die beiden Straßen treffen in Terracina, der ehemaligen Grenze zum Königreich Neapel, zusammen. Auf der Pontina fährt man am Berghang an den pontinischen Sümpfen vorbei, bis 1809 im Besitz des Vatikans und großer Adelsfamilien. Napoleon verkaufte die Güter und unterstützte das private Eigentum des Groß- und Kleinadels. Die Päpste hatten mehrere Anläufe unternommen, um die im Altertum fruchtbare, später aber malariaverseuchte und nur als Jagdgebiet und Weideland genutzte Ebene trockenzulegen. Unter Mussolini erfolgte die Entsumpfung (1927-35) und der Bau neuer Städte wie Sabaudia, Aprilia, Latina u.a. Nahe letzterer, unweit von Sermoneta, am Fuße des Gebirges, liegt die im frühen Mittelalter verlassene Stadt Ninfa inmitten einer herrlichen Parkanlage. Eine Genehmigung zur Besichtigung ist im Palazzo Caetani in Rom zu erhalten. Führungen samstags und sonntags. Rechts von Latina geht´s zum Circeo, dem Berg der homerischen Circe, mit Dünen, Lagunen und Büffeln. Vor Circeo dann Bodenspekulation. Der einst wundervolle Hang der einstigen Insel wurde mehrmals in Brand gesteckt, ähnlich auch die seit 1934 unter Naturschutz stehenden Baumbestände der Ebene, Voraussetzung für Baufreigabe und Zerstörung der Landschaft.

Der Weg führt über Terracina, Sperlonga, Gaeta – erst auf der Via Flacca, dann der Domitiana – die Küste entlang, vorbei an Landschaftsresten und Trümmern von Altertümern, am Averner See über Pozzuoli und die Phlegräischen Felder nach Neapel. Bei Pozzuoli kann man die gebührenpflichtige Autobahntangente wählen, die im Rücken Neapels die ehemaligen Weinberge, Hügel und Schluchten durchschneidet, also jene Landschaft, die wegen ihrer Aussicht auf den Golf, die Inseln, den Vesuv und wegen ihrer üppigen Vegetation zu den schönsten der Welt zählte. Die »Tangenziale« ist in ihrer unverschämten Häßlichkeit mit seinerzeit 500 Millionen DM Baukosten ein Beispiel für ungeheure Korruption und Verschwendung. Älterere Reiseführer lobten den wundervollen Ausblick über das Vulkangebiet der Phlegräischen Felder, über Baiä, die Bucht von Pozzuoli und Neapel selbst vom Kloster in Camaldoli oder vom Belvedere (458m) unterhalb, erreichbar von der Tangenziale. Heute geht´s hinauf zwischen unbeschreiblichen Häuser- und Landschaftstrümmern, zwischen Müll- und Weinbergen. Am baufälligen Belvedere Papierfetzen und Präservative in den Büschen und ein Horrorblick auf die moderne Stadt mit Stadion, Mietskasernen und Industrie. Lange ist´s her, dass Neapel als berühmtes Beispiel für ein glückliches, natürliches Verhältnis von Stadt und Land galt ...

Die alte prachtvolle Einfahrt an der Piazza Carlo III. führt auf ein riesiges Armenhaus zu, die Albergo dei Poveri, über die Stendhal beeindruckt notierte: »Das ist etwas anderes als diese so gerühmte Bonbonniere der Porta del Popolo in Rom«. Begonnen wurde das Werk unter dem »guten König Karl« 1751 während der napolitanischen Reformzeit und Aufklärung zur Aufnahme von Waisen, Alten, Krüppeln und Vagabunden, wurde aber nur zu einem Fünftel fertiggestellt. Die 350 Meter lange Fassade hatte 600 Meter messen sollen. 1820 hausten zweitausend Mittellose in diesem Bau. Gottlob vergaß der »gute Karl« sich selbst auch nicht, so dass wir heute seine Sommerresidenz Caserta in Caserta Vecchia besichtigen können.