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Sehenswert

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Sehenswert

Balisken, Tempel, Museen und Freseken

Das Ausgrabungsgelände (Zona Archeologica) ist von 9h morgens bis abends, zwei Stunden vor Sonnenuntergang, zugänglich.

Neptuntempel (Heratempel II): erstaunlich gut erhalten ist dieses vom Zeustempel in Olympia inspirierte Bauwerk (450 v.Chr.), einem der erhabensten Zeugnisse griechischer Kunst. Die Maße entsprechen dem Goldenen Schnitt: das Verhältnis der Breite zur Länge ist beispielsweise gleich zwei zu fünf. Seine wuchtige Ausstrahlung verdankt der Tempel nicht nur seinen imposanten Dimensionen von 24 mal 60 m, sondern auch den gewaltigen kannelierten Säulen, allesamt wohlbehalten: sechs an der Breitseite, vierzehn an der Längsseite, darüber in situ die beiden Giebel. Der dorische Stil, nüchtern und doch von majestätischer Macht, findet hier einen seiner grandiosesten Vertreter.

Die Wirkung bleibt unübertroffen und die warmen Steinquader aus Kalk, blendend weiß im Sonnenlicht badend, verstärken noch die Schönheit dieses Bauwerkes. Aufgrund seiner Dimensionen dachte man, der Tempel sei dem Stadtpatron geweiht und nannte ihn daher Neptuntempel. Das war doppelt gefehlt. Zunächst handelte es sich um einen griechischen Tempel und da hätte man ihn, wenn schon, nach Poseidon benennen müssen. Außerdem war er dem Meeresgott überhaupt nicht geweiht, sondern der Hera (auf Römisch Juno), wie es die dort ausgegrabenen Fundstücke (Statuetten, Vasen u.a.) bezeugen. Hera, der Gattin des Zeus, erfreute sich in Paestum und Umgebung besonderer Verehrung.
Basilika (Heratempel I): eigentlich der älteste Tempel in Paestum (ca. 550 v.Chr.). Im 18. Jahrhundert hielt man ihn zu Unrecht für eine Basilika. Doch die Überreste des Altars, die vor der bei Tempeln traditionell nach Osten gerichteten Fassade freigelegt wurden, lassen keinen Zweifel zu: es handelt sich tatsächlich um einen Tempel und nicht um eine profane Basilika.

Auch hier sind die kannelierten dorischen Säulen erstaunlich gut erhalten, doch fehlen leider die Giebel. Die Architektur des Bauwerks wirkt archaischer und weniger harmonisch als die des zweiten Heratempels.
Forum: großer Platz für die Öffentlichkeit von 150 mal 57 m. Das Forum ersetzte die etwas weiter südlich gelegene griechische Agora, als die Stadt im 3. Jahrhundert v.Chr. römisch wurde. Einige Bauwerke von Belang, wie der Friedenstempel, das griechische Bouleuterion (Rathaus) usw.
Athenatempel: auch Cerestempel genannt. Etwa 500 v.Chr. erbaut, also vor Hera II (Neptuntempel) aber nach Hera I (Basilika). Man sieht, dass die Architektur seit Hera I Fortschritte gemacht, jedoch noch nicht die Harmonie von Hera II erreicht hatte. Von den drei Tempeln ist dieser hier der kleinste mit etwa 33 mal 15 m. Auch hier ist der dorische Stil eindeutig der vorherrschende, doch es bricht auch der ionische in Gestalt der acht Säulen des Pronaos (Vorhalle) ein.

Die hier ans Tageslicht beförderten Kultgegenstände lassen darauf schließen, dass der Tempel Athena gewidmet war. Im Hochmittelalter wurde er zu einer Kirche umgebaut, als die letzten Einwohner Paestums sich in dessen höherer Lage verbarrikadiert hatten, um der zu dieser Zeit in den Moorgebieten wütenden Malaria zu entwischen.
Anschließend ein wenig durch das restliche Gelände streifen, zwischen Gräbern und anderen Bauten. Sehr hübsch, wie die geschichtsträchtigen Steine sich in dem weitläufigen ländlichen Rahmen verlieren, wo in der warmen Jahreszeit die Rosen blühen ... halt: wir werden poetisch!
Museum: in der Nähe der Ausgrabungsstätte, auf der anderen Straßenseite. Einlaß von 9-18.30h, feiertags bis 13.30h. Montags geschlossen. Die Sammlungen sind gut präsentiert, nicht so lieblos zusammengepfercht wie andernorts.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Hauptabteilungen: urzeitliche Kultobjekte, Reste des Heratempels an der Selemündung und Funde aus Paestum selber. Erstere lohnen einen Blick, die beiden letzteren dagegen faszinieren.

Nach der Legende wurde die Kultstätte an der Selemündung von Iason und den Argonauten errichtet, die sie Hera, der Beschützerin der Mannschaft der »Argo«, weihten.

In der Antike war dieser Tempel verdammt bekannt, was sich endlich wieder mal reimt. Archäologen zufolge stammt er aus dem 8. Jahrhundert v.Chr., doch wurde er öfters umgebaut, vor allem nach einem Brand in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v.Chr.

Unbedingt sehenswert sind die vierunddreißig Metopen des Thesauros (Metopen sind quadratische figürliche Reliefs für einen Fries) in der Votivkapelle, die zusammen die wohl bedeutendste Skulpturengruppe des griechischen Kulturraums bilden. Gegen Mitte des 6. Jahrhunderts v.Chr. gemeißelt, reißen die Szenen des Basreliefs diverse Themen aus der Mythologie an. Beeindruckend auch die Metopen des Großen Heratempels, etwas jünger als die vorigen (Ende 6. Jahrhundert v.Chr.) und fast ausschließlich Tänzerinnen darstellend. Aufschlußreich ist, die Stile beider Werke zu vergleichen. Die in Paestum gefundenen Gegenstände sind äußerst verschiedener Natur und von verblüffender Schönheit: Skulpturen, Keramik- und Bronzevasen usw.

Höhepunkt des Museums sind und bleiben indes die Malereien aus dem berühmten Grabmal des Tauchers. Tatsächlich ist die Malerei die einzige griechische Disziplin, von der außerhalb Paestums keine Spuren übriggeblieben sind. Keine der Fresken aus den Heilgtümern und Palästen hat die Zeit bis in unsere Tage heil überstanden. Erst 1968 wurde in Paestum dieses ausgemalte Grab aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert entdeckt. Vor Luft und Licht geschützt, waren die Malereien praktisch unversehrt geblieben. So sind die fünf bemalten Fliesen ein einmaliges Zeugnis der Kunst im antiken Griechenland. Sie bedeckten die Wände der Gruft, die Fliese mit dem Taucherbild zierte den Grabdeckel. Hauptthema ist das Begräbnisbankett (man mußte sich ja irgendwie trösten). Man achte auf die beiden Geliebten: der Bärtige nähert seine Kopf zärtlich seinem sehr feminin anmutenden Nachbarn, ganz offensichtlich um diesen zu küssen. Das bleibt dem Danebenliegenden nicht verborgen. Ein Nachbar spielt mit seiner Schale: ein unter Griechen hochbeliebter Sport war, den Becher zu schwenken, ohne dessen Inhalt zu verschütten. Etwas weiter links verlangt ein weiterer Gast nach Wein. Seinem Durst scheint ein junger Mundschenk auf der Breitseite der Fliesen Abhilfe schaffen zu wollen. Auf der anderen Seite taucht ein Jüngling – vielleicht der Tod – mit seinem Erzieher und einer kleinen Flötenspielerin auf.

Das Fresko zeichnet sich durch eine besondere Reinheit der Zeichnung und Harmonie der Komposition aus. Gut möglich, dass die Bilder eine Allegorie des Todes darstellen sollen: der Taucher stünde für das Eintauchen in das Jenseits, jedenfalls scheint er mit dem Tod in Verbindung zu stehen. Auch das Totenmahl auf den anderen Platten deutet auf dieses Thema.

Die Grabstätten Paestums bergen etwa hundert weitere hochinteressante Malereien, welche in der Zeit zwischen 380 und 300 v.Chr. angefertigt wurden. Sehenswert vor allem das Wagenrennen in der Gruft Nr. 93.