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Capri

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Capri

Einstiges Paradies der Superreichen

Dank seiner illustren Gäste ist Capri schnell zu einiger Berühmtheit gekommen: Oscar Wilde, Pablo Picasso, Jean Cocteau, André Gide auf Einladung d´Annunzios, Maxim Gorki, der hier Lenin empfing, Fritz Krupp, der mit seinen Lustknaben Skandal machte – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Die kleine Insel ist gerade sechs Kilometer lang und drei Kilometer breit und wird leider zunehmend vom internationalen Fremdenverkehr verhunzt. Natürlich kein Reiseziel für Touristen mit unserem Anspruch! Aber nach Jean-Luc Godards »Verachtung« mit Piccoli und der Bardot, in der sagenhaften Villa Malaparte gedreht, beschleichen uns leise Zweifel. Ist vielleicht doch ganz hübsch dort? Wir entdecken ein Inselchen, mitten aufs blaue Wasser getupft, raffiniert und adrett, fast wie ein Bühnenbild. Natürlich wirkt das Ausmaß der touristischen Ausbeutung entnervend; außerdem strotzt Capri von unerschwinglichen Hotels. Aber das ist nur ein Nebenaspekt, der vor der Schönheit der rebbewachsenen Felsen und der Villen inmitten von Pinien und Erdbeerbäumen verblaßt. Fazit: Capri ist doch noch nicht ganz erledigt.

Nützliche Adressen

Azienda di turismo (Verkehrsamt): in Marina Grande, wo sämtliche Boote anlegen, und an der Bergstation der Drahtseilbahn. Hier besorgt man sich die Inselkarte, auf der alle Fußwege verzeichnet sind.
Postamt: Via Roma, fünfzig Meter von der Piazza Umberto.
Telefonieren: Nähe Bergstation Drahtseilbahn.
Gepäckaufbewahrung (Deposito bagagli): nach Verlassen der »Funicolare« links die Treppenstufen hinunter.
Geldwechsel: an der Piazza Umberto; keine Provision.

Anreise

Die Übernachtungspreise auf der Insel sind, wie bereits angedeutet, gesalzen; ein Mißstand, der durch das Fehlen preiswerter Alternativen wie Jugendherberge oder Zeltplatz verschlimmert wird. Auch die günstigsten Pensionen verlangen noch waschechte Hotelpreise. Da bleibt uns armen Schluckern gar nichts anderes übrig, als in der Frühe mit dem ersten Boot anzurücken und abends wieder zurück nach Neapel oder Sorrent zu tuckern – wobei wir bei der Überfahrt von Sorrent aus wieder etwas sparen können. Von Neapel aus bieten sich zwei Möglichkeiten:

Mit dem Boot (»Traghetto«): sechs Verbindungen täglich mit der Caremar, Molo Beverello. Kostet am wenigsten, dauert aber anderthalb Stunden.
Per Tragflügelboot (»Aliscafo«): täglich dreizehn Überfahrten mit der SNAV (Via Caracciolo, 10) oder der Caremar (Molo Beverello). Nimmt nur vierzig Minuten in Anspruch, strapaziert dafür aber die Reisekasse. Frischluftfanatiker weisen wir darauf hin, dass die Außenplattform nur wenig Platz bietet.

In Neapel bringt Bus 150 Passagiere vom Bahnhofsvorplatz zu den Anlegestellen nach Capri, Ischia, Procida usw.

Marina Grande

Ankunftshafen für alle Schiffe. Wir empfehlen, sich beim Verlassen des Schiffes zu sputen, um bei den Ersten am Schalter für das Schiff zur Grotta Azzurra zu sein.

Von Marina Grande verkehren Kleinbusse rund um die Insel.

Grotta Azzurra

Der Ausflug ist zwischen 11 und 13h am fesselndsten, wenn das Licht seine schönsten Farben entfaltet. Ist allerdings der reine Wucher, weil zuerst das Motorboot zu berappen ist, das einen von Marina Grande aus hinbringt. Dort angelangt, blecht man wieder für ein Boot, um ins Innere der Höhle zu gelangen. Wem das zuviel des Guten ist, steigt in den Bus nach Anacapri. Dort wieder per Bus Anschluß zur Grotte. Dies kommt erheblich billiger, und man darf sich der hübschen Landschaft erfreuen. Aber in jedem Fall ist für das letzte Boot zu zahlen. Die Fährleute sorgen schon dafür, dass man´s nicht vergißt.

Trotz des Hauchs von Touristennepp – im Inseljargon heißt der Ausflug bezeichnenderweise »Operation« – muß man gestehen, dass der Effekt die Ausgabe lohnt. Da der Eingang zur Grotte winzig ist, gelangt kein direktes Außenlicht hinein; was an Beleuchtung da ist, ergibt sich aus der Brechung des Sonnenlichts im Wasser. Dieses leuchtet in tiefstem Türkisblau, während der weiße Sand am Grund allen Gegenständen unter Wasser einen silbernen Glanz verleiht. Die Wirkung des Ganzen ist so märchenhaft, dass Kaiser Tiberius den Fels aushöhlen ließ, um ein Brautgemach darin einzurichten, das heute noch zu sehen ist. Und wenn der Fährmann gut aufgelegt ist, trällert er vielleicht ein volkstümliches Liedchen. Kann man eigentlich erwarten, bei dem Preis. Kurz und gut, die Höhle ist so etwas wie ein Abgrund, ein finanzieller, um es milde auszudrücken. Und im Sommer ist die Warteschlange draußen verdammt lang.