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Kalabrien

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Kalabrien (Calabria)

Goldene Sandstrände und tiefblaues Meer

Kalabrien, im südlichsten Zipfel Italiens gelegen, genießt keinen guten Ruf, weder auf der Halbinsel noch woanders. Gemeinhin stellt man sich darunter einen verdorrten Landstrich vor, durchsetzt von ärmlichen Räubernestern. Was Wunder, dass Reisende erst in den letzten Jahren auf den Gedanken verfielen, diese Gegend näher kennenlernen zu wollen. Wir haben also Gelegenheit, uns noch mal umzuschauen, bevor der Massentourismus sein Unwesen auch in Kalabrien ausbreitet.

Zunächst etwas Geschichte

Nach dem Zweiten Punischen Krieg (218-201) errichteten die expandierenden Römer in der südwestlichen Halbinsel Unteritaliens ihre Kolonien. Im 6. Jahrhundert fiel die Gegend dann an Byzanz, bevor die Lombarden für eine Aufteilung Kalabriens sorgten: der nördliche Teil fiel an das Herzogtum Benevent, später, im 9. Jahrhundert, an das Fürstentum Salerno. Die Wiedervereinigung erfolgte zu Beginn des 10. Jahrhunderts. Das 11. Jahrhundert stand ganz im Zeichen normannischen Eroberungsdranges, als dessen herausragende Persönlichkeit Robert Guiscard zu nennen ist. In der Folgezeit fielen dann die Geschicke Kalabriens mit jenen Siziliens und Neapels zusammen.

Touristische Trümpfe

Die Spitze des italienischen Stiefels zieht sich zwischen dem Thyrrhenischen und dem Ionischen Meer hin. In Kalabrien ist man daher niemals weiter als 55 km vom nächsten Strand entfernt. Und was für Strände! Das Mittelmeer präsentiert sich in dieser Region in tiefen Blautönen; Kalkfelsen bändigen mit ihren steil abfallenden Hängen das Thyrrenische Meer, während auf der ionischen Seite sich Granitfelsen mit leuchtend gelben Stränden abwechseln. Die rauhe Schönheit des Hinterlandes wird von den Seen und Wäldern des La-Sila-Massivs und des Aspromonte abgemildert.

Was die Kunst betrifft, so kulminiert der ganze Ehrgeiz Kalabriens im Museum von Reggio di Calabria: in Gestalt der beiden Krieger von Riace nämlich, die vor einigen Jahren aus dem Meer geborgen wurden.

Kalabrische Küche

Die kalabrische Küche ist geprägt durch die verschiedenartigen Landschaftsformen der Region. So gibt es eine ländliche Spielart, stark gewürzt und rustikal; die von Wild, Forellen und Pilzen geprägte Kost in den Bergen; der maritime Typus mit Fischen (Thun-, Schwertfisch, Sardinen usw.) und schließlich, etwas gehobener, die delikate Haute Cuisine in den Städten und Dörfern.

Zu oft hat man die kalabrische Küche auf scharfen Paprika und Oliven reduziert; in Wirklichkeit ist sie erstaunlich abwechslungsreich. Von respektabler Qualität sind besonders Auberginen, Tomaten, Artischocken und Zwiebeln: mild die aus Tropea, oder bitter wie die Cipudazzi (Wildzwiebeln). Gemüse wird gerne zur Zubereitung von Suppen verwendet oder in Öl aufbewahrt.

Zahlreiche Pizze und Pasta, wie woanders auch in Italien. In Kalabrien werden die Gnocchi übringens Strangolapreti (Priesterwürger) genannt. Uns soll´s recht sein ...

Fleisch (Lamm und Schwein) und Fisch (aus dem Meer und den Seen) werden normalerweise mit Oregano, Knoblauch oder Minze gewürzt. Zu erwähnen sind auch die vorzüglichen Wurstwaren (z.B. Würstchen mit scharfem Paprika).

Auch kalabrischer Käse mundet ausgezeichnet: Buttirini und Caciocavalli aus dem La Sila, Pecorini, Ricotte, Mozzarelle oder Scamorze.

Ferner begegnet uns nicht alltägliches Gebäck wie der farbenfrohe Torrone gelato, dier Taralli oder Mostaccioli. Da Kuchen vor allem bei religiösen Festen eine Rolle spielt, wird er häufig in symbolische Formen gebracht.

Was das Obst betrifft, so bieten sich Zitrusfrüchte und Bergamotte, aber auch getrocknetes Obst an. Man versuche den Panicielli, getrocknete Rosinen in Zeder- oder Maronenbaumblätter eingewickelt.

Ein letztes Wort noch zum kalabrischen Wein: man halte sich an den Roten wie Ciro, Donnici, Pollino, Savuto ...

Matera (Vorwahl: 0835)

Auf ihrer steinigen Hochebene über einer tief eingeschnittenen Schlucht, nimmt sie Basilicata- Stadt Matera den Neuankömmling nicht gerade mit offenen Armen in Empfang. Und doch: sämtliche geschichtlichen Epochen sind hier vertreten. Manche Überreste verdienten Sogar ein bis zwei Sterne, so wie die originellen Sassi, höhlenartige Behausungen, die einst übereinander in den Fels gelassen wurden. Hier harrt ein ganzer unterirdischer Mikrokosmos der Entdeckung. Rund einhundertzwanzig Felsenkirchen wurden obendrein in den Stein gehauen. Auch Mittelalter und Renaissance sind architektonisch präsent. All das verleiht dieser modernen Stadt eine auf Schritt und Tritt wahrnehmbare kulturelle und geistige Identität, auf die man hier zurecht stolz ist.

Übrigens: in seinem Roman »Christus kam nur bis Eboli« (1945) hat der wegen seiner politischen Haltung nach Lukanien (Basilicata) verbrannte Carlo Levi auch einige packende Seiten der Stadt Matera gewidmet. Thematisch kreist sein 1974 ins Deutsche übersetztes Buch um die bis heute aktuellen, brennenden sozialen Fragen Süditaliens.