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Lecce

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Lecce

Barockes Florenz

Die Bewohner nennen ihre Stadt manchmal liebevoll »barockes Florenz«: wegen der seltenen Homogenität und Raffinesse des barocken Baustils, die Lecce ähnlich »stilecht« machen wie das von der Renaissance bestimmte Florenz. Die Palastfassaden, manche Kirchen und sogar einige bescheidene Häuser sind überhäuft mit Adlern, Affen, Drachen und diversen anderen Ungeheuern. Der hier vermauerte Stein verführte durch seine Weichheit zu allerlei bildhauerischen Kapriolen, und seine blonde Farbe verleiht der ganzen Stadt einen warmen, ansprechenden und charakteristischen Farbton. Etwas für Freunde des Verspielten.

Zur Stadtgeschichte

Wie zahlreiche Nachbarstädte ist auch Lecce eine messapienische Gründung, war den gleichen Invasoren ausgesetzt, erfuhr aber andere Glanzperioden. Unter der römischen Herrschaft äußerst wohlhabend, leistete sich die Stadt im 2. Jahrhundert den Luxus eines Theaters und Amphitheaters, dessen Reste heute noch zu sehen sind. Im 11. Jahrhundert geriet Lecce unter normannische Herrschaft und mauserte sich zu einer wichtigen Handelsmacht. Dann kamen die Staufer und die Stadt wurde Teil der königlichen Domäne. Im 16., 17. und 18. Jahrhundert schließlich die Krönung: Lecces Gemäuer werden barock eingekleidet, was der Stadt später einige Berühmtheit eintrug.

Nützliche Anschriften

Verkehrsbüro: Piazza Sant´Oronzo, im Sedile, dem Gebäude neben dem Amphitheater. Tel. 244 43. Geöffnet montags bis freitags von 9-13h und von 17.30-19.30h, samstags nur vormittags (9-13h). Zuvorkommendes Personal und breite Auswahl an Broschüren.
Agriturist: Via Martiri d´Otranto 2, Tel. 281 82.
ACI: Via Candido 2, Tel. 404 41. Ecke Via Orsini del Balzo.
Postamt: Via Cavallotti 4; Schalterstunden: montags bis samstags von 8-20h.
SIP-Telefon: Via Oberdan. In der Straße gegenüber der Post.
Bahnhof: Auskunft Hauptverbindungen: Tel. 210 16; zu den Nebenstrecken: Tel. 419 31.
Busbahnhof: die Linien der STP fahren in der Via Adua 5a ab; Tel. 22 873. Gesellschaft Sud-Est: Via Boito, Tel. 64 76 34. Verbindungen u.a. nach Otranto, Gallipoli und Tarent.

Unterkunft

Solicara Camping Club: in Torre Chianca, neun Kilometer nordöstlich von Lecce und zwei Kilometer vom Strand. Tel. 65 60 64. Mit dem Bus ab Via Brindisi, der Richtung Küste fährt, zu erreichen. Vernünftig ausgestattet und schattig.
Hotel Cappello: Via Montegrappa 4, Tel. 288 81. Vor dem Bahnhof in die Via Oronzo Quarta und dann links in die Via Don Bosco. Von da aus beschildert. Vierunddreißig nett eingerichtete Zimmer mit Dusche oder Bad. Piccobello. Mit gebührenpflichtigem Parkplatz.

Speis & Trank

Ristorante I Tre Moschettieri: Via Paisiello 9A. Montags geschlossen. Von der Piazzetta Santa Lucia zunächst den Viale Otranto entlang und nach 100 m links in die Via Paisiello. Ein Abendessen auf der langgezogenen, blumengeschmückten Terrasse einzunehmen, ist allein von daher bereits ein Genuß. Leckere regionale Antipasti und eine großzügig bemessene Zuppa di Pesce. Dazu eine freundliche und aufmerksame Bedienung. Im besten Sinne des Wortes seinen »Preis wert«.
Trattoria Gambero Rosso: Via Brancaccio 16. Donnerstags Betriebsruhe. Vom Viale G. Marconi in die Via Francesco Lo Re, dann die erste Straße rechts, die Via Brunetti, und schließlich nochmals nach rechts. Appetitlicher Speisesaal nach Art eines amerikanischen Schnellklopserei, mit Selbstbedienung. Breite Auswahl an Antipasti und Pizze. Jugendliche Kundschaft, da erfreulich preiswert.

Sehenswert

Santa Croce: die Fassade ist wohl der typischste Vertreter des Barocks von Lecce. Barockliebhaber bewaffnen sich jetzt mit Klappstuhl und Fernglas und studieren die Überfülle der skulpturalen Details in aller Ruhe. Die verantwortlich zeichnenden Künstler haben nämlich bedenkenlos humoristische Tupfer darauf verteilt. So haben die Zwerge ihre liebe Not, den schweren Balkon abzustützen, während die allerliebsten Putten darauf munter mit ihren Kronen jonglieren. Groteske Karyatiden und eine reichlich respektlos dargestellte römische Wölfin sind in dieser Fassade voller Überraschungen auch mit von der Partie. Hier haben schon manche einen steifen Nacken bekommen. Der größte Teil dieser Fassade geht übrigens auf das Konto Giuseppe Zimbalos aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zur Linken, in Verlängerung der Flucht von Santa Croce, mit der er ein schönes Ensemble bildet, der Regierungspalast mit etwas nüchterneren Verzierungen. Es handelt sich um ein altes Zölestinerkloster.
Piazza del Duomo: rundum bebaut; Zugang daher nur durch ein Gitter in der Via Libertini. Dieser Platz hat die Wirkung eines Bühnenbildes: auf der linken Seite der Duomo mit seinem Campanilen, dessen fünf Geschosse mit Balustraden umstellt sind und dessen Kuppeldach die Statue des Schutzpatrons der Stadt, Sant´Oronzo, trägt. Gegenüber erstreckt sich eine hübsche Loggia über die ganze Längsseite des Bischofspalastes. Rechts das Seminar, in dessen Hof Wasser in einen eleganten Barockbrunnen plätschert. Eine fast surreale Atmosphäre greift während der Abendstunden Raum, wenn die alten Laternen leuchten.
Provinzialmuseum: in einem alten Jesuitenkolleg, Viale Gallipoli. Zutritt montags bis freitags von 9-13.30h und von 15.30-19.30h, sonn- und feiertags von 9.30-13h.

Sehenswerte Sammlung messapienischer und attischer Vasen. Besonders hervorzuheben: die berühmte Paelikae des sogenannten Malers von Chicago. Nicht verpassen sollte man die Skulpturen des römischen Theaters in Lecce. Man bemühe sich auch in den obersten Stock, in die Pinakothek, wo Gemälde der venezianischen, römischen und neapolitanischen Schule zu bewundern sind.
Piazza Sant´Oronzo: belebtester Platz in Lecce, wo alle Fäden zusammenlaufen. Gleich einem Mosaik, in dem alle Baustile der Region vertreten sind: von der römischen Antike, vertreten durch das Amphitheater, über das 16. Jahrhundert, siehe den den Palazzo del Segio (il Sedile, heute Fremdenverkehrsbüro), bis zur heutigen Zeit sind alle Epochen präsent. In der Mitte eine römische Säule, ein Geschenk der Stadt Brindisi, die ursprünglich zusammen mit der anderen dort noch stehenden Säule das Ende der Via Appia markierte. Jene nachträglich hinzugefügte Heiligenstatue (wieder der gute Sant´Oronzo) ist nun im Sedile zu begutachten.
Kirche SS Nicolo e Cataldo: als normannisches Bauwerk zu betrachten, das aber mehrere Baustile in sich vereint. Harmonisch anmutender romanischer Portalvorbau aus dem 12. Jahrhundert, mit drei fein bearbeiteten umlaufenden Gesimsen. Im Inneren ganz schlicht. In einem der beiden Barockkreuzgänge ein hübscher Ziehbrunnen, der mit allerlei maritimen Motiven geschmückt ist. Nicht bereuen wird man auch einen kleinen Fußmarsch über den nahegelegenen Friedhof mit seinen barocken Grabstätten aus dem 18. Jahrhundert: unglaublich, welch ein Aufwand hier getrieben wurde!