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Wichtige Orte

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Orte, die man besucht haben sollte

Berühmte Orte in Vicenza

Basilika: an der Piazza dei Signori. Zugänglich von 9.30-12h und von 14.30-17h. Sonntag nachmittags, montags und an Feiertagen geschlossen. Freier Eintritt. Man muß »Basilika« in dem Sinn verstehen, den das Wort in der Antike hatte. Es bezeichnete eine große Halle, in der sowohl das Gericht, die Handelsbörse wie auch andere Verwaltungen untergebracht waren (vgl. die Trierer Basilika, die ihren römischen Ursprung noch deutlich erkennen läßt). Die Basilika war auch der Ort für Bürgerversammlungen. Der berühmte Architekt Palladio gestaltete die Fassade völlig um. Sein erstes bedeutendes Werk, fertiggestellt 1546, und zugleich eines der wenigen Gebäude ganz aus Stein. Über eine Treppe gelangt man in die riesige gotische Halle, die von einem Gerüst in Form eines umgekehrten Schiffsrumpfs verdeckt ist.

Teatro Olimpico: Piazza Matteotti. Zutritt von 9.30-12.20h und von 15-17.30h im Sommer, im Winter nur bis 16.30h. Sonntag nachmittags geschlossen. Hoher Eintritt. Ein wirklich außerordentliches Bauwerk, das seinesgleichen sucht. Allein um dieses letzte Werk Palladios (1580) begutachten zu können, würde sich eine Zwischenstation in Vicenza lohnen. Es schlägt die Brücke zwischen antiker Theaterarchitektur und derjenigen der Moderne; so gesehen das letzte antike und das erste moderne Theater zugleich. Die im Halbkreis angeordneten Sitzbänke sind noch ganz dem griechischen Vorbild verpflichtet, während die Arena entschieden neuzeitlich gestaltet ist. Den Hintergrund bildet eine imaginäre Ansicht der Stadt Theben: von Palästen gesäumte Straßen in perspektivischer Augentäuschung, typisch Renaissance. Die Wirkung ist tatsächlich verblüffend: die Straßen scheinen in die Unendlichkeit zu führen. Die eine Ballustrade und Statuen tragenden Marmorsäulen sind in Wahrheit nur aus Holz und kunstvoll bemaltem Stuck. Wer‘s nicht glaubt, kann ja dran klopfen ... jawohl, es stimmt. Liebhaber klassischer Musik besorgen sich im Verkehrsamt nebenan die Broschüre Vicenza manifestazioni.

Palazzo Chiericati: dem Teatro Olimpico gegenüber. Geöffnet von 9.30-12h und von 14.30-17h. Sonntagnachmittag und montags geschlossen. Dieser Palast, den der rührige Palladio 1551 aus dem Hut zog – die zeitgenössischen Architekten hatten ihre liebe Not, in Vicenza zu überleben – ist eines seiner vollkommensten Werke. Das gilt besonders hinsichtlich der Fassade. Im Inneren des Palastes ist das Museo Civico mit seinen archäologischen Sammlungen und Gemälden untergebracht. Die Decken schmücken barocke Fresken im reinsten Stil. Das Museum beherbergt auch sehenswerte venezianische Gemälde vom 14. bis zum 18. Jh.

Noch ein Hinweis für Malereibegeisterte: die Santa-Corona-Kirche, in einem Sträßchen zum Corso Palladio, weist in ihrem Inneren sehenswerte Gemälde auf, so einen »Christus« mit recht weiblichen Zügen von Giovanni Bellini; und eine »Anbetung der Hl. Drei Könige« von Veronese;.

In der Umgebung: die palladianischen Villen

Bereits im 15. Jh. flüchtete die venezianische Noblesse aufs Land, wenn im Sommer das faulige Wasser der Kanäle in Venedig die Luft verpestete. Auf dem Lande konnten sie sich dann der Frische und Ruhe erfreuen, die ihnen an der Lagune versagt blieben. Venedig ist ja von Sümpfen umgeben, welche hierzulande Paludi heißen. So entstand in der Umgebung von Vicenza eine Luxusresidenz nach der anderen, und selbstredend versuchte man sich im Gepränge gegenseitig zu übertreffen. In den drei Jahrhunderten bis zur Revolution wurden fast zweitausend Villen erstellt, überwiegend entworfen von dem aus Vicenza gebürtigen Baumeister Andrea Palladio (1508-1580), dem andere ihm im gleichen Stil nacheiferten. Die Interieurs schückten u.a. Veronese und Tiepolo aus.

Vicenza war eben Venedig auf dem Lande: man fand auch hier die Freude am Luxus und am Schein, beides so typisch für die Serenissima. Es wurde Schauplatz rauschender Feste, man hielt Hof, tanzte, feierte Orgien. Ach ja, wie schön. Selbstverständlich versuchten die reichen Bürger, darin den Adligen nachzueifern, die ihrerseits, um weiterhin den Schein zu wahren, die Klöster anpumpten. Sie erstatteten ihnen nichts, bis zu dem Tag, als Napoleon sie dazu zwang und so mit einem Streich ruinierte. Die meisten Villen mußten aufgegeben werden. Auch heute noch haben die Besitzer alle Mühe, ihre Anwesen instandzuhalten und ihnen etwas vom verlorenen Glanz zurückzuverleihen.

Andrea Palladio; wurde als Sohn eines Bäckers 1508 in Padua geboren. Mit dreizehn übte er den Beruf des Steinmetzes aus. Später führt er Grabdenkmäler aus und läßt sich in Humanistenzirkeln blicken. Als er 1580 stirbt, hat er ganz Venetien seinen Stempel aufgedrückt und wird zur Quelle der Inspiration für ganze Architektengenerationen in Rußland, England Amerika und Frankreich.

Die beiden berühmtesten Villen dieser Gegend muß man gesehen haben:

La Rotonda: Via Rotonda 45, 3 km südöstlich von Vicenza. Buslinie 8 vom Bahnhof, dann den Hinweisschildern nach »Riviera Berico« folgen. Außenanlagen nur dienstags, mittwochs und donnerstags von 10-12h und von 15-18h in Augenschein zu nehmen. Das Innere der Villa steht Besuchern nur mittwochs offen.

Wir haben es hier mit der berühmtesten aller von Palladio erbauten Villen zu schaffen. Ihre Sternstunde erlebte sie dank Joseph Losey, der hier seinen fantastischen »Don Giovanni« drehte. Der namhafte Regisseur hat nur ein wenig mit der Geographie gemogelt, siedelte er die Villa doch kurzerhand am Brenta-Kanal an, während sie in Wahrheit nur von festem Land umgeben ist. Sie ist das am häufigsten nachgeahmte Werk des Architekten, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass nicht weniger als vier Kopien allein in England stehen. Ihr kreuzförmiger Grundriß und ihre Portalvorbauten finden sich in Stockholm und in Leningrad wieder. Überragt von einer Rotunde, der sie ihren Namen verdankt, und die nach den vier Himmelsrichtungen orientiert ist, drückt die Villa die Quintessenz palladianischer Architektur aus. Über die ausgefeilte Geometrie dieses harmonischen Ganzen hinaus, das so schön wie einfach ist, muß man die vielfachen Öffnungen bestaunen, die den Umlauf von frischer Luft ermöglichen. Trompe-l‘oeil-Malereien im Inneren lassen uns wieder einmal staunen. Rund um die Villa ein Park in herrschaftlicher Pose über der ländlichen Umgebung.

Villa Valmarana (oder Villa ai Nani): über einen schmalen Weg gegenüber des Eingangs zur Rotonda zu erreichen. Kostenpflichtigen Einlaß erlangt der Bildungshungrige nur von 14-18h dienstags, samstags und sonntags zwischen März und November.

Diese Villa, ausnahmsweise mal nicht von Palladio erbaut, ist trotzdem hochberühmt. Sie umfaßt mehrere Gebäude: Herrschafthaus, Gästehaus und Stallungen. Der Legende nach soll der Besitzer, dessen Tochter nicht wuchs, auf die Idee gekommen sein, sie in diesem schönen Domizil einzuschließen und inmitten von Zwergen leben zu lassen, damit ihr selbst ihr wahrer Zustand verborgen bliebe. Trotz zuverlässiger Überwachung gelang es ihr eines Tages, hinter die Mauern zu schauen, und sie erblickte, wie könnte es anders sein, einen schönen jungen Mann zu Pferd. Da wurde sie sich ihres Gebrechens bewußt und ... brachte sich um. Ätsch, kein Happy-End! Trösten wir uns mit dem Panorama über die umliegende Landschaft und mit den Fresken von Tiepolo.