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Venedig

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Stadt des berühmtesten Karnevals der Welt

Venezia, versinkende Stadt

Also, einen Volkshochschulvortrag über Venedig werden wir hier nicht halten; es wird unseren Lesern eh gehen wie allen anderen Besuchern: mit jedem Schritt in dieser Stadt ist man geblendet und aufs neue überrascht. Dabei glaubte man doch, Venedig in- und auswendig zu kennen – klar, bei den tausend Fotos, mit denen wir täglich überflutet werden. Der Irrtum wird einem rasch bewußt, denn keine Fotografie gibt wirklich den Zauber der Straßen und Plätze wieder, geschweige denn die größte Überraschung: eine ganze Stadt ohne ein einziges Auto! Das ist mal was anderes als unsere armseligen Fußgängerzonen. Darüber müssen wir uns erst einmal klar werden, um zu merken, dass hier die Schritte der Fußgänger ganz anders klingen als andernorts und dass die Stille im 20. Jh. wirklich zum Luxusartikel geworden ist. Sogar mitten im Ferienmonat August verströmt Venedig seine ganze ungebrochene Wirkung. Nur dass die »Königin des Handels« dann zum Forum der Andenkenhändler herabsinkt. Problematisch auch die astronomischen Preise, auf die man sich seelisch rechtzeitig einstellen sollte. Das fängt schon an bei der Unterkunft. Bei Hochbetrieb im Sommer ist zusätzlich ein Saisonzuschlag zu berappen.

Natürlich können wir nicht eindringlich genug raten, dann hinzureisen, wenn gerade wenig Touristen die Stadt belagern, am besten im Winter, wenn es grau und kalt ist; dann wird auch die behexend morbide Atmosphäre dieser sterbenden Stadt deutlich spürbar. Wie dem auch sei, sämtliche Pauschalreisen mit inbegriffenem Führer und Fotoapparat sind denkbar ungeeignet und ersetzen nie das einsame Flanieren außerhalb von San Marco und Rialto: in den übrigen Stadtvierteln werden Erkundungsfreudige selbst im Hochsommer unbehelligt bleiben.

Venedig fasziniert auf eine ganz besondere Weise. Man wird sich schnell bewußt, dass es eine zu gerissene Verführerin ist, um gleich beim ersten Besuch alle Schätze preiszugeben. Alles klar? Dann waren wir nicht zum letzten Mal hier.