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Dorsoduro & Giudecca

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Im Dorsoduro- und Giudecca-Viertel

Knurrender Magen, schmerzende Füße, gastronomische Rettungsanker

Für arme Schlucker

Der Campo Santa Margherita liegt etwas abseits der touristischen Trampelpfade und bietet Gelegenheit zum Verschnaufen. Da trifft es sich gut, dass gleich zwei korrekte Speiselokale und eine Gelateria ihre Dienste anbieten.

Friggitoria da Bruno: Calle Lunga Barnaba 2754 B; T. 520 69 78. Der Campo Santa Barnaba liegt gleich nebenan. Bewirtung über Mittag sowie abends bis 21.30h. Sonntag Ruhetag. Im Viertel verwurzeltes Lokal, das sich sein volkstümliches Gepräge bewahren konnte. An der Theke werden süffige Landweine ausgeschenkt und die Küche bringt einfache Kost auf den Tisch, etwa das preiswerte, appetitliche Menü.

Bar da Gino: Piscina del Forner 855A. Gemütliche und beliebte Kneipe mit überwiegend jungem Publikum zwischen dem Akademie-Museum und der Guggenheim-Stiftung, zwischen Totocalcio und Forzia Venezia, das für seine preiswerten, erstklassigen Sandwichs bekannt ist.

Sole di Napoli: Santa Margherita 3023; T. 856 86; donnerstags bleiben die Stühle oben. Menü zum Spartarif. Nullachtfuffzehn-Einrichtung, aber Terrasse und leckere Pizzen. Klammer auf: weiß einer unserer Leser überhaupt noch, woher der Ausdruck stammt? Gewiß nur unsere ergrauten Veteranen. War nämlich ein Standardschießeisen so zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Das Einerlei des sich ständig wiederholenden Unterrichts an dieser Waffe ließ die Ziffern mit der bekannten Bedeutung in die Umgangssprache eingehen. Klammer zu.

Bar Foscarini: Dorsoduro 878 C. Am Fuß der Accademia-Brücke, auf derselben Seite wie das Museum. T. 522 72 81. Der nette Wirt serviert uns geschwind ein preiswertes, bekömmliches Mahl, während wir uns am Anblick des Canal Grande und seiner protzigen Palazzi laben.

Trattoria da Sylvio: Calle S. Pantaleon 3748-3818. T. 548 38 18. Sonntags bleibt die Küche kalt. Speisesaal und geräumige Terrasse mit Garten, dem Wilder Wein Schatten bietet. Bunte Vögel im Bauer leisten den Gästen Gesellschaft. Höfliche Bedienung, die Entscheidungsschwache bei der Wahl unter fünfzig klosettdeckelgroßen Pizzen und den anderen erschwinglichen Gerichten berät.

Mittlere Kategorie

Altanella: Calle dell–Erbe 268; auf der Giudecca-Insel, T. 522 77 80; fünfzig Meter von der Vaporetto-Station »Redentore«, immer am Canal del Punto Lungo entlang. Tischzeiten 12.30-14h und 19.30-21h. Montag und Dienstag Ruhetag. Wir wissen nicht, ob der selbsternannte Enkel Adenauers und Sonnenkanzler zwischen Saar und Oder unseren Reiseführer in der Tasche hatte, als er gemeinsam mit den Häuptlingen der sieben reichsten Nationen in Venedig weilte – sein schlauer französischer Kollege jedenfalls hat hier zu Abend gespeist. Wahrscheinlich hat »Signore Oggersheim« sich hoffnungslos verlaufen und aus der Not eine Tugend gemacht (Null-Diät); das Altanella in seiner winzigen Gasse und ohne Wirtshausschild ist nämlich gar nicht leicht zu finden. Serviert werden auf der Terrasse über dem Kanal venezianische Spezialitäten. Angesichts der gebotenen Qualität immer noch preiswert, akzeptiert jedoch keine VISA-Card (die Freiheit nimmt er sich).

Trattoria ai Cugnai: Piscina del Forner 857. Die Straße mündet in den Campo San Vio und auf die Fondamenta Bragadin. T. 528 92 38. Kleines Lokal zwischen Accademia und Guggenheim Foundation, bekannt für seinen Grillfisch. Das Dreigespann in der Küche – es handelt sich übrigens um Schwestern – schwingt den Kochlöffel nach alter Sitte. Bei schönem Wetter bugsiert der Wirt die Tische in den Garten. Montags geschlossen. Vorsichtshalber einen Tisch vorbestellen: die Trattoria hat sich nämlich zu einer Institution entwickelt, seit wir darauf hinweisen; das Lächeln ist seitdem auch reichlich geschäftsmäßig geworden. Sich nichts aufdrängen lassen, auch wenn das Zeug zugegebenermaßen lecker schmeckt. Die Rechnung Posten für Posten nachprüfen.

El Cicheto Venexian: Giudecca 68-71; T. 523 52 68; auf der Insel Giudecca; Vaporettos 5 oder 8 (Haltepunkt »Zitelle«). Sonntag Ruhetag. Bietet als Dreingabe zur hervorragenden Küche – wir verweisen auf die Spezialität El Cicheto Venexian! – eine der gemütlichsten Terrassen in ganz Venedig. Wahlweise klassisches Menü oder à la Carte. Vor uns der Kanal, über uns ein Sonnenschirm und als Kulisse das unvergleichliche Panorama der Salute und des Dogenpalastes ... so haben wir uns den Aufenthalt in Venedig erträumt! Klassisches Hauptgericht zu mittlerem Preis oder Speisekarte mit allerlei Pizzas, Miesmuscheln und Fischgerichten. Nur die Bedienung dürfte ein wenig freundlicher ausfallen.

Für gehobene Ansprüche

Speiselokal der Locanda Montin: Fondamenta di Borgo , gegenüber der Fondamenta Eremite 1147; sich an der San Trovaso-Kirche und an der Accademia orientieren. T. 522 71 51. Bleibt dienstagabends und mittwochs geschlossen. Zählt das Montin schon zu unseren Lieblingshotels in Venedig, so ist ihm das Restaurant mindestens ebenbürtig, wenn auch reichlich teuer. Nicht nur der Rahmen ist sehr angenehm – im Garten tafelt man unter einer blühenden Gartenlaube – auch die Küche beweist Klasse und das Lokal gilt inzwischen als venezianische Berühmtheit. Die Klientel setzt sich zusammen aus Künstlern, Schauspielern, Intellektuellen und ... scharenweise Touristen. Wer hätt´s gedacht? Zum Nachtisch den fantastischen Tartufo nero vernaschen. Mit dem Erfolg klettern auch die Preise in schwindelnde Höhen – so ist das eben mit der Marktwirtschaft. Wer weniger ausgeben will, kann sich mit einer Pasta begnügen und das Ganze mit einem der guten Landweine herunterspülen. Tischvorbestellung vonnöten.