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Inseln Venedigs

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Inseln rund um Venedig

Ausflüge mit dem Boot

Umliegende Inseln

Giudecca-Insel: Vaporettolinien 5 und 8; wieder ein Stück ländliches Venedig, das jene wie ihre Westentasche kennen, die in der JH abgestiegen sind - ganz in der Tradition Michelangelos, der ebenfalls hier wohnte. Herrlich der Blick auf die venezianischen Fassaden und die Zufahrt zum Canal Grande, wie ihn alle vom Meer her Anreisenden einst erleben konnten. Die Redentore-Kirche ist ein Werk Palladios (1576) und verdankt ihre Existenz einem Pestgelübde. Wenig gemütlich mutet das klassische Innere an (it´s not our cup of tea!).

Insel San Giorgio Maggiore: Vaporettolinie 5 (Anlegestelle »San Giorgio«). Strahlt ein hohes Maß an Homogenität aus. Die hiesige Kirche - San Giorgio Maggiore - hebt sich mit ihrer weißen Fassade deutlich vom Ziegelrot der Nachbargebäude ab. Palladio hatte mit ihrem Bau 1565 begonnen. Hübscher anzusehen und interessanter als die Redentore, wenn jemand Wert auf unsere Meinung legt. Der Campanile ist viel ruhiger als derjenige von San Marco und bietet einen originelleren Blick. Für den Aufzug ist eine Fahrkarte zu lösen. Die Damen müssen allzu großzügige D´collet´s bedecken, sonst werden sie der Kirche verwiesen und dürfen nicht einmal auf den Glockenturm. Geschlossen zwischen 12.30 und 14h und nach 18h. Sonntagvormittags, 11h, wird von Benediktinermönchen eine gregorianische Messe gehalten.

Der Lido: Vaporettolinien 6 (ab Riva degli Schiavoni), 1 oder 4 (ab Piazza Roma, San Marco oder Santa Zaccaria). Die Insel mißt in der Länge etwa zwölf Kilometer, ist aber an keiner Stelle breiter als einen Kilometer. Filmfreunden sagen wir nichts Neues: hier läuft das berühmte Filmfestival von Venedig ab. In dieser Zeit ist ein Besuch der Stadt wirklich nicht zu empfehlen. Öffentlicher Strand in der Verlängerung der Viale Santa Maria Elisabetta. Ansonsten eher reizlos und im Sommer rappelvoll.

Weitere Inseln in der Lagune

Zahlreiche Touren werden angepriesen, damit man die drei Inseln in einem halben Tag abklappern kann. In Anbetracht dessen, was sie bieten, sind sie sündhaft teuer. Lieber den Vaporetto Nr. 5 von San Zaccharia (Anlegestelle 200 m östlich von San Marco) nehmen, der nach Murano tuckert. Er beschreibt eine reizvolle Route am Zeughaus vorbei, wo die großen Gondeln auf ihren Staatsauftritt an hohen Feiertagen warten. Auf den Inseln ist an ein Unterkommen kaum zu denken.

Wer ein wenig Muße hat, steigt beim Friedhof San Michele aus (Haltepunkt »Pontile Cimitero«), dem stillsten und sicher romantischsten Ort Venedigs. Achtung, die Friedhofstore schließen bereits um 16h - auch Tote wollen mal unter sich sein! Den Friedhofswächter um eine Skizze bitten, auf der die Ruhestätten von Berühmtheiten eingezeichnet sind. Selbst die Toten gelangen per Boot nach San Michele. Strawinsky, Diaghilew und Ezra Pound liegen hier begraben, um nur einige illustre Namen zu nennen. Und nicht zu vergessen die Familiengruft der letzten Gondelfabrikanten, zu erkennen an der Marmorplatte, auf der eine exakte Nachbildung der Werkstätten eingemeißelt ist. Die Grabstätte liegt gleich neben der ultramodernen Kapelle aus schwarzem Marmor und Rauchglas.

Murano: die kleine Insel ist seit dem 11. Jh. für ihre Glasmacherkunst berühmt. 1308 gab der Großrat Venedigs bei den Glasmachern hunderttausende kleiner Kuben aus farbiger Glaspaste in Auftrag, die für die Markusbasilika bestimmt waren. Leider haben sich die Handwerker immer mehr dem Touristengeschmack angepaßt; mit dem Ergebnis, dass teilweise einfach lächerlich kitschiges Zeugs produziert wird. Der Fremdenverkehr hat über die Glaskunst gesiegt. Ansonsten entvölkert sich der Flecken allmählich, und die vielen Werkstätten, in denen es früher emsig zuging wie in Bienenstöcken, liegen heute brach. Murano ist tatsächlich die am wenigsten sehenswerte Insel.

Das Museo d´Arte Vetraria - geöffnet von 9-16h, mittwochs geschlossen, Ermäßigung für Studenten - präsentiert eine außerordentliche Sammlung von Glasobjekten aus der Zeit vom 15. bis zum 18. Jh., darunter auch eine rundherum mit galanten Szenen verzierte blaue Schale. Ermäßigung für Studenten. Das Museum in seinem wunderschönen venezianischen Palast lohnt einen Abstecher. Es liegt nämlich von der Anlegestelle aus betrachtet am anderen Ende der Insel, genauer am Giustiniani-Kai. Das Museum für moderne Glaskunst dagegen überzeugt uns nicht, kann aber ohne Aufpreis mit ein und derselben Eintrittskarte betreten werden. Bemerkenswerte archäologische Abteilung.

Linea Muzzucato: in Murano an der ersten Haltestelle aussteigen. Man ist oft überrascht über die unglaubliche Geschmacklosigkeit der jetzigen Glasproduktion, um so mehr wenn man sieht, was die Handwerker früher hervorbrachten. In diesem großen Laden befindet sich das Kitscharsenal im Erdgeschoß. Der erste Stock hingegen, in dem hervorragende Repliken aus dem Museum ausgestellt sind, ist das Treppensteigen wert.

Foscarini: gleich nebenan, dasselbe in avantgardistischer Version.

Falls nach dieser Kitschdosis noch jemandem der Sinn nach Essen steht, hier zwei brauchbare Anschriften: Antica Trattoria (T. 739 610), am Kai zum Museum; und Dalla Mora (T. 73 63 44) an der Fondamenta Manin, Hausnummer 75. Einige Tische draußen am Kanalufer.

Burano: von der Piazza San Marco mit dem Vaporetto Nr. 5 bis zur Haltestelle »Fondamenta Nuove«. Von dort mit der Linie 12 weiter nach Burano. Man kommt auch von Murano aus dorthin; das Schiff fährt stündlich. Obacht, die Anlegestelle für ankommende Schiffe ist nicht identisch mit der Anlegestelle nach Torcello! Um keine Zeit zu verlieren - die Abstände zwischen den Schiffen sind ziemlich lang - sich gleich bei der Ankunft einen Fahrplan beschaffen.

Burano ist weithin bekannt seiner Spitzenstickerei wegen. Deren Feinheit wurde früher in ganz Europa gerühmt. So schenkte die Republik Venedig Ludwig XIV. von Frankreich einmal spitzengeklöppelte Halskrausen aus weißen Haaren! Am Anfang dieses Jahrhunderts lebte nur noch eine steinalte Dame, die noch den »point de Venise« sticken konnte. Eiligst ordnete die Verwaltung mehrere junge Mädchen ab, die sich zu Lebzeiten der Dame deren Kunst aneignen sollten. So konnten die Spitzen von Burano vor dem Vergessen gerettet werden. Aber keine Illusionen: Handarbeit kommt auch in Italien heutzutage derart teuer, dass der »point de Venise« meist »made in Hongkong« ist!

Burano ist auch die Insel der buntscheckigen Häuser. Eigentlich streicht sogar jeder Mieter seine Etage in einer individuellen Farbe, damit auch alle merken, dass bei ihm alles anders ist als beim Nachbarn - kein Witz. Dieses Fischerdorf, tagsüber so ruhig und friedlich, belebt sich mit Einbruch der Nacht. Die Touristen sind hier schon weniger zahlreich als auf der vorigen Insel. So kann man eher die Atmosphäre würdigen, die seit jeher die Maler verführte und die an einige Inseln im Ionischen Meer erinnert. Im Schatten des Campanile von San Martino - einem der schiefsten, die noch stehen - läßt sich´s auch wunderbar flanieren. Gegenüber das von 9-18h (feiertags 10-16h, Montag Ruhetag) zu besichtigende, lohnende Spitzenmuseum.

Schließlich sollte man unbedingt bei Da Romano essen, Piazza Galuppi 221, T. 73 00 30, dienstags geschlossen. Das vielleicht beste Fischrestaurant in ganz Italien, jedenfalls eines der berühmtesten. Typischer äußerer Rahmen mit jeder Menge Bilder an den Wänden. Allerdings nicht gerade geschenkt, trotzdem beinahe ein Pflichthalt.

Und noch eine brauchbare Trattoria: Al Raspo de Ua, Piazza Galuppi. Mittwochs geschlossen. Schon erschwinglichere Mahlzeit mit Meeresfrüchten, Nachtisch und Kaffee.

Osteria Pescatori: Piazza Galuppi 371; T. 73 06 50. Ruhetag hier montags. In der Küche wird vornehmlich Fisch verarbeitet - natürlich nur in frischer Form. Sowohl drinnen als auch draußen gemütlich: zwischen vergilbten Fotografien oder im angenehm kühlen Schatten. Für arme Teufel weniger geeignet.

Torcello: Hinfahrt wie nach Burano. Erstaunlich geheimnisvolle Insel, die unwirklich hinter dem vom Schilf verschleierten Wasser verschwimmt. Der Ort, im Mittelalter dicht bevölkert, war sogar bis zum 18. Jh. Bischofssitz. Betrachtet man sich die Dimensionen der Kirche, wird leicht vorstellbar, wieviele Menschen tatsächlich auf der Insel gewohnt haben müssen. Dann wütete die Malaria in dieser ungesunden Gegend, und geblieben sind neben verstreuten Häusern nur die Monumente, deren Schönheit die Einsamkeit noch unterstreicht.

Nicht achtlos an den Mosaiken in der Kathedrale Santa Maria Assunta vorübereilen: wie eine Bildgeschichte entwickeln sich vor uns in fünf Reihen die teilweise drolligen Szenen des »Jüngsten Gerichts«. Im Chor nimmt die Jungfrau Maria, ganz in Blau, den Platz Christi auf dem goldenen Hintergrund der Halbkuppel ein.

Der steinerne Sitz außerhalb der Kathedrale soll einst von Attila benutzt worden sein, nämlich als dieser im Jahre 452 durch Italien zog.

Das archäologische Museum links liegen lassen, da gänzlich belanglos.

Die Inselrestaurants sind echte Luxusschuppen und für normal Sterbliche wie unsereins unbezahlbar. Das Cipriani zählte u.a. Hemingway, Giscard d´Estaing und die englische Königin zu seiner Kundschaft. Zu den Preisen kein Kommentar. Einzige Ausnahme: Il trono de Attila, von der Anlegestelle aus das erste Restaurant. Montags geschlossen. Erschwingliche Unterkünfte sind keine zu vermelden - die Reichen wünschen ungestört zu logieren.