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Brenta-Kanal

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Ausflug auf dem Brenta-Kanal

Boots tour entlang von feudalen und großartigen Renaissancevillen

Ein Schiff der Reiseagentur CIT namens Il Burchiello befährt diesen berühmten Kanal, an dessen Ufern sich dutzendweise die feudalsten und großartigsten Renaissancevillen reihen. Über Schleusen und Drehbrücken zieht das Boot gemächlich an der lieblichen, friedvollen Landschaft vorbei, in der sich die Villen Andrea Palladios und seiner Schüler wie Perlen einer Kette aneinanderreihen. Zwischenhalte geben Gelegenheit, die Villa Pisani, Villa Wildmann Foscari und die Malcontenta zu besichtigen. Sie waren Residenzen der venezianischen Aristokratie, die nächtliche Feste mit Musik, Bällen und Feuerwerk liebte. Orchester spielten verborgen hinter Buschwerk Melodien von Vivaldi und Pergolesi. Übrigens, diese Bootsverbindung existierte bereits im 18. Jh., als sie Herrschaften, Kaufleute, Künstler, Komödianten, Abenteurer und leichte Mädchen zwischen Padua und Venedig hin und her transportierte. Der illustre Vorfahr dieses Schiffchens erlangte Berühmtheit durch Casanova und wurde von Montaigne und Lord Byron eigens erwähnt.

Das Boot legt alle zwei Tage um 8.45h in Venedig ab und langt um 17h in Padua an. Laut Fahrplan findet die Abfahrt von der Giardinettibrücke neben dem Markusplatz jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag zwischen Anfang April bis Ende Oktober statt. Auskünfte bei der CIT:

Köln: Komödienstr. 49, 50667 Köln, T. (02 21) 20 70 90, Fax: 25 76 764

Venedig: Reisebüro Ente Ville Venete, Piazza San Marco 93, T. 854 80

Padua: Via Matteotti 12. T. (049) 633 333

Um es genau zu sagen: nur die Hinfahrt geschieht per Schiff, zurück fährt man im Bus, wofür ein Aufpreis fällig ist. Das Mittagessen ist nicht inbegriffen. Alles in allem kommt dieser – ansonsten wundervolle – Ausflug doch ziemlich teuer, rund 170 Mark pro Mann und Nase ... Autofahrer können die Route nachfahren, wenn sie der Nationalstraße 11 folgen, die Venedig mit Padua via Marghera verbindet, Mira und Dolo. So kommt man in den Genuß der Palladio-Villen und spart sich die Kosten für die Schiffsfahrt. Von Venedig aus über Mestre nach Oriago fahren, wo die Villa Malcontenta liegt und dem Kanal über Mira und Dolo bis Stra (Villa Pisani) folgen. Anschließend das 12 km entfernte Padua ansteuern. Insgesamt legt man so 42 km zurück.

Dieselbe Strecke klappert auch der nummernlose ACTV-Bus ab, der alle halbe Stunde von Venedig nach Padua fährt und in Oriago, Mira, Porte und Stra hält.

Villa Pisani: von allen die grandioseste; sie liegt in Stra und gleicht einen Königspalast. T. (049) 50 20 74. Geöffnet von 9-14h; montags und sechs Wochen im Winter geschlossen. Freier Eintritt für alle unter achtzehn Jahren. Berühmtheiten waren hier zu Gast, so die Großherzöge von Rußland, Gustav III. von Schweden, Ferdinand von Österreich, Maximilian von Habsburg und Napoleon. In die weniger glücklichen Annalen der Geschichte ging diese Villa aber deswegen ein, weil hier die erste Begegnung zwischen Hitler und Mussolini stattfand. Bei einem Spaziergang im Park mal aufs Dach des Reitstalls gestiegen und nach dem berühmt-berüchtigten Labyrinth gefragt, das d‘Annunzio beschrieben hat (nur bei trockener Witterung möglich)!

Villa Serimann Wildmann Foscari: am Ortseingang von Mira, rechts an der Straße nach Padua. T. (041) 42 35 52. Täglich außer montags geöffnet, Führungen um 9, 10, 11, 15 und 16h, sommers auch bis 19h. Hochherrschaftlicher Landsitz aus dem 18. Jh., dessen Besichtigung preiswerter kommt als bei der Villa Malcontenta. Für Jugendliche und Kinder kostenlos. Nicht so protzig wie die Malcontenta, aber immer noch ein echter Luxusschuppen mit französischen Rokoko-Interieur, Fresken von Tiepolo-Schülern, einem lauschigen Park mit Bassins, Statuen und Pfauen. Hier logierten Persönlichkeiten wie Strawinsky, d‘Annunzio und einige Päpste.

La Malcontenta: in Oriago, von Venedig aus gesehen zu Beginn der Strecke. Von Palladio anno 1571 erbaut. T. (041) 547 00 12. Publikumsverkehr nur vom 1. Mai bis zum 30. Oktober, und zwar dienstags, samstags und am ersten Sonntag des Monats zwischen 9 und 12h. Wer vor verschlossenen Türen steht, tröste sich: auch von außen hübsch anzusehen. Der Name der Villa stammt angeblich von der Unzufriedenheit der ortsansässigen Bauern, die sich gegen eigentumsrechtliche Bestimmungen erhoben hatten. Einer anderen Überlieferung zufolge geht er zurück auf einen eifersüchtigen Gatten, der seine Ehefrau hier in einen goldenen Käfig sperrte und so ihre Unzufriedenheit heraufbeschwor.

Ein gutes Dutzend weiterer Villen säumt die Kanalufer (Villa Priulli, Moro, Gradenigo, Grimani, Madonnina, Zuconi usw.), aber die meisten stehen leer und sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.