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Apostoli-Kirche

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Von der Madonna dell´Orto zur Apostoli-Kirche

Empfehlenswerter Bummel durch Nord-Cannaregio

Können wir nur wärmstens empfehlen, den Bummel durch die nördlichen Bezirke Cannaregios: nur vereinzelt Touristen, breite Trottoirs, unverbaute Ausblicke auf die Kanäle, ein angenehm träger Lebensrhythmus. Besonders in den späten Nachmittagsstunden nehmen die Gebäude am Hafenbecken der Saccadella Misericordia - am Ende der Fondamenta Gasparo Contarini - eine ambergelbe, ja goldschimmernde Färbung an. Die zauberhafte Aussicht auf Burano und San Michele bewirken ein Übriges. Nach dem Misericordia-Kanal begeben wir uns zurück zum Campo dei Gesuiti und zur gleichnamigen Kirche. Wer barocken und delirierenden Rokokofassaden etwas abzugewinnen vermag, kommt hier auf seine Kosten. An der Decke Stuck, Gold und Fresken; Wände aus grauem Marmor mit Pflanzenornamentik. Links vom Altar ein Tintoretto, und im Bereich des Eingangsportals das »Martyrium des Hl. Laurentius« von Tizian. Die düstere und unerbittliche Stimmung des Gemäldes wird durch den eher tristen Gesamteindruck des Gotteshauses kaum gemildert. Einlaß von 10-12h und von 17-19h.

Jetzt den Rio Terrà Ss. Apostoli entlang zum Campo gleichen Namens.

Ss. Apostoli : datiert aus dem 11. Jh., wurde in jüngster Zeit allerdings mehrmals umgestaltet. Glockenturm aus dem 18. Jh. Reich mit Malerei versehen ist das Kircheninnere: im Chor »La Caduta de la Manna« von Veronese und ein sehenswertes »Abendmahl« Cima da Coneglianos. Fabio Canal hat die Decke mit einem perspektivisch gelungenen Freskos überzogen - dargestellt ist die »Esaltatione della Eucaristia«. In der Kapelle rechts vom Chor der einzige Hinweis auf die ursprüngliche Kirche, und zwar in Gestalt eines byzantinischen Freskos. Diesem verdankt Ss. Apostoli auch das Prädikat »älteste Kirche Venedigs«. In welcher Kapelle die »Kommunion der Hl. Lucia« von Tiepolo zu finden ist, verraten wir ausnahmsweise mal nicht.

Ca´d´Oro-Palais (Galleria Franchetti): am Canal Grande. Der prächtigste aller gotischen Paläste Venedigs beherbergt eine nicht minder sehenswerte Kunstgalerie. Einlaß von 9-14h; an Sonn- und Feiertagen nur bis 13h; T. 523 87 90. Hier einige Leckerbissen jeder Besichtigung: zunächst findet man endlich einmal einige wirklich meisterhafte Werke von Francesco Guardi (»Markusplatz« und »Kai, Nähe Basilika Santa Maria della Salute«). Gleich am Eingang empfängt uns ein faszinierender Retabel von Domenico da Tolmezzo (15. Jh.) mit skulptierten Figuren, was eine Seltenheit ist. Der zweite Stock lohnt wegen seiner sehenswerten Terrakottaexponate, darunter zwei von Bernini. Zu sehen sind sind u.a. das »Porträt des Prokurators Nicolo Priuli« von Tintoretto, »Venere« von Tizian, eine Skulptur von Alessandro Vittoria, eine ergreifende »Kreuzigung« Van Eycks, die Albrecht Dürer zugeschriebene »Kreuzabnahme« und der »Turm zu Babel« von Jan Van Scorel mit leuchtenden Gelbkompositionen.

Werfen wir einen Blick in den ersten Stock, wo u.a. venezianisch-byzantinische Skulpturen des 12. und 13. Jhs, ein Polyptychon Antonio Vivarinis und ein englisches Polyptychon aus koloriertem Alabaster gezeigt werden - eine Wohltat nach soviel Vergoldungen. Im Treppenhaus ein altes Holzgeländer mit Lattenwerk und geschnitzten Pfeilern. Darüber hinaus sind zu sehen: naive religiöse Malerei mit Luca Signorelli und der »Gruppe von sechs Aposteln« des Maestro di San Davino; eine Darstellung der »Krönung der Hl. Jungfrau« von Andrea di Bartolo; zerbrechlich wirkende Skulpturen Gian Maria da Padoras, genannt il Mosca, eine »Verkündigung« von Carpaccio, bronzene Flachreliefs Vittore Gambellos, genannt il Camelio, »Madonnen« von Bellini und Michele Giambono, der »Hl. Sebastian« von Mantegna - wir können unmöglich alles aufzählen. Im kleinen Garten sollte man dem Innenhof Beachtung schenken, der hübschen gotischen Treppe und der Pflasterung. Den Ca´d´Oro auszulassen wäre unverzeihlich! Die Fassade verschwand im letzten Jahr allerdings unter den Baugerüsten.

San Giovanni Crisostomo: in der gleichnamigen Salizzada. Treue Verehrer Giovanni Bellinis - wir zählen uns dazu - pilgern vor allem wegen seines Gemäldes »St. Christopherus, St. Hieronymus und St. Augustin« hierher (Altar auf der rechten Seite; passende Münzen bereithalten). Sehenswert aber auch das Retabel von Sebastiano del Piombo.

Campo Santa Maria Nova und Santa Maria dei Miracoli: der kleine Platz bildet zusammen mit seiner Kirche einen reizvollen architektonischen Komplex in Venedig. Vorzugsweise am frühen Morgen aufsuchen, um das kleine Renaissance-Wunder ganz für sich zu haben. Dieses besitzt übrigens wirklich die Form eines Schmuckkästchens. Auf die bunte Fassade achten.