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Reisen in der Stadt

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Gondelfahrten und Motoscafo - teure Möglichkeiten zur Erkundung Venedigs

Auf Schusters Rappen - eine günstige Lösung

Fortbewegung in der Stadt

Gleich vorneweg: unsere Leser werden sich mit Vorliebe auf Schusters Rappen fortbewegen, die beste Art, Venedig kennenzulernen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass sich wohl niemand außer unserer bourgoiser Leserschaft, die sich auch mal einen guten Reiseführer zu Gemüte führen möchte, eine Gondel oder ein Motoscafo, das venezianische Taxi, leisten wird. Beide Fortbewegungsarten belasten die Reisekasse über Gebühr und könnten am Ende in den Schuldturm führen.

Vaporetti: das sind die lokalen »Busse«, verhältnismäßig billig. Einige Strecken unbedingt einmal ausprobieren: die nur im Sommer verkehrende Linie 34, die den ganzen Canal Grande abfährt, oder die Linie 1, die allerdings überall anlegt, und auch die Linie 5 – Motoscafo circolare – die nach einer Stadtrundfahrt Richtung Murano tuckert. Wer sich mal langweilt, schippere nachts im Vaporetto den Canal Grande entlang. Einfach unvergeßlich! Man kann auch die Linie 2 am Rio Nuovo vorbei nehmen, um die Ampeln zu sehen, einen Polizisten, der den Verkehr regelt, Vorfahrtsschilder usw.

Für Vaporetti gilt dasselbe wie für die Eisenbahn. Accelerati bewegen sich gemächlicher als ihr Name vermuten läßt, dann kommt der Diretto, danach der Direttissimo als dritter in der Steigerung. Vorsicht: nur der Accelerato bedient wirklich alle Haltestellen.

Man kann auch zu einem brauchbaren Preis eine Dreitageskarte Biglietto tre giorni erstehen (lohnt sich ab zehn Fahrten), mit der man von jedem beliebigen Zeitpunkt an 72 Stunden lang fast alle Vaporetti benutzen kann (nicht gültig auf den Linien 2 und 28). Außerdem kostet diese an allen Haltestellen erhältliche Karte weniger bei Vorlage der kostenlosen Jugendkarte (Carta Giovani) vom Verkehrsbüro. Eine andere Lösung: die Carta Venezia für drei Jahre (!). Lohnt sich für alle, die länger als drei Tage bleiben und wild entschlossen sind, wiederzukommen. Mit ihr erhält man Ermäßigungen auf allen Linien der ACTV (Vaporetto und Bus). Die Carta Venezia ist am Hauptsitzt der ACTV, an der Lände Sant´ Angelo, gegen Vorlage eines Paßfotos erhältlich.

Schließlich die zu einem erschwinglichem Preis ausgegebene Tageskarte (Biglietto giornaliero), mit der man alle Vaporetti benutzen darf (gilt ab jeder beliebigen Stunde, außer für die Linien 2 und 28). Ab fünf bis sechs Fahrten rentiert sich die Tageskarte, außerdem erspart man sich das ewige Schlange stehen.

Die Gondel

Früher hatten die reichen Venezianer ihr ganz besonderes Gesellschaftsspiel, und das hieß »Wer hat die schönste Gondel im ganzen Land?« Einige "Spielernaturen" konnten nicht mehr aufhören und ruinierten sich. Um diesem Unwesen Einhalt zu gebieten, erließ die Republik Venedig im 16. Jh. die sogenannten Luxusgesetze, nach denen die Gondeln schwarz angestrichen und der Bug in mattweißem Metall ausgeführt zu werden hatten. Die kleinen schwertförmigen Stoßeisen am Vordersteven symbolisieren die Quartieri Venedigs: Cannaregio beim Bahnhof, San Marco und Castello im Westen, Dorsoduro rund um die Akademie, San Polo und Santa Croce. Das einzelne nach hinten gerichtete Eisen steht für das siebte Stadtviertel Giudecca. Der äußere Anblick einer Gondel erinnert eher an einen ambulanten Sarg, was sich ganz passend in den Rahmen der Paläste fügt, die, sich im Kanal spiegelnd, einander beim Dahinsiechen zuschauen.

Diese Boote, deren Anzahl begrenzt ist, haben die merkwürdige Eigenschaft, sich geradeaus vorwärtszubewegen, obwohl nur an einer Seite gerudert wird. Versuchen wir´s an jedem anderen Boot, um zu sehen, ob´s funktioniert. Wer genau hinschaut, wird erkennen:

dass eine Gondel nicht symmetrisch gebaut ist; eine Seite ist weniger gerundet als die andere;
dass der Gondoliere nicht auf der Achse des Bootes steht, sondern auf einer ganz bestimmten Stelle für die Fahrt geradeaus, auf einer anderen für die Drehung nach rechts und wieder auf einer anderen für die Wende nach links;
dass der Ruderschlag in drei Bewegungsabläufen ausgeführt wird: beim ersten wird das Ruder ins Wasser getaucht, der zweite gibt den Schub und dreht dabei die Gondel leicht nach Backbord – das ist links, verdammte Landratten! – zuletzt wird das Ruder wieder aus dem Wasser geführt und dabei die Richtung korrigiert. Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Bewegung besteht darin, den Griff des Ruders so zu drehen, dass der Schaft zum Schluß horizontal zur Halterung liegt. Die Moral von der Geschicht´ ist, dass die Apparate nicht leicht zu steuern sind. Und da die Zahl der Gondolieri begrenzt ist, rund vierhundert, liegen die Preise hoch. Was zu beweisen war.

Eine neue Gondel kostet mehrere tausend Euro. Die traditionelle Spazierfahrt kommt, wie mehrfach angedeutet, reichlich teuer: Seufzerbrücke, Rialto, Canal Grande. Nebenbei nicht vergessen, dass bis zu fünf Personen in so ein Gefährt passen. Damit wird es für den Einzelnen entsprechend billiger. In jedem Fall muß man jedoch feilschen. Gehen wir frühmorgens hin, so gegen 9h, wenn die Gondolieri noch auf Kunden warten ' die Touristen schlafen lang, wie männiglich bekannt.

Gondelfahren leicht gemacht

Zu Büroschluß gewährleistet ein von den Venezianern gern benutzter und in Touristenkreisen wenig bekannter traditioneller Gondeldienst (Traghetto) die Überquerung des Canal Grande. Hier bietet sich von morgens bis abends Gelegenheit zu einer Gondelfahrt! Das eingesetzte Modell ist übrigens durchaus »echt«, also schwarz angestrichen mit silbrigem Bug, dafür aber weniger komfortabel als die ausgesprochenen Promenade–Gondeln. Der Gondoliere trägt Jeans und ein T-Shirt und hat während der Überfahrt nichts gegen einen lustigen Schnappschuß einzuwenden.

Die Traghetti warten an einem Dutzend Haltestellen längs des Canal Grande an beiden Ufern. Am leichtesten zu finden ist die Haltestelle 200 m südlich der Rialto-Brücke über der Fondamenta del Vin, etwa auf der Höhe der Calle Paradiso (auch am Palazzo Gritti und am Ca d´Oro). Eine andere, beliebte Gondellinie verbindet die Stadtviertel S. Paolo und S. Angelo (Ca´Garzoni). Einsteigen hinter der S. Tomà-Kirche, oder in der Nähe der Ca´Garzoni–Kirche. Die übrigen Pendelboote schippern von der Chiesa della Salute nach S. Maria del Giglio, von der Ca´Rezzonica nach San Samuele, von S. Silvestro nach Riva del Ferro und vom Campo della Peschiera nach S. Sofia.